„Das macht mir Mut!“ Gelungener Auftakt des Werdener Patenschaftnetzwerks für Flüchtlinge
Die „Revolution“ fand nicht im kleinen, sondern im großen Saale der Domstuben statt. Veranstalter Andreas Brinck war perplex: „Darauf war ich jetzt nicht vorbereitet!“
Seine facebook-Initiative „Werdener Flüchtlingspatenschaftsnetzwerk“ ist ein durchschlagender Beweis dafür, wie schnell sich über die sozialen Netzwerke gleichgesinnte Menschen finden können. Doch auch die nicht im Internet beheimateten Werdener hatten den Weg in die Domstuben gefunden. Gemeinsames Ziel aller Anwesenden: „Wir möchten helfen!“
Anlass der Zusammenkunft war die Initiative des gebürtigen Werdeners Brinck, doch in der Diskussion um das neue Erstaufnahmeinrichtung des Landes für Flüchtlinge auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Kutel in Fischlaken die Menschen, um die es geht, nicht außer Betracht zu lassen: „Wir müssen uns um die leider so verunsicherten Anwohner genau so kümmern wie um die zu erwartenden Flüchtlinge.“
Was für Menschen zu erwarten sein? „Die kommen mit Ängsten und ganz wenig Gepäck!“
Gute Gespräche
Andreas Brinck freute sich, dass sich eine breit gestreute Auswahl an Menschen mit völlig unterschiedlichen Motivationen zusammengefunden hat, die auch verschiedene Erfahrungswerte mitbringen: „Ich bin da eher naiv und weiß noch gar nicht, was uns erwartet. Wir müssen zunächst Informationen sammeln, bevor wir loslegen: Was sind die Bedürfnisse? Was können wir leisten? Dürfen wir das einfach so? Ich hatte schon so viele gute Gespräche, mit Pro Asyl, mit der Kirche, mit Sozialdezernent Peter Renzel, mit ganz normalen Mitbürgern. Heute sitzen hier so viele Mitstreiter, das macht mir Mut!“
Dass aus zunächst „nur“ gutem Willen schon viel Gutes geschaffen wurde, aber „gut gemeint“ oft falsch läuft, war den Teilnehmern klar. Aber es herrschte auch Einigkeit: „Wir haben alle ein großes Herz!“
Die neue, sehr große Flüchtlings-Erstaufnahme wird ein ganz neuer Typ solch einer Einrichtung, mit ganz anderen Standards als die bekannten kleinen kommunalen Heime haben.
Deutsch lernen
Die Flüchtlinge werden maximal drei Monate an Ort und Stelle verweilen, sind auch relativ viel beschäftigt mit Behördengängen. Ob die Kinder schulpflichtig sind, muss noch geklärt werden. Allerdings dürfte es auch hier so sein, dass es fast keine Betreuung für die Jüngsten gibt: „Die hängen in der Luft!“
Spielzeug, Betreuung der Kinder, vielleicht ein Spielfest sind erste Ansatzpunkte, wichtigstes Element dürfte aber der Sprachunterricht sein: „In drei Monaten kann man erstaunlich viel Deutsch lernen!“
Hier gibt es zum Beispiel für den Elementarbereich einheitliche Lern-Module, die auch in einer anderen Unterkunft weitergeführt werden können. Es waren auch genug Pädagogen im Raum, die ehrenamtlich solch einen Sprachunterricht anbieten würden.
Da noch so viele Fragen offen seien, solle man doch Vertreter von anderen Runden Tischen zu einer Art „Fortbildung“ einladen, sie berichten lassen: „Was hat sich bewährt?“ Man müsse nicht die gleichen Fehler noch mal machen.
Erste Ziele sind formuliert: Eine Kleiderkammer anbieten, Deutschkurse, Patenschaften, Aktivitäten, psychologische Hilfe, einfach nur Wärme geben...
Demnächst wird es zusätzlich zur facebook-Gruppe einen Newsletter und eine Homepage geben.
Nächstes Treffen am 15. Dezember
Für das nächste Treffen am Montag, 15. Dezember, wieder um 20 Uhr in den Domstuben, soll der Essener Sozialdezernenten Peter Renzel eingeladen werden, „falls es sein voller Terminkalender zulässt!“
Sich an bestehende Strukturen andocken, aber den Charakter der Nachbarschaftshilfe beibehalten, so lautet der Plan: „Dann stehen wir da mit unserem Kuchen, da wird uns auch keiner wegjagen!“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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