Das Ende einer Tradition? Verschärfte Auflagen bedrohen den Bollerwagenumzug
Seit fast 40 Jahren ist er fester Bestandteil des waddischen Karnevals: der Bollerwagenumzug. Was als kleine Ansammlung von Freunden begonnen hat, ist über die Jahre zum Großevent mutiert - und genau das ist jetzt zum Problem geworden.
In Sachen Großveranstaltung begann mit der Loveparade-Tragödie im Jahr 2010 eine neue Zeitrechnung. Einfach mal was Nettes organisieren, Leute einladen und ausgelassen feiern ist (zumindest in einer gewissen Größenordnung) nicht mehr drin. Aufwendige Sicherheitskonzepte müssen im Vorfeld erarbeitet, Straßensperren und Co. aufgestellt, Versicherungen abgeschlossen werden. Für viele Veranstaltungen bedeuteten die verschärften Auflagen bereits das Aus, denn oft fehlte den ehrenamtlichen Organisatoren das Geld um die Auflagen umsetzen zu können. Schwerer noch als die Finanzen wiegt die Frage der Verantwortlichkeit. Wer möchte und kann schon für mehrere tausend Menschen die Verantwortung übernehmen? Vor diesen Problemen stehen jetzt auch die Freunde des Bollenwagenumzugs - ein lockerer Kreis aus Mitgliedern verschiedener Karnevalsvereine und privaten Gruppen wie der KG Lindenbeck, den Fischlaker Narren, den Freunden des Dingerkus-Gartenhauses, der KG Gesichts11 und Vertretern der Lokalpolitik. Natürlich möchten sie auch in 2017 mit ihren Bollerwagen durch die historische Altstadt Werdens ziehen und mit jeder Menge Kamelle für strahlende Kinderaugen sorgen. Doch ob das überhaupt noch möglich ist, diskutierte der Kreis auf Einladung von Peter Gabka, der jahrelang den Bollerwagenumzug organisiert und moderiert hat. Diesem Treffen gingen bereits mehrere Informationstermine bei der Stadt und beispielsweise mit dem Ordnungsamt vor Ort voraus, so dass Gabka seinen Mitstreitern ein konkretes Bild von den Auflagen, die für 2017 erfüllt werden müssen, geben konnte. In der Vergangenheit hatte sich die Stadt Essen nie groß um den Bollerwagenumzug gekümmert, mit einer Versicherung in Höhe von etwa 300 Euro, die bislang immer von einem engagierten Werdener privat getragen wurde, war die Sache erledigt. Künftig müssen aber etliche Halteverbotsschilder und Straßenbarrieren aufgestellt werden, die EBE nach dem Umzug mit mehreren Mitarbeitern die Straßen säubern, Rettungswagen vor Ort sein..
Unterm Strich steigen damit die Kosten inklusive besagter Versicherung auf etwa 2.500 Euro. "Das ist aber nicht das größte Problem, über Spenden könnten wir das Geld zusammenbekommen. Wir brauchen aber noch zusätzlich jemanden, der die Verantwortung gegenüber der Stadt übernimmt", unterstrich Peter Gabka beim Treffen in den "Domstuben". Er selbst hat beim diesjährigen Bollerwagenumzug nach vielen Jahren endgültig "das Zepter" aus der Hand gegeben, fühlt sich aber noch so mit der Traditionsveranstaltung verbunden, dass er seine Mitstreiter nicht ohne seine gesammelten Informationen rund um die Auflagen "ins Rennen" schicken möchte. Die Bollerwagenfreunde waren sich schnell einig, dass man sich dringend näher mit der Verantwortlichkeit auseinandersetzen müsse. In welcher Form würde denn der, der sich "mutig" voranstellt, persönlich im Falle des Falles haftbar gemacht? Ab welcher Größenordnung müsste man denn auch noch über ein Sicherheitskonzept nachdenken? Diese und ähnliche Fragen sollen bis zum nächsten Treffen in vier Wochen beantworten werden. Denn einfach aufgeben kommt (noch) nicht in Frage, es geht ja schließlich um die Tradition!
Autor:Nina van Bevern aus Essen-Werden |
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