Das Buch der Bücher

Dieses süße Quintett macht es sich auf dem Sofa mit der Bibel bequem.
Foto: Bangert
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    Foto: Bangert
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So funktioniert das mit der „Wander“-Bibel im Jona-Familienzentrum

Im Prinzip funktioniert es wie eine Leihbücherei. Die Bibel wird mit nach Hause genommen, die Eltern lesen abends daraus eine Gute-Nacht-Geschichte vor, reden mit ihren Kindern über das Gelesene.

Am nächsten Morgen wird im Sitzkreis über das Thema gesprochen, das Kind berichtet mit Unterstützung der Erzieher. Dann ist Zeit und Raum, um gemeinsam über das Gehörte zu reflektieren. Die Kleinen malen oder basteln etwas zum Szenario. Natürlich sollte man die Bibel wieder mitbringen, die anderen möchten ja auch mal dran sein. Sandra Mintrop leitet die Einrichtung seit 17 Jahren und lacht: „Bisher hat noch kein Kind das Zurückbringen verschwitzt. Die Entleiher am Wochenende oder gar in der Ferienzeit haben echt Glück, die dürfen das Buch der Bücher ein wenig länger bei sich behalten.“

Das Schiff und der Wal

Im Familienzentrum am Schwarzen werden von 7.30 bis 17 Uhr Kinder zwischen 2 und 6 Jahren betreut. Bewegung wird großgeschrieben, musikalische Früherziehung, Sprachförderung, verschiedene AGs, Forschen. Ein Snoezelenraum bietet Ruhe und Entspannung, das vollwertige Mittagessen ist allergikergerecht. Der große Außenbereich am Waldesrand lockt vor die Tür. Ein Schiff steht da, im Sand taucht ein blauer Wal. Die Wahrzeichen der Jona-Gemeinde. Mit dem Schiff ist Jona Ben Amittai vor Gott geflohen. Doch der entfachte einen großen Sturm, Jona überlebte im Bauch eines großen Wals, ging dann doch dahin, wo er hingehen sollte: Nach Ninive. Kann man nachlesen, am besten zusammen mit dem Nachwuchs, in einer schönen Kinderbibel mit bunten Bildern. Das Jona-Familienzentrum steht nämlich auch für Religions-Pädagogik. So wurde mit Pfarrer Klaus Baltes ein Konzept entwickelt, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. Über religiöse Themen, wie sie in der Bibel aufbereitet werden.

Ein kritischer Blick

Dieses Gespräch ist beileibe nicht Einbahnstraße, da kommt viel zurück. Die Kleinen sehen nämlich so manches aus der Bibel durchaus kritisch. Ein Gott, der straft. Ein Gott, der Ungerechtigkeiten zulässt. Auch Ungereimtheiten, die den Kindern ins Auge springen. Etwa die Schöpfungsgeschichte. „Es gab doch die Dinosaurier. Hat Gott die auch erschaffen?“ Tja, was soll man da antworten? Tiere regen sowieso die kindliche Fantasie an. Die Arche Noah? Kind wird doch noch mal fragen dürfen: „Warum nur zwei Mäuse? Was ist mit der dritten Maus? Warum muss die ertrinken?“ Sandra Mintrop wird ernst: „Die Gedankengänge der Kinder sind höchst interessant. Ein ganz anderer Blick auf altbekannte Geschichten.“ Da müssen die Pädagogen auch mal zugeben, dass sie keine Antwort parat haben: „Wenn wir nicht weiterwissen, dann sagen wir das auch.“ Nur so funktioniert ein ehrlich gemeinter Austausch auf Augenhöhe. Das Erzieher-Team hat überhaupt im Vorfeld viel diskutiert mit Pfarrer Baltes, da trat Kontroverses, aber auch halb Verschüttetes zu Tage: „Wie war das noch genau?“ Kain und Abel? Das Thema „Streit“ ist eine wichtige Debatte im Kindergarten. Da kommt es schnell zu moralisch-ethischen Grundsatzdiskussionen. Kinder haben ein gefestigtes Gerechtigkeitsempfinden, von dem sich die Erwachsenen vielleicht öfters eine Scheibe oder lieber gleich zwei abschneiden sollten. David und Goliath ist auch so eine Szenerie, die die „Kleinen“ beschäftigt, die sich irgendwie in der unüberschaubaren Welt der „Großen“ zurecht finden müssen. Sandra Mintrop fing 1998 am Schwarzen als Praktikantin an und hat etwas beobachtet: „Früher machten sich die Kinder ein Bild vom lieben Herrgott. So mit weißem Bart.“ Inzwischen nicht mehr: „Der schwirrt doch sowieso hier überall rum.“ Kindermund.

Großeltern-Nachmittag

Jede der drei Gruppen hat ein Exemplar dieser Bibel, die bei den roten Marienkäfern, den grünen Drachen und den blauen Delfinen kreisen. Sandra Mintrop hofft auf einen Ausbau der aufgrund der hohen Nachfrage an ihre Grenzen stoßenden Kita: „Wir bräuchten dringend noch eine gelbe Gruppe.“ Die Sammlung der künstlerischen Werke zur Bibel wächst stetig und wird demnächst stolz präsentiert. Am Mittwoch, 17. Mai, steigt ab 15 Uhr in der Jonakirche der Großeltern-Nachmittag. Die Omas und Opas kommen mit den Enkeln in die Kirche, dort sind ihre Kunstwerke ausgestellt. Nachher gibt es in der Kita Kaffee und Kuchen, Pfarrer Baltes darf ein Loch in den Bauch gefragt werden.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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