„Allein unter Männern“

7Bilder

„Mit den Jungs hier komme ich wirklich gut zurecht - kein Problem“, lacht Barbara Emmerich. Keine Selbstverständlichkeit - immerhin ist sie in leitender Funktion in einem Bereich der Entsorgungsbetriebe (EBE) tätig, der ansonsten fest in Männerhand ist, oder?

„In meinem Ausbildungsjahr-gang waren immerhin zwei weitere Mädels. Insgesamt gesehen ist das aber schon richtig - mehr Männer! Das stört mich aber nicht.“
Sie ist sozusagen Recyclinghof-Fachfrau der ersten Stunde. Nach ihrer Ausbildung zum Ver- und Entsorger war sie tatkräftig am Aufbau des Hofes an der Lierfeldstraße in Altenessen beteiligt. „Eine spannende Zeit damals - wir mussten ja erst einmal herausfinden, was die Bürger entsorgen möchten.“Nicht alle Angebote waren direkt ein Treffer ins Schwarze. „Flachglas zum Beispiel“ erinnert sich Emmerich, „Das sind beispielsweise Fensterscheiben - und die zu entsorgen war keine wirklich gute Idee. Die Leute haben die mit viel Schwung in die Container geworfen - die Scherben flogen meterweit. Die Verletzungsgefahr können Sie sich vorstellen, also haben wir dieses Angebot wieder gestrichen.“
2001 wechselte die engagierte Recycling-Fachfrau als Vorarbeiterin nach Kettwig. „Vor fünf Jahren sind wir dann mit dem gesamten Team hierhin auf das Gelände der ehemaligen Kläranlag an der Laupendahler Landstraße umgezogen. Und unsere Kunden sind natürlich mitgekommen.“ Viele seien regelrecht Stammkunden, die häufig und gerne wieder kämen. „Gerade die Grünabfall-Entsorger sehen wir regelmäßig. Viele verabschieden sich am Ende der Gartensaison von uns. ‚Bis zum Frühjahr, dann kommen wir wieder.‘. Einer kam dann doch noch im Dezember mit einem Sack Verschnitt. ‚Den habe ich extra stehen gelassen, damit ich nochmal zu ihnen fahren kann.“ Da haben wir un schon gefreut.“
Generell sei das Entsorgungsgeschäft ein Saison-Geschäft. „Im Frühjahr und Sommer kommen natürlich viele Leute mit Gartenabfällen. Wir nehmen allerdings nur den ganz normalen Verschnitt - keine Baumstämme oder Wurzeln - dazu fehlt uns eindeutig der Platz. Damit müssen die Bürger dann zur Lierfeldstraße fahren.“
Speziell in der Zeit vor Weihnachten würde viel renoviert. „Für die Feiertage soll eben alles schön sein“, mutmaßt Emmerich. Und natürlich würde rund um die Feiertage eine wahre Flutwelle an Verpackungsmüll über sie hereinbrechen. „Ab Mitte Januar und bis Ende Februar ist es dann relativ ruhig - bis ab März wieder Gartenabfälle und zu Ostern dann die Verpackungen zu ihnen gebracht würden.
„500 Kunden haben wir an einem durchschnittlichen Tag hier - da läuft es natürlich nicht nur harmonisch ab.“ Ganz abgesehen davon, dass die Entsorgungswilligen sich untereinander um Parkplätze streiten, sind wir hier natürlich auch erste Beschwerdestelle für alle möglichen Verfehlungen der EBE. Oder schauen Sie mal - das ist auch so ein Beispiel.“ Einige Minuten zuvor ist ein großer LKW eingetroffen, um die vollen Container gegen leere auszutauschen. In dieser Zeit ist das gesamte Gelände aus Sicherheitsgründen gesperrt. Eine lange Schlange Autos hat sich vor der Einfahrt des Hofes gebildet - aus einem steigt ein Mann mit einem Tütchen aus. „Der kann es jetzt nicht abwarten.... nützt aber auch nichts. Manchmal staunen wir schon über so wenig Einsicht. Aber die Leute haben kein Gefühl dafür, wie gefährlich es sein kann, zwischen den LKWs und Containern herum zu spazieren. Da gibt es dann keine Ausnahme.“ Die Debatte mit dem Herrn mit Tütchen dauert mindestens zehn Minuten - bis dieser resigniert wieder in sein Auto steigt. „Viele sind auch verärgert, wenn sie bei uns was bezahlen müssen. Zum Beispiel für Bauschutt oder auch wenn eine bestimmte Menge überschritten wurde. Das gibt häufig Ärger.“
Aber natürlich würde ihr Arbeitsalltag nicht nur aus Beschwerden und verärgerten Kunden bestehen. „Das, was ich mache, mache ich mit Leib und Seele. “ Ganz klar, dass sie auch zu Hause auf der Margarethenhöhe für sämtliche Abfall-Fragen zuständig ist. „Natürlich nehme ich auch größere Teile mit zur Arbeit“, lacht Emmerich. Und auch im Urlaub kann sie nicht ganz die Finger von der Entsorgung lassen. „In Süd-Tirol habe ich mir letztens erst noch die Mülltonnen angeschaut - die hatten einen roten Deckel. Bei uns verbergen sich dahinter Medikamente - in Süd-Tirol anscheinend der Papiermüll. Wieder was gelernt“, schmunzelt sie. Einmal Entsorger - immer Entsorger.

Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.