Trainer in der Fußball-Bundesliga: Da lach ich mir ja den Arsch ab!

Trainer in der Fußball-Bundesliga? Hört sich nach einem Traumjob an. Ruhm, Geld, willenlose Groupies und endlich einmal lange Ausschlafen. Bei uns in Bochum sogar richtig lange, denn die täglichen Übungseinheiten beginnen erst um 11 Uhr am frühen Mittag. Das hört sich doch schwer nach dem Paradies auf Erden an. Und das wäre es sicherlich auch, wenn da bloß nicht immer diese bösen Journalisten wären.

Zu jeder Tages- und Nachtzeit wollen sie irgendetwas Glorreiches von einem hören - und das auf die immergleichen strunzlangweiligen Fragen. Da ist es doch kein Wunder, wenn man als ermüdeter Fußball-Lehrer irgendwann Lust und Laune verliert und anfängt ohne groß Nachzudenken zu phrasieren. Aber auch das schmieren einem die schmierigen Kerle von der schreibenden Zunft dann wieder genüsslich um die Ohren.

Als am Wochenende der VfL Bochum auf seiner launigen Achtbahnfahrt durch die Schweineliga Halt im regennassen Karlsruher Wildpark machte und locker-leicht 2:0 gewann, meinte Alt-Trainer-Fuchs Friedhelm Funkel anschließend auf der Pressekonferenz den Journalisten die Schallplatte Nummer 15 »Den Gegner loben, auch wenn der total scheiße gespielt hat« präsentieren zu müssen. Eine sonderbare Entscheidung, die auch seinen KSC-Kollegen Markus Schupp erstaunt schmunzelnd zurückließ. Nachdem Funkel andächtig-temperamentvoll den Karlsruhern »große Leidenschaft« und »Laufbereitschaft« unterstellt hatte, kratzte sich Schupp kurz verwundert am Kopf und meinte dann mit einem Lächeln im Gesicht: »Herzlichen Dank, lieber Friedhelm, für die lieben Worte. Wir werden dann mal versuchen, das demnächst auch umzusetzen.«

Doch Funkel ist nun wahrlich kein Einzelfall im Liga-Zirkus. Sensationell und immer noch unübertroffen ist die Leistung des Ex-BVB-Trainers Thomas Doll, der auf einer einzigen Pressekonferenz auf vortreffliche Art und Weise mehr als fünfmal den Satz »Und das ist das, was mich so ärgert« unterbrachte. Hängen geblieben ist von diesem legendären 23. April 2008 allerdings viel mehr Dolls schwarz-gelbes Vermächtnis: »Da lach ich mir ja den Arsch ab«.

Der Meister aller Klassen wird aber wohl auch nach der Beendigung seiner aktiven Karriere für eine lange Weile der gebürtige Essener Otto Rehhagel bleiben. Sein Verhältnis zu Journalisten – ausgenommen natürlich das zu seinem Freund Rolf Töpperwien – ist mit dem Wort »schwierig« nur unzureichend zu umschreiben. Während der EM 2008 überraschte er die versammelte Reporterschar einmal mit einer seiner typischen Nettigkeiten: »Alles, was Sie im Kopf haben, weiß ich, bevor Sie es ausgesprochen haben.«

Da verwundert es nicht, dass eines Tages bei einer Pressekonferenz einem Journalisten der Kragen platzte. Als Rehhagel von oben herab alles Interesse der Reporter in einem Atemzug ersticken wollte und meinte, er würde von nun an nur noch absolute Fachfragen beantworten, erinnerte sich ein älterer Kollege der schreibenden Zunft an des Übungsleiters erlernten Beruf als Maler und Lackierer. Mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht wandte er sich ruhig und gelassen an Rehhagel und fragte: »Trainer, ich streiche gerade zu Hause das Kinderzimmer meines Sohnes. Haben Sie vielleicht einen Tipp für mich, welche Farbe...?«

Und damit wäre bewiesen: Nicht jeder Tag des Fußball-Lehrers in der Bundesliga ist ein Tag im Paradies. Aber ausschlafen ohne lästige Journalisten im Nacken, das kann er jetzt, der Herr Rehhagel. Und das ist doch auch schon mal was!

Autor:

Ben Redelings aus Bochum

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