Marielle Gutierrez - Eine mexikanische Nationalspielerin in Essen
Stillsitzen ist nicht die Lieblingsbeschäftigung von Marielle Gutierrez. Bereits nach wenigen Sekunden rutscht die gebürtige Mexikanerin unruhig auf ihrem Stuhl in der Eisdiele in Werden hin und her. Viel Phantasie ist in diesem Moment nicht nötig, um sie sich als dauerhaft in Bewegung befindenen Derwisch vorzustellen, der abwechselnd die linke Defensivseite oder das defensive Mittelfeld der SGS Essen II bearbeitet.
Eine Vorstellung, die ihr Trainer Markus Högner mit markigen Worten unterstreicht. „Marielle hat sich richtig gut bei uns integriert, bringt auch internationale Erfahrung mit und hat zuletzt bei unserem Sieg gegen Mönchengladbach auch ihre ersten beiden Tore gemacht. Sie ist in der Regionalliga oder in der 2. Bundesliga gut aufgehoben.“
Dass der Sprung in die Bundesliga, in die erste Mannschaft der SGS Essen, noch zu früh für die Mexikanerin kommt, das hat Marielle Gutierrez für sich inzwischen auch erkannt. „Ich habe einen guten linken Fuß und eine sehr gute Kondition. Aber ich bin keine gute Sprinterin. Das kann ich trainieren wie ich will, ich werde einfach nicht schneller. Das ist schade, denn ich hätte gerne Bundesliga gespielt, aber vielleicht wäre das auch noch zu früh für mich gekommen.“
Liest man sich die bisherige Karriere der Mexikanerin durch, dann hätte sich der ein oder andere Bundesligaeinsatz gut eingefügt, aber auch so hat sich Marielle Gutierrez inzwischen gut von der Mega-City Mexiko Stadtauf die Idylle in Werden umgestellt. „Die ersten Tage waren hart. Wenn du aus Mexiko City kommst und landest hier in Werden, da liegen Welten dazwischen. Genauso ging es mir in den ersten Tagen am Gymnasium. Alle schauen dich an, alle wollen alles wissen. Damit muss man erst mal klarkommen.“
„Nach einem Wechsel in der Gastfamilie habe ich erst richtig Deutsch gelernt. Jetzt muss ich mich nur trauen, es zu sprechen.“ Marielle Gutierrez
Dass sie sich so schnell eingelebt hat, lag und liegt auch am Engagement ihrer beiden Gastfamilien in Werden. „In meiner ersten Familie hatte ich Glück, das wirklich alle Englisch gesprochen haben. Da konnte ich mich sofort verständigen. Das war toll. Richtig Deutsch gelernt habe ich aber erst nach meinem Wechsel in meine zweite Gastfamilie. Jetzt muss ich mich trauen, mehr zu sprechen.“
Organisiert und betreut wird der Aufenthalt von Marielle Gutierrez von Open Door International und direkt vor Ort von Heike Kartenbender. „Ich habe damals zum Glück die Bewerbung von Marielle gesehen und sie nach Essen geholt, damit sie auch bei der SGS Fußball spielen kann. Eine Kollegin stand nämlich kurz davor sie ins tiefste Bayern zu schicken.“
Bis November kann die junge Mexikanerin nun noch das Revier erkunden, ihre Lieblingsstadt Kölnbesuchen und an ihren sprachlichen und fußballerischen Schwächen arbeiten. Und vielleicht reicht die Zeit ja nicht nur, um die Sprache zu perfektionieren, sondern auch für einen Einsatz in der Bundesliga.
Zur Person:
Seit November 2012 ist Werden und das Gymnasium Werden die neue Heimat von Marielle Guiterrez. Die 18-jährige Mexikanerin spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr Fußball. 2011 debütierte sie für den Club de Futbol Femenil Andrea‘s Soccer Mexico in der ersten mexikanischen Liga. Neben insgesamt 15 Autritten in der U 17 Mexikos und der Teilnahme an der U 17-WM in Trinidad und Tobago feierte sie im Februar 2012 ihre Premiere im Trikot der mexikanischen Frauenfußball-Nationalmannschaft. In Essen spielt sie für die Reserve der SGS Essen in der Regionalliga, trainiert aber mit der Bundesligamannschaft des Frauenfußballklubs in Schönebeck.
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
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