Große Vorfreude aufs Lokalderby
Die Werdener Fußballtrainer André Bausch und Danny Konietzko über die bevorstehenden Lokalderbys und die Europameisterschaft
Man kennt sich. André Bausch und Danny Konietzko haben viele Jahre lang zusammen gekickt. Nun sind sie Cheftrainer der Werdener Vereine und philosophieren über die abgelaufene, die neue Saison, über die EM und die Jugend von heute.
Die SG Werden 80 rauschte aus der Kreisliga C direkt durch in die Kreisliga A. Satte 116 Treffer verhalfen zur souveränen Meisterschaft mit großem Vorsprung. Trainer Bausch ist immer noch überrascht: „Da hatten wir ganz andere auf dem Zettel. Doch unsere Altherrentruppe kann schon Fußball spielen, wenn man sie lässt. Wir wollten ja eigentlich gar nicht aufsteigen, viele trainieren unregelmäßig, da hätten wir den Titel nicht erwartet. War dann aber umso schöner!“
Ganz anders entwickelte sich der SC Werden-Heidhausen. Am Ende des zweiten Jahres knallharten Abstiegskampfes in der Bezirksliga stand der bittere Gang in die Kreisliga. Auch mit ein wenig zeitlichem Abstand muss sich Danny Konietzko schütteln: „Das wird immer weh tun. Die Saison verlief kurios. Nach dem ersten Trainingstag dachten alle, wir holen überhaupt keinen Punkt. Dann standen wir vor Weihnachten auf einem Nichtabstiegsplatz und haben den Kader kräftig verstärkt. Besonders Mathias Bednarski und Heiko Wirtz gaben der Defensive viel mehr Stabilität. Dafür brach unsere Offensive völlig ein, wir waren da nicht mehr konkurrenzfähig. Oft vergaben wir Punkte in letzter Minute und dann waren wir raus. Was uns fehlte, war ein Torjäger.“
Herber Verlust
Den hatten die 80er in Kevin Maskow, der mit 39 Treffern glänzte, stets gut bedient wurde von Mittelfeldlenker Rene Sperling. Ausgerechnet diese Beiden werden zukünftig fehlen. Maskow geht zu Blau Gelb Überruhr, Sperling möchte nicht mehr, so Trainer Bausch: „Kevins Abgang wird schon schwer zu verkraften sein, doch Rene können wir gar nicht ersetzen. Die Standards, die Tempowechsel, die präzisen Bälle, die sich sonst keiner traut…ein herber Verlust!“
Auffangen möchte die SG die Personalien mit Oldtimer Markus Dymala. Der 38-Jährige kehrt zurück in den Stadtteil, hat immer noch Klasse vor dem Tor: „Es gibt kaum einen besseren im Strafraum!“ Marvin Baumeister kommt aus Burgaltendorf, wurde hinter Maskow Zweiter der Torschützenliste. Bausch: „Interessanter Mann. Außerdem haben wir noch drei, vier Spieler in der Pipeline. Aber erst einmal die Wechselfrist abwarten. Das Wort eines Fußballers zählt heutzutage nichts mehr!“
Überhaupt ein Thema für die Beiden, die als Spieler unzählige Schlachten gemeinsam geschlagen haben. Die junge Spielergeneration ist so ganz anders als ihre damals. Konietzko: „Ich habe jetzt die Urlaubspläne bekommen. Der eine ist zwei Monate am Stück weg, der andere wird demnächst länger ins Ausland gehen. Beruf, Studium, Schule, andere Interessen, alles geht vor. Ich tu mich da noch schwer, aber der Stellenwert des Fußballs ist nicht mehr gegeben.“ Da pflichtet ihm André Bausch bei: „Fußball ist nicht mehr die schönste Nebensache der Welt. Über die Ausreden könnte ich ein Buch schreiben. Der eine muss mit dem vierbeinigen Liebling zur Hundeschule, der andere hat Jahrestag mit der Freundin. Unfassbar!“ Früher hat man noch lange nach Training oder Spiel zusammen gehockt, auch mal ein Bierchen gezischt, das ist vorbei: „Heute sagen sie ‚Guten Tag‘ und dann flott ‚Auf Wiedersehen‘ - wenn überhaupt.“
Identifikation
Auch der SC Werden-Heidhausen hat etliche Abgänge zu verkraften, doch Danny Konietzko ist extrem zuversichtlich: „Mit Collins Wagner, Marius Neef, Nick Hölzer haben wir blutjunge, schnelle Leute dazu gewonnen. Und Wolfgang Dymala könnte den Unterschied ausmachen, von ihm erwarten wir viel. Wolli kommt aus dem Verein, war lange weg, ist nun zurück und hat Bock auf die Sache!“ Das ist ein Thema für Konietzko: Identifikation mit dem Verein. Die ist im Abstiegskampf irgendwie abhanden gekommen, die Zuschauer konnte man an zwei Händen abzählen. Das wird nun besser, denkt der Übungsleiter: „Wir haben jetzt eine junge Mannschaft beisammen, rund 80 Prozent sind aus dem Ort, kommen aus der eigenen Jugend. Die Gegner kommen aus der Nachbarschaft und sind deutlich attraktiver als Clubs etwa aus Wuppertal.“
In der neuen Spielzeit ist die stärkste Kreisliga aller Zeiten zu erwarten. Etliche Clubs haben tief in die Tasche gegriffen und höherklassige Spieler verpflichtet. Heisingen, Kupferdreh, besonders Yurdumspor und Blau Gelb Überruhr haben auf dem Transfermarkt extrem zugeschlagen. Bei dieser Goldgräberstimmung können und möchten die Werdener Clubs nicht mithalten. André Bausch schmunzelt: „Bei uns gibt es gar nix. Wir müssen uns sogar die Sponsoren für die Trainingsanzüge selbst suchen…“
Auch beim SC Werden-Heidhausen bleibt das Portemonnaie zu, so Danny Konietzko: „Dazu ist der langjährige Trikotsponsor abgesprungen. Da hat es uns umso mehr gefreut, dass Zweirad Spree aus Mülheim nun unsere Brust ziert, uns für zunächst zwei Jahre sehr großzügig unterstützt.“ Weitere Personalie: „Fabian Papierok handelt mit Leib und Seele für den Verein, ich bin sehr froh, dass er mein Co-Trainer wird!“
Das Lokalderby
Nun treffen nach vielen Jahren beide Vereine wieder im Wettkampf aufeinander. Wie gehen Bausch und Konietzko ins Spiel? André Bausch hat einen kreativen Vorschlag: „Überhaupt nicht. Wir knobeln es aus!“ Nun wird er ernst: „Wir versuchen uns zu wehren. Aber können wir das Tempo mitgehen? Ich wünsche dem SC Werden-Heidhausen den Aufstieg mit 32 Saisonsiegen. Doch die zwei Spiele gegen uns brauchen sie nicht zu gewinnen.“ Danny Konietzko weiß, dass es schwer wird: „Uns schiebt man die Favoritenrolle zu. Stimmt, wir haben das Tempo, aber die 80er unglaublich viel Erfahrung und Routine. Wir möchten natürlich gewinnen, ist doch logisch. Auf jeden Fall haben so Beide ein Heimspiel mehr…“
Von Taktik geprägt
Die Europameisterschaft wird jetzt schon von vielen Experten abqualifiziert, das sei langweiliger Verhinderungsfußball. Das sehen die Werdener Übungsleiter doch differenzierter. Konietzko: „Die Taktik prägt halt das Turnier. Das Schöne sind die Isländer. Während Toni Kroos immer nur fünf Meter nach links schlendert und fünf Meter nach rechts, dabei auf 100 Ballkontakte kommt, rennt der Isländer wie ein Bambinispieler von Eckfahne zu Eckfahne. Taktik hat einen sehr hohen Stellenwer gewonnen, da bleibt das schöne Spiel auf der Strecke. Aber zum Beispiel die italienische Abwehr: Die laufen in so einem Spiel insgesamt nur 240 Meter, aber jeder Meter ist richtig verschoben. Das mag für den Außenstehenden nicht schön aussehen, aber am Ende zählt nur der Titel!“ Auch André Bausch beobachtet die Entwicklung: „Ist halt sehr europäisch, allen wollen erst einmal hinten dicht halten. Wenn man dagegen die Copa America sieht, da gehen Spiele 7:1 oder 5:2 aus, dort wollen sie noch für die Zuschauer spielen. In Europa sind alle hervorragend geschult, da gibt es kein Fallobst mehr.“
Fürs Spiel gegen den „Angstgegner“ Italien trauen die Beiden der Jogi-Elf Großes zu. André Bausch schwankt noch: „Entweder es gibt ein dreckiges 0:0 oder wir drehen richtig auf und werden mit 3:0 siegen“ Danny Konietzko hat sich schon festgelegt: „Wir gewinnen mit 2:0 Toren.“ Wer Europameister wird, ist für die Werdener Trainer eh‘ keine Frage…
SC Werden-Heidhausen
Trainer: Danny Konietzko
Trainingsbeginn: 5. Juli
Zugänge: Wolfgang Dymala (SC Frintrop), Nick Hölzer (SSVG Velbert U23), Marius Neef (SSVG Velbert U23), Collins Wagner (SC Velbert II).
Abgänge: Calogero Cavaleri (unbekannt), Armin Gusalic (SV Heißen), Kevin Hougardy (DJK Mintard), Florian Komenda (ESG 99/06), Serkan Özer (unbekannt), Mali Sirin (unbekannt), Alfio Verzi (DJK Mintard).
Saisonziel: Oberes Tabellendrittel
SG Werden 80
Trainer: André Bausch
Trainingsbeginn: 6. Juli
Zugänge: Marvin Baumeister (SV Burgaltendorf III), Markus Dymala (SC Frintrop), Tim Lindemann (RSC Essen), Stephan Wandt (SC Werden-Heidhausen III).
Abgänge: Pascal Masermann (RUWA Dellwig), Kevin Maskow (BG Überruhr), Rene Sperling (Karriereende).
Saisonziel: Nichtabstieg
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.