Bochum und der FC Bayern - Die deutschlandweit umstrittene Fanfreundschaft!
Keine andere Frage wird mir unterwegs auf meiner Tour häufiger gestellt als diese: “Ihr (also die Fans des VfL Bochum) seid doch mit den Bayern befreundet, oder? Da gibt es doch diese Fanfreundschaft, ne?” Also, um das ein für allemal zu klären. Das ist so:
Fanfreundschaften sind ein Spiegelbild des realen Lebens. Nicht immer gelingt es, die richtigen Kontakte zu knüpfen. Manchmal gerät man auch in Kreise, vor denen einen die Eltern immer beschützen wollten. Und bei manchen Freundschaften ist man für einen bestimmten Lebensabschnitt ganz dicke miteinander verbunden und verliert sich dann irgendwann aus den Augen. Wenn das Schicksal es will, fällt man sich schließlich eines Tages noch einmal gefühlsduselig in die Arme und schwört sich von nun an endgültig die ewige Treue.
Als Hermann Gerland Herbert Grönemeyer zur Pokalfeier 2010 nach Berlin einlud, musste sich der Ruhrgebietsbarde die Frage gefallen lassen, ob er jetzt zum FC Bayern übergelaufen sei? Grönemeyer antwortete überlegt: »So weit ist es noch nicht. Es gibt aber eine sehr enge Freundschaft zwischen dem VfL Bochum und den Bayern.« Der Text erschien prominent platziert auf der offiziellen Interseite des FC Bayern.
Die Fanfreundschaft zwischen Bochum und München ist eine der bekanntesten wie umstrittensten in ganz Deutschland. Unterschwellig klingt stets eine Spur Hohn und Verachtung für diese spezielle Anhänger-Ehe mit. Denn wer will schon mit dem großen FCB befreundet sein? Auch in Bochum ist die Sache unter den Fans nicht so eindeutig.
Entstanden ist die Verbindung der Sage nach im Jahre 1973. Bei einem Spiel in Bochum wurden Anhänger des FC Bayern auf der Castroper Straße von VfLern angegangen und verfolgt. Erst das Eingreifen der »Bochumer Jungen«, einem der ältesten Fanklubs Deutschlands, verhinderte eine größere Schlägerei. Anschließend tranken die Anhänger miteinander einige Gläser Pils und verbrüderten sich. Nach und nach entwickelten sich so – teils auch private – Freundschaften. Und eines Tages gipfelte die Zuneigung in einem gemeinsamen Fanschal.
Mitte der Neunziger allerdings entstanden erste Risse. Nur noch selten hörte man die früher typischen Gesänge »Deutscher Meister wird nur der FCB« in der Bochumer Ostkurve. Man hatte sich irgendwie aus den Augen verloren.
Mittlerweile wird in Bochum wieder offen über eine Neuauflage des Fanschals diskutiert. Vermutlich hat die offiziell besiegelte Verbindung zwischen der »Münchner Schickeria« und den »Ultras Bochum« zu einer Wiederbelebung der traditionellen Fanfreundschaft bei bestimmten Teilen der Anhängerschaft geführt.
Und wer weiß, vielleicht ist auch Hermann Gerland unbewusst als Vermittler zwischen diesen beiden Welten ein nicht zu unterschätzender Faktor. Aber ob es noch einmal die ganz große Liebe wird …? Vielleicht bleibt man auch nur Freunde!
Autor:Ben Redelings aus Bochum |
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