Auf die Matte geschickt - Mady Reimers besteht die Schwarzgurtprüfung auf Anhieb

Ist das nicht ungehörig, wenn so eine junge Dame den älteren Herren im wahrsten Sinne des Wortes „flachlegt“? Nein, WTB-Judoka Jean-Claude Frère freut sich sogar, dass sein Schützling Mady Reimers die kniffligen Prüfungen zum 1. Meister-Grad bestanden hat!
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  • Ist das nicht ungehörig, wenn so eine junge Dame den älteren Herren im wahrsten Sinne des Wortes „flachlegt“? Nein, WTB-Judoka Jean-Claude Frère freut sich sogar, dass sein Schützling Mady Reimers die kniffligen Prüfungen zum 1. Meister-Grad bestanden hat!
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Die junge Dame schnappt sich den älteren Herrn, wirft ihn über die Schulter, der Weißhaarige klatscht mit Wucht auf den Boden, schüttelt sich und pustet durch: „So langsam werde ich zu alt für sowas!“ Von wegen…

Judo hält jung! Beispiel gefällig? Jean-Claude Frère wird bald 80 Jahre alt, aber das Funkeln in den Augen könnte einem 18-Jährigen gehören. Die Galionsfigur des Werdener „sanften Weges“ - die wörtliche Übersetzung von „ jūdō“ aus dem Japanischen – ist „fit wie ein Turnschuh“, obwohl er im Dōjō – der Trainingshalle – natürlich keine Schuhe trägt.
Seit 1971 lebt Frère in Essen, trainierte beim Polizeisportverein: „Dann wurde ich angesprochen, ob ich Uli Legel mit seinem WTB helfen kann, eine Gruppe aufzubauen!“ Das ist nun auch schon fast 20 Jahre her. Mady Reimers war da noch gar nicht geboren, aber das Judo-Gen schon angelegt, wie beim großen Bruder Hagen: „Unser Großvater war auch Judoka, im Sauerland. Und ich habe immer davon geträumt, mal so gut zu werden wie der Opa…“ Das hat sie geschafft, die Enkeltochter Mady. Ein Kindheitstraum ist erfüllt.

Sho-dan

Seit dem 31. Mai diesen Jahres darf sie über ihrem „Judogi“ genannten weißen Baumwoll-Anzug stolz den schwarzen Gürtel tragen! Mady Reimers bestand die kniffligen Prüfungen zum 1. Meister-Grad („Sho-dan“) und erweitert eine exklusive Gruppe beim WTB. Mit Thierry Moreaux (1.Dan) und Stefan Koch (2.Dan) bildete Jean-Claude Frère bisher den „Meister“-Zirkel, dem nun auch eine junge Dame angehört. Den schwarzen Gürtel erreicht man durch anspruchsvolle Aufgaben, so wurde Jean-Claude Frère mit dem 5. Dan ausgezeichnet. Dies ist auch der höchste Grad, den man durch Prüfungen erreichen kann. Alle darüber hinaus gehende Gürtel werden ehrenhalber vergeben – zum Beispiel an verdiente Funktionäre.

Die Gürtelfarben

Es gibt die „Kyū“-Schülergrade bis zum Ikkyū, dem braunen Gürtel, und die „Dan“-Meistergrade, die mit dem schwarzen Gürtel beginnen. Anfänger bekommen einen weißen Gürtel und können durch Prüfungen - Fallübungen, Stand- und Bodentechniken - den nächst höheren Grad erlangen. Das Training für diese Prüfungen führt zu einem noch besseren Beherrschen der jeweiligen Techniken, da auf eine absolut saubere Ausführung geachtet wird. Beim höchsten Grad schließt sich der Kreis - der 10. Dan ist wieder ein weißer, aber breiterer Gürtel aus Samt.

Mit Spaß – aber Vorsicht!

Bei den „Weißgürteln“ ab 5 Jahren sorgen erfahrene Trainer dafür, dass Spiel und Spaß bei ihren Schützlingen im Vordergrund stehen. Die Kleinen können sich austoben und sind mit großem Eifer bei der Sache.
Doch bald heißt es: „Vorsicht - ein unvorsichtiger Schritt und der Gegner nutzt eure Kraft aus, um euch umzuwerfen!“ Disziplin ist bei Anton, Cederic, David und Co. angesagt, wildes Herumbalgen völlig fehl am Platze. Denn nur mit absoluter Konzentration kann man mit geringem Kraftaufwand einen stärkeren Gegner besiegen und ihn laut klatschend auf die „Tatami“ genannte Matte purzeln lassen. Die Trainer stellen sich auf jeden einzelnen der kleinen Judoka ein und fördern ihn individuell. Ganz nebenbei erzieht Judo die Kinder und Jugendlichen zu Fairness und Kameradschaftlichkeit und stärkt ihr Selbstbewusstsein. Das philosophische Grundprinzip der vollkommenen Kontrolle über Geist und Körper geht einher mit gegenseitigem Helfen und Verstehen: „Ein Judoka ist man nicht nur auf der Matte, sondern im ganzen Leben!“
Ziel beim Wettkampf ist es, den Gegner durch Anwenden einer Technik kontrolliert auf den Rücken zu werfen. Neben den Wurftechniken gibt es viele verschiedene Halte-, Armhebel- und auch Würgetechniken. Da muss man auch verlieren können, weiß Jean-Claude Frère: „Die Kinder müssen lernen, dass es immer einen besseren gibt.“

Zeit der Prüfung

Im Oktober 2001 fing Mady Reimers beim WTB an, arbeitete sich durch alle Schülergürtel. Zwei Jahre nach dem Erwerb des Braungürtels war die Zeit reif, die Prüfungen zum 1. Dan abzulegen. Im November begannen die Vorbereitungen. Mady fand eine Partnerin aus Oberhausen, mit der sie intensiv trainierte: „Einmal bei ihrem Club, dann bei uns in Essen, das hat gut geklappt!“ Die Schicksalsgemeinschaft half auch über so manche Hürde und tiefes Loch: „Wir haben so viel trainiert – da war man manchmal so platt, dass man hinschmeißen wollte. Da haben wir uns gegenseitig aufgemuntert und neu motiviert!“
Der Lohn der Mühen sollte am entscheidenden Tag der großen Prüfung erkämpft werden. In drei Teilen wurden die Schwarzgürtel-Aspiranten auf Herz und Nieren geprüft – sechs gestrenge „Richter“ saßen in der Jury. Im Stand, am Boden, dazu die „Kata“ genannte festgelegte und namentlich benannte Abfolgen von Techniken. Besonders diese Nage-no-kata hatte es in sich: „Da haben alle vor gezittert!“ Zuletzt stellte Mady Reimers noch ihren Spezialwurf vor, einen Schulterwurf namens Seoi-nage – dann war es geschafft und die junge Werdenerin überglücklich. Ende Juni gibt es einen Lehrgang für Kyū-Prüfer. Mady Reimers schaut wild entschlossen: „Es gibt noch so viel zu lernen!“ Du schaffst das, junge Dame…

Die Trainingszeiten der WTB-Judoka:

Das Dōjō ist die Turnhalle der Ludgerusschule, Kellerstraße 86
montags:
17 bis 18.30 Uhr Schüler (9 bis 14 Jahre)
18.30 bis 20 Uhr Jugendliche und Erwachsene
freitags:
15 bis 16 Uhr Anfänger weiß (ab 5 Jahren)
16 bis 18 Uhr Klassen weiß / gelb-braun (Kampfgruppe)

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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