Am Grün geschnuppert

Zweitklässler testen Golfsport beim Projekt „Abschlag Schule“

Eine idyllische Ruhe liegt über den Heidhauser Höhen. Hier befindet sich in der Straße Preutenborbeck mit Blick übers Ruhrtal und Plätzen, die bis zum Hespertal herabreichen, der Golf Club Essen-Heidhausen. Heute ist der 1970 entstandene Verein mit etwa 1000 Mitgliedern Gastgeber für Zweitklässler der Fischlaker und der Grundschule an der Jacobsallee.
„Wir beteiligen uns am bundesweiten Golfprojekt ‚Abschlag Schule’ und nutzen den Tag natürlich auch, um weiteren Nachwuchs für unseren Sport zu gewinnen“, erklärt die Jugendwartin des GC Essen-Heidhausen, Petra Grube. Das vom Deutschen Golf Verband geförderte und von der Vereinigung clubfreier Golfspieler ins Leben gerufene und finanziell unterstützte Projekt hat seit 1999 über 4.500 Schulprojekte mit mehr als 75.000Schülern gefördert.
Insgesamt drei Stationen durchlaufen die Schüler an diesem Schnuppermorgen und werden dabei von den Trainern Tim Müller und Patrick Fromme genau unter die Lupe genommen. „Wir gucken natürlich auch, ob wir hier heute Talente entdecken, die dann im Rahmen unserer Jugendtalentförderung die Möglichkeit haben, den Golfsport gegen einen geringen Beitrag zu erlernen“, räumt die Jugendwartin gleich einmal mit dem Vorurteil auf, dass der Sport für junge Menschen unerschwinglich ist.
Mittlerweile tummeln sich die ersten Kinder auf der sogenannten Driving-Ranche, um Abschläge zu üben. Bevor es losgeht, bittet Golflehrer Tim Müller die Kinder sich erst einmal mit dem Ball an den Kopf zu schlagen. „Ganz schön hart was?“, fasst er die Reaktionen um ihn herum zusammen, „genau aus diesem Grund ist die Sicherheit beim Golfspielen das Allerwichtigste. Passt also genau auf, wo ihr steht und auch, dass niemand von eurem Schläger getroffen werden kann.“ Nach einigen Orientierungsfragen wie z.B.: „Wie rum muss ich den Schläger denn halten?“, geht’s dann los. Munter werden gut sichtbare gelbe Bälle ins Grüne geschlagen, während andere noch damit zu kämpfen haben, überhaupt das kleine Rund zu treffen. Einer, der es gleich ganz gut hinbekommt, ist der achtjährige Maurice: „Ich spiele ja schon Hockey, hier darf ich aber noch weiter ausholen“, freut er sich und greift zum nächsten Ball. So viel Begeisterung springt auch dem Trainer ins Auge. „Bei der Suche nach Talenten ist neben der Technik, vor allem auch die Motivation der Schüler ein wichtiger Faktor, wenn wir Nachwuchs suchen.“
Aber auch die Koordinationsfähigkeit gehört seiner Meinung nach zu den wichtigsten Punkten beim Golf. Getestet wird sie an einer weiteren Station. Auf Wackelbrettern stehend werfen die Kinder sich Tennisbälle zu, passieren mit verschiedenen Schrittkombinationen eine am Boden liegende Leiter oder Werfen den Ball ins Gelände. „Hier werden weitere wichtige Dinge wie Gleichgewichtssinn, Standfestigkeit in der Dynamik und Orientierung geübt.“
Aber nicht nur die sportliche Komponente macht das Golfspiel aus, so findet Schulleiterin Susanne Süß: „Das ist hier heute eine tolle Gelegenheit - gerade auch für die Kinder die vielleicht sonst nicht den Zugang haben - darüber hinaus werden beim Golf Fähigkeiten wie Koordination und Disziplin geschult, außerdem findet er in der freien Natur statt“, lobt sie.
Nicht zu unterschätzen ist wohl auch, dass der Nachwuchs Werte, die heutzutage scheinbar immer häufiger in Vergessenheit geraten, hier wieder lernt. „Unser Club bietet den Kindern eine schöne Umgebung, dass sie diese pfleglich behandeln, indem sie beispielsweise herausgeschlagenen Rasenstücke wieder einsetzen, gehört auch zum Training“, erläutert Petra Grube, „darüber hinaus legen wir auch viel Wert auf einen netten Umgang miteinander und bitten darum, dass man untereinander höflich ist und sich zum Beispiel grüßt.“
An der dritten Station bemüht sich derweil der achtjährige Olli einen seiner neonfarbenen Bälle in das mit einer Fahne gekennzeichnete Loch zu bekommen. Hier wird das Einlochen oder wie die Kinder lernen, das ‚Putten’ geübt. „Macht sehr viel Spaß“, lautet sein Kommentar.
Sollten er oder einige der anderen Kinder sich dafür entscheiden, hier dem Golfclub beizutreten, winkt ihnen vielleicht mal ein ganz besonderer Ausblick über ihre Heimatstadt.
„Auf unserem Platz mit Namen ‚Schau in Land’ markiert eine Tafel den höchsten Punkt von Essen“, schmunzelt die Jugendwartin.

Autor:

Birgit Hölker-Schüttler aus Essen-Werden

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