Der Heidhauser Forscher Lukas Müller kämpft für Meeresschutzgebiete
Der mit dem Hai taucht
Der Heidhauser Lukas Müller ist Wissenschaftler. Aber bestimmt keiner, der sich in Bibliotheken oder Labors verkriecht. Er taucht in den Meeren dieser Welt und kämpft für Schutzgebiete.
Der 29-Jährige hat den Master in „Science in Marine Resources Management” und zählt bedrohliche Warnzeichen auf: „50 Prozent aller Tiere sind verschwunden von diesem Planeten und fast die Hälfte aller Pflanzen. Da müssen wir drüber reden. Mehr als die Hälfte unseres Sauerstoffs kommt aus dem Meer. Aber 96 Prozent des Ozeans sind völlig ungeschützt vor Fischerei und Verschmutzung. Die marinen Ökosysteme sind viel komplexer als die an Land und vieles haben wir noch gar nicht verstanden.“ Apnoetaucher Müller hat sich auf das Erforschen von Haien und ihre Bedeutung für die Meere spezialisiert: „Wo es keine Haie mehr gibt, ist das Ökosystem nicht mehr im Gleichgewicht. Das wäre genauso, als wenn die Forelle aus den deutschen Bächen verschwinden würde. Ein Alarmsignal.“ Apropos Warnsignal, Corona bewegt auch Müller stark: „Es sind einzigartige Zeiten. Das was vor uns liegt, ist noch gar nicht abzusehen. Diese Krise wird einiges beschleunigen. Vielleicht ist Corona aber auch eine Chance. Seit zehn Jahren rede ich gegen Mauern an und werbe für die Nutzung erneuerbarer Energien. Die würden nämlich auch langfristig Unabhängigkeit bedeuten, zum Beispiel von Russland.“
Die blaue Savanne
In 30 Meter Tiefe zu tauchen mit Haien, natürlich ohne Käfig, kein Krankenhaus weit und breit? Ist das nicht zu gefährlich? Lukas Müller sieht das nicht so: „Wir projizieren unsere Ängste. Der Hai ist viel bedrohter als ich. Ich persönlich halte den deutschen Straßenverkehr für gefährlicher.“ Der Forscher erläutert das Vorgehen: „Ich platziere Sender an den Haien. Damit können wir verfolgen, wo die essentiellen Habitate sind, die Geburts- und Brutplätze, wo die Futterplätze. Dann können wir Prioritäten setzen und wissen, welche Zonen wir schützen müssen.“ Der Heidhauser kämpft für Meeresschutzgebiete wie den Bazaruto-Nationalpark. Der befindet sich an der Küste Moçambiques und wird „Blaue Savanne“ genannt. Hier erforscht Lukas Müller mit seinem Team die Bewegungsmuster von Bullenhaien, um diese ökologisch wertvollen Tiere effektiv schützen zu können. Im Nationalpark finden seltene Hai- und Rochenarten Zuflucht, aber auch Dugongs, Wale und Delfine. Eigentlich sollte am 31. März der Flieger gehen: „Ich hätte auch über Beziehungen noch einen Flug bekommen. Doch ich hätte erst 14 Tage in Kenia in Quarantäne gehen müssen und dasselbe in Moçambique noch einmal. Mein Team vor Ort übernimmt erst einmal die ganze Arbeit und macht das auch gut. Ich hocke derweil in den Startlöchern. Wenn ich grünes Licht bekomme, geht es los.“
Müller muss improvisieren
Auf öffentliche Gelder kann Lukas Müller nicht zurückgreifen. Also tourt er das halbe Jahr als Speaker, tritt auf mit Filmvorträgen, im Fernsehen, verdient Geld: „Das stecke ich dann in meine wissenschaftliche Arbeit.“ Doch durch Corona liegt alles brach: „Meine Auftritte sind ebenso abgesagt wie die Expeditionen. Wir müssen improvisieren und planen für August einen Tauch-Workshop an einem österreichischen See.“ Der gemeinnützige Verein „Ocean Wildlife Project“ fördert gezielt Forschungs- und Naturschutzprojekte. Der Vorsitzende Marco Müller hat auch schon Expeditionen mitgemacht, um zu verstehen, worum es genau geht. Julian Michels ist Experte für digitale Bildung und bereitet wissenschaftliche Studien verständlich auf. Der Werdener Wissenschaftsjournalist, Extremsportler und Abenteurer Dirk Gion macht sich ebenfalls für das Projekt stark. Man kann mit Spenden oder Patenschaften helfen, selbstverständlich gibt es eine Spendenbescheinigung. Der Verein ist unter www.oceanwildlifeproject.org zu erreichen.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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