Wackelpartiekandidat oder Fahrradprofi?
Ludgerusschüler können ihre Zweiradfähigkeiten beim ADAC-Parcours testen
Angestrengt lenkt ein mit Fahrradhelm ausgerüstetes Mädchen ihren Drahtesel über ein schmales, gelbes Brett. Obwohl es dabei wegrutscht, versucht es immer wieder in die Spur zu kommen. Genau solche Situationen, denen kleine Radfahrer auch im richtigen Straßenverkehr immer wieder begegnen können, sollen hier heute auf dem Schulhof der Ludgerusschule trainiert werden.
Dafür hat man den Polizeisportverein Essen, Abteilung Motorsport, eingeladen. Diese Gruppe, die dem ADAC-Ortsclub angehört, hat einen von dem Automobilclub erdachten Fahrrad-Parcours im Gepäck, bei dem die Schüler zeigen können, wie es mit ihren Fahrkünsten steht. Dafür müssen sie das eingangs beschriebene schmale Brett befahren, einhändig das Rad im Kreis lenken, eine Fahrspur passieren und an deren Ende vorschriftsmäßig links abbiegen, ein weiteres an einer Seite abgeflachtes Brett überfahren und schließlich eine Slalomstrecke passieren. „Bei dieser Etappe nehmen wir noch zusätzlich die Zeit“, erklärt Thomas Ludwig vom Polizeisportverein, der mit seinem Kollegen Dieter Homann, die Aktion hier heute durchführt, „das machen wir, um trotzdem einen Sieger ermitteln zu können, auch wenn viele Kinder fehlerlos die Hindernisse überwinden.“ Allerdings passiert genau das heutzutage immer weniger. „Ich bin jetzt seit dreißig Jahren im Polizeisportverein aktiv. Wir stellen in den letzten Jahren fest, dass die Kinder hier immer schlechter abschneiden, man merkt, dass mittlerweile nicht nur weniger Fahrrad gefahren, sondern generell weniger Sport getrieben wird.“ Eine Einschätzung, die auch Monika Oesterwind, Klassenlehrerin der 3 b, die hier gerade ihr Können beweist, teilt: „Man merkt schon deutlich die Unterschiede, bei den Familien, die Wert darauf legen, können auch die Kinder gut Fahrrad fahren. Auf der andern Seite kenn ich zwei Drittklässler unserer Schule, die es gerade erst diesen Sommer gelernt haben.“
Wie hoch an der Schule gerade solche Fähigkeiten eingeschätzt werden, wird auch daran deutlich, dass sie über etwa zwanzig eigene Fahrräder verfügt, die von einem Schulkindvater liebvoll gepflegt werden. „Wir machen hier jedes Jahr ein Fahrradtraining, um die Kinder zu schulen, ab der vierten Klasse besuchen sie ja dann die Jugendverkehrsschule in der Gruga machen dort dann auch eine schriftliche und später bei uns auf dem Hof eine praktische Fahrradprüfung.“
Wenn sie es vielleicht auch nicht alle perfekt können, so sind sie doch bei solchen Aktion wie heute merklich mit Feuereifer dabei. So wie die achtjährige Selina Tango, die trotz einiger Fehler nach der Fahrt übers ganze Gesicht strahlt: „Ich fand es echt gut, am schwierigsten war für mich das schiefe Brett.“ Zum Schluss erhält jedes der teilnehmenden Kinder eine Urkunde für seine Leistung ausgestellt und darüber hinaus ein Lineal, das auf der Rückseite noch einmal die wichtigsten Verkehrszeichen zusammenfasst.
„Mit dem Training hier üben die Schüler Situationen, die ihnen im täglichen Straßenverkehr immer wieder begegnen. So lernen sie z. B. in der Fahrspur, dass man sich vor dem Linksabbiegen umsieht und den Arm ausstrecken muss, um die Fahrtrichtung anzuzeigen“, erklärt Ludwig, „trainiert wird aber auch das richtige Bremsen oder das Gleichgewicht zu halten.“ An der Ludgerusschule bekommen die drei besten Mädchen und Jungen jeweils eine Medaille und eine Siegesfeier in ihren Klassen. Den Tagessiegern winkt dann die Teilnahme am Bundes-Endlauf, der in diesem Jahr in Herzogenrath ausgetragen wurde. „Null Fehler hat hier heute nur der achtjährige Eric Anhalt geschafft“, so Monika Oesterwind. Aus der Klasse 3a, die schon vor den Ferien ihr Training absolviert hat, dürfte dann, sofern es seine Eltern erlauben, Jonas Teschner dabei sein, der so gut war, dass er dem Prüfer noch in Erinnerung geblieben ist.
Bleibt zu hoffen, dass mehr Schulen und auch Eltern Sorge tragen, dass solche motorischen Fähigkeiten den Kindern heute nicht verloren gehen, eine Ansicht die auch die Lehrerin der 3b teilt: „Ich finde Fahrrad fahren und Schwimmen sollte doch jedes Schulkind können.“
Autor:Birgit Hölker-Schüttler aus Essen-Werden |
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