Fliegender Teppich über Werden
Petra Kleebolte lässt Kinder beim Autogenen Training schweben
In der heutigen Zeit sind es besonders die Kinder, die die Anforderungen unserer schneelebigen Umwelt zu spüren bekommen. In der Schule müssen sie bereits von der ersten Klasse an viele Stunden bewältigen, steigen direkt in Fremdsprachen wie Englisch ein oder erlernen mit dem entsprechenden Übungspensum ein Instrument. Und selbst in der Freizeit kommen sie nicht zur Ruhe: diverse Vereine und vor allen neue Medien wie Computer, Internet oder Konsolenspiele halten die Kids ständig auf Trab.
Ruhe und Entspannung möchte ihnen Diplompädagogin Petra Kleebolte mit ihrem Autogenen Trainingsangebot wiedergeben. In der Fischlaker Grundschule bietet sie innerhalb einer AG des offenen Ganztags den Kindern die Möglichkeit, diverse Entspannungstechniken zu erlernen. „Ich will ihnen einen Grundbaustein liefern, über den sie Entspannung erlangen können.“ Viele Kinder wüssten gar nicht mehr, wie das ginge, Ruhe zu finden, musste sie feststellen. Und denkt, dass die stetige Zunahme psychosomatischer Beschwerden wie Kopf- oder Bauschmerzen bereits ab dem Kindesalter auch hier eine ihrer Ursachen hat.
Wichtig ist in ihrem Kurs der Wechsel zwischen schnellen und langsamen Einheiten. So hat die Pädagogin zu Beginn der Stunde die Kinder auf eine imaginäre Flugreise per Teppich über Werden geschickt. „Zuvor bin ich mit ihnen Formeln wie ‚ich bin ganz ruhig und entspannt’ oder ‚ich fühle Wärme“ durchgegangen und habe ihnen dann die Geschichte vorgelesen, während sie gemütlich mit Decken auf ihrer Matte eingepackt waren.“
Weil aber in diesem Alter noch kein Kind eine ganze Stunde ruhig liegen kann, ist jetzt mit einem Frosch und Mücke-Fangenspiel Tempo angesagt und Konzentration: ob die Kinder Fänger oder Gefangene sind, finden sie heraus, indem sie einschätzen, ob ein Satz den Petra Kleebolte vorträgt, richtig oder falsch ist. Wild kichernd laufen die neun Mädchen durch die Gegend. Olli, einer von vier Jungen, der heute als einziger dabei ist, macht derweil Pause. „Hier wird niemand gezwungen mitzumachen, aber es ist schon witzig zu sehen, dass es in meinem Kurs meistens die ruhigen Sachen sind, die die Jungs lieber mitmachen.“ Das Bedürfnis nach einem anstrengenden Schulalltag Ruhe zu finden, kennen die Mädchen aber wohl genauso: „Mir ist das Langsame auch lieber, ich freue mich, wenn ich nach dem Matheunterricht mit dem ganzen Malrechnen hier mal entspannen kann“, erklärt die neunjährige Lisa. Dann hockt sich die Gruppe mit Buntstiften und Blättern bewaffnet auf den Boden. Ein Teil folgt der Anleitung der Übungsleiterin und schließt die Augen, während sie sich vorstellen sollen, ein Rosenbusch zu sein. „Wie seht ihr aus als Rosenbusch? Welche Farben tragt ihr? Seit ihr groß oder klein und in welchem Gefäß gedeiht ihr?“. Mit solchen Fragen setzt die Kursleiterin die Fantasiereise der Kinder in Gang. Mit Erfolg, nach der Suggestion entstehen farbenfrohe Bilder mit Rosenbüschen aller Farben und Größen auf den Malblättern der Kinder, die sie anschließend sichtlich stolz Petra Kleebolte präsentieren.
Um die Kurseinheiten abwechslungsreich zu gestalten, lässt sich diese aber noch so einiges anderes einfallen. „Ich setze neben Phantasiegeschichten, manchmal auch progressive Muskelentspannung ein, witzig ist auch meine Pizza-Massage, wo ein Kind dem anderen den Rücken bzw. den Pizzaboden durchkneten, verstreichen, belegen und backen darf“, schmunzelt sie. Wichtig ist für sie dabei nur, dass die Kinder für sich erfahren: auch ich kann Ruhe finden.
Neben der AG für autogenes Training bietet die engagierte Pädagogin auch Konzentrationskurse an der Heckerschule und ab dem 5. Mai von 17 bis 18 Uhr auch einen autogenen Trainingskurs für Kinder von 8 bis 12 Jahren mit ihren Eltern (bei den Krankenkassen anerkannt) in der Turnhalle der Jona-Kita an (weitere Infos sind unter ihrer Rufnummer 403428 erhältlich).
Autor:Birgit Hölker-Schüttler aus Essen-Werden |
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