Diagnose Demenz - Was nun: Dr. Dag Schütz von den Kliniken Essen Süd in Werden informiert
Dr. Dag Schütz ist Chefarzt der Geriatrie der Kliniken Essen-Süd in Werden und berichtet über den Umgang mit demenziell veränderten Menschen, die Historie der Krankheit und vieles mehr.
Unsere Gesellschaft verändert sich rasant: Die Lebenserwartung stieg im letzten Jahrhundert von Mitte 50 auf 83 Jahre. Gleichzeitig fehlt uns der Nachwuchs. Als Alois Alzheimer 1902 die nach ihm beschriebene Krankheit erstmalig dem Fachpublikum vorstellte, war die Patientin Auguste D. 51 Jahre alt. Alzheimer hatte eine Demenz mit frühem Beginn beschrieben. Typischerweise treten Demenzen im fortgeschrittenen und hohen Lebensalter auf. Das gefühlt vermehrte Auftreten ist eng mit dem Demografischen Wandel verbunden. „Lässt Ihr Gedächtnis sie im Stich?“ Solche Werbeslogans versuchen seit Jahrzehnten mit der Angst vor Vergesslichkeit Geld zu machen. Der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses ist eines von vielen Symptomen, die bei einer Demenz auftreten. Die komplexen, höheren Hirnleistungen sind neben dem Gedächtnis abstraktes Denken, Auffassungsgabe, Orientierungsfähigkeit, Lernfähigkeit, Sprache und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen werden nicht mehr logisch, sondern emotional getroffen und sind oft nicht nachvollziehbar.
Medikamente, die eine Demenz heilen können, gibt es nicht
Der Leistungsverlust bei Demenz geht daher weit über das Maß der Altersvergesslichkeit hinaus. Oft fallen dem engeren Umfeld der betroffenen Person die Mängel als erstes auf. Medikamente, die eine Demenz heilen können, gibt es leider nicht. Dennoch sollte die Diagnose möglichst frühzeitig erfolgen. Depressionen und andere psychische Erkrankungen, Verwirrtheitszustände oder akute Infekte können genau wie Flüssigkeitsmangel demenzähnliche Symptome besonders im Alter hervorrufen. Durch Behandlung der Ursache sind diese Zustände behandelbar. Steht die Diagnose Demenz fest, werden gezielt die Hirnleistungsverluste trainiert, mittels Gedächtnistraining oder dem Angebot systematischen Orientierungshilfen. Je nach Art der Demenz ist unter Umständen auch ein medikamentöser Behandlungsversuch sinnvoll. Wichtiger für den Umgang mit demenziell erkrankten ist die gezielte Information und Aufklärung des Umfeldes. Es stehen über viele Freiwilligendienste und Gesundheitseinrichtungen Hilfen und Unterstützung für Betroffene und Angehörige, sowohl im niederschwelligem Bereich, als auch in der professionellen Versorgung, zur Verfügung. Diese können über das Netzwerk Demenz Essen abgefragt werden. Bei genauer Betrachtung kennt jeder in seinem engeren Umfeld Betroffene. Für die Zukunft ist es wichtig, Demenz selbstverständlich, als eine von vielen anderen Krankheiten wahrzunehmen und sie zu enttabuisieren.
Mehr zum Thema:
Tagespflege St. Ludgeri bietet Raum für Betroffene.
Netzwerk Demenz Kettwig bietet immer den richtigen Ansprechpartner.
Demenz-Café Kettwiger Runde bietet Hilfe für Angehörige.
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
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