Das Wehr ist wieder frei
Monate lang versteckte sich das Wehr hinter Planen und Gerüsten. Spaziergänger, Radfahrer und Jogger mussten entweder zwei Kilometer dran hängen oder mit der kleinen Fähre „Isenburg“ auf die andere Seeseite übersetzen. Gestern wurden die Bauzäune endlich geöffnet . . .
Und während die Treppenaufgänge noch frisch gefegt wurden und am Aufgang am Werdern Ufer noch ein bisschen gerarbeitet wurde, lud der Ruhrverband die Journalisten quasi zur „Erstbegehung“ ein.
Nach 80 Jahren war eine gründliche Sanierung nötig. Jetzt ist das Wehr, dessen 1930er Jahre-Look erhalten und nur ein wenig modern akzentuiert wurde, für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht. Nach dem Entfernen des alten Anstrichs durch trockenes Druckstrahlen mit Stahlgritt und dem Austausch einzelner beschädigter Stahlprofile erhielt die 165 Meter lange Brücke eine neue vierlagige Korrosionsschutzbeschichtung und erstrahlt nun in neuer, metalltypischer Farbgestaltung. Ergänzend wurden die alten, korrodierten Brückenlager gegen neue Elastomer-Lager mit Anker- und Lagerplatten ausgetauscht. Die Stadtwerke Essen und RWE, deren Versorgungsleitungen in der Brückenkonstruktion verlaufen, wurden frühzeitig in die Planungen eingebunden und nutzten die Bauphase, um die Lagerungen der Wassertransportleitungen vollständig zu erneuern. Außerdem verlegte RWE neue 10-Kilovolt-Versorgungsleitungen.
Wie es für Konstruktionen dieser Art typisch ist, wies die Brücke Schäden infolge von Spalt- und Flächenkorrosion auf. Auch der rund 25 Jahre alte Anstrich war aufgrund der exponierten Lage verkreidet und spröde. Der verantwortliche Projektleiter, Ulrich Rudzinski, ist stolz, den Zeitplan eingehalten zu haben: „Wir haben hier teilweise mit 20 Männern an sechs Tagen die Woche gearbeitet. Und die Arbeit war nicht leicht.“ Die Männer mussten Schutzanzüge mit Luftzufuhr tragen, konnten nur wenig sehen, waren permanent den Arbeitsgeräuschen von bis zu 120 Dezibil und jeder Menge Staub ausgesetzt.
Mit den Arbeiten an der Brücke ist die zweite von insgesamt drei Sanierungsphasen fast abgeschlossen. „Ein paar Restarbeiten müssen wir noch erledigen“, so Rudzinski. „Noch ein paar Gerüste abbauen und verladen, einfach ein paar Kleinigkeiten. Doch das Wehr kann dabei natürlich geöffnet bleiben.“
Im nächsten und damit letzten Bauabschnitt werden im nächsten Frühjahr die Stahlwalzen des Wehres saniert - bei diesen Arbeiten bleibt das Wehr, das nun auch über einen neuen Info-Point verfügt, aber geöffnet.
Im ersten Bauabschnitt hatte der Ruhrverband die Schleusentore und deren Antriebe erneuert, neue Leitwerke und Bootsumtragen errichtet, die Windwerke zur Öffnung der Wehrwalzen nebst Antrieben saniert, die Steuerungs- und Betriebstechnik komplett ausgetauscht sowie die Schleusenkanzeln und Fassaden neu gestaltet.
Autor:Melanie Berg aus Essen-Süd |
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