Das Paradies auf Erden
Der „Markt der schönen Dinge“ bietet Handwerkskunst in den Domstuben
„Wie haben Sie das bloß hingekriegt?“ Die Kundin ist perplex. Beim Werdener „Markt der schönen Dinge“ in den Domstuben darf gestaunt werden.
Behutsam entfaltet Peter Schrör seine Papierkonstruktion: „Da müssen Sie hier falten und an dieser Stelle, dann kann man das Ganze so zusammenschieben.“ Damit sie es daheim üben kann, bekommt die Dame eine Vorlage mit. Ein besonderes Dreieck, die etwas andere Art, Geld oder kleine Geschenke zu überreichen. Wie er denn diese Schleife geschnürt habe? „Ich kann das gar nicht anders. Mein Vater hat auch immer gesagt, dass ich das ‚falsch‘ mache.“ Der Tisch quillt über vor Papier, Pappen, Buchdeckeln, Kladden, Karten. Der Mülheimer ist da nach eigener Aussage nämlich ein bisserl verrückt: „Ich bin ein Papiermaniac.“ Vor 15 Jahren kam er auf den Trichter mit den Dreiecken. „Habe ich bei einer Kollegin gesehen und weiter entwickelt. Die Geschmäcker sind doch verschieden. Bei mir kamen also auch bunte Motive hinzu.“ Inzwischen wurde die Palette an Papiereinbänden auch mit schönen Stoffen erweitert. Damals dieser Kurs bei einer Buchbindermeisterin gab den Ausschlag: „Die war noch vom alten Schlag und hat uns auf die harte Tour lernen lassen. Gnadenlos hat sie bei unseren Fehlern zugesehen und uns erst einmal auf die Nase fallen lassen. Erst dann kam sie mit erstklassigen Tipps um die Ecke.“ Seine Materialien bezieht Schrör aus den Niederlanden und schwärmt: „Da gibt es große Papiermessen. Zum Beispiel in einer alten Kirche nahe Den Haag. Dort dreht sich alles um Buchdruck, Buchbinderei und Kalligraphie.“ Offenbar das Paradies auf Erden…
Liebevoll dekorierte Stände
Der Blick streift über die liebevoll dekorierten Stände im Saal. Was gibt es nicht alles zu sehen, zu befühlen und natürlich auch zu kaufen. Da gibt es schmückende Ketten, bunte Stoffe, schöne Schals, gut genährte Putten, farbenfrohe Strickwolle. Man kann Schlüsselanhänger besticken lassen oder Kissen mit ausgefallenen Designs erwerben. Von Hand gesägte Holzarbeiten, daneben Bienenhonig und Hausmacher-Produkte aus der heimischen Küche. Natürlich viel Vorweihnachtliches. Es gibt wieder viel zu stöbern in den Auslagen. Mittendrin Angelika Kolle mit ihrem Angebot, das schon stark auf die bevorstehende Adventszeit hinweist. Sie organisiert seit vielen Jahren diesen Kunsthandwerkermarkt. Mit liebevollem Gespür, aber durchaus schon mal streng formulierten Ansprüchen stellt sie ein Angebot zusammen, welches die Gäste anspricht. Ein gelungener Mix: Da sind, besonders für die Stammkunden wichtig, altbekannte Gesichter vertreten. Aber durchaus auch Neues wird präsentiert: „Vier Aussteller sind zum ersten Mal dabei.“ Organisatorin Angelika Kolle ist engagiert im Tierschutz, deswegen werden die Standgebühren gespendet: „Das Geld geht an die Tierarztpraxis Kessler. Dort sorgt man für die Kastration wilder, frei umherlaufender Katzen in Fischlaken, Heidhausen und angrenzenden Velberter Bereichen.“ Die Maßnahme soll eine Überpopulation verhindern und das Leid wildlebender Katzen minimieren. Die aufgegriffenen Tiere haben ansteckende Krankheiten, sind häufig abgemagert und leiden extremen Hunger. Da wollen auch die Hausherren nicht nachstehen: das Wirtsehepaar Hahn verzichtet auf die fällige Saalmiete und unterstützt so den guten Zweck.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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