Bei der Sitzung der BV IX gab es einige heiße Eisen anzupacken
Zankapfel und Schandfleck
Die Sitzung der Bezirksvertretung IX im Kettwiger Rathaus begann in stillem Gedenken. Die WAZ-Redakteurin Sabine Moseler-Worm war jahrzehntelange Begleiterin des politischen Geschehens im Bezirk und verstarb nun viel zu früh.
Bezirksbürgermeister Benjamin Brenk konnte verkünden, dass das Kettwiger Bürgeramt im August wieder seine Pforten öffne. Kurz mahnte er seine Politikerkollegen, die umfassenden Hygienemaßnahmen auch einzuhalten: „Wir sind alle alt genug, um uns an die Regeln zu halten.“
Zankapfel Promenadenweg
Ein Zankapfel ist seit langem die Radverkehrsführung am Kettwiger Promenadenweg. Fußgänger, Radfahrer und Autos kommen sich immer wieder in die Quere. Andreas Demny ist Leiter von „Bau und Planung“ beim Amt für Straßen Verkehr und gab zu: „Das ist ein Planungsfehler. So können wir das nicht lassen.“ Sein Vorschlag wäre ein temporäres Provisorium. Zwischen Bachstraße und Promenadenweg Haus Nr. 15 solle der Gehweg zum Befahren für Fahrräder freigegeben werden. Radfahrende in Fahrtrichtung Bachstraße müssten wie schon in der Vergangenheit die Fahrbahn nutzen. Fußgänger sollten zunächst den Gehweg entlang der Häuser nutzen, dann zum ufernahen Gehweg wechseln. Für diese Querung der Straße solle auf der Fahrbahn ein Warnhinweis „Fußgänger“ als farbiges Piktogramm markiert werden. Gabriele Kipphardt wies darauf hin, dass es vier Zugänge aus dem neuen Wohngebiet gebe. Da sei die Gefahr groß, dass Radfahrer mit Fußgängern kollidierten. Daniel Behmenburg stieß ins gleiche Horn: „Am Wochenende sind viele Autos unterwegs. Da ist es oft kurz vor Mord und Totschlag. Ich finde es sehr unglücklich, dass Fußgänger jetzt zweimal kreuzen müssen.“ Auch Ulla Lötzer fand es „problematisch, wenn hier die Fußgänger zum Problem werden.“ Das unterstrich Gabriele Kipphardt: „Der Fußgänger darf nicht das letzte Glied in der Kette sein.“ Daher Daniel Behmenburgs Vorschlag, die drei Wege säuberlich zu trennen. Patrick Widmaier hielt aber fest: „Es ist ein Promenadenweg. Da sollten die Fußgänger schon am Flussufer langgehen können.“ Der Vorlage wurde mit Bauchschmerzen zugestimmt, aber nur unter der Bedingung, dass an den vier Einmündungen auf die Gefahr hingewiesen und schnellstens eine langfristige Lösung angegangen wird.
Sportvereinen helfen
Der FSV Kettwig hatte ganz kurzfristig um Unterstützung gebeten. Für das neue Multifunktionsgebäude an der Ruhrtalstraße wird ein Zuschuss benötigt für eine „robuste“ Küche. Von den veranschlagten 13.000 wolle der Verein selbst 5.000 Euro beisteuern, für den Rest hoffe er auf Hilfe der BV. Bezirksbürgermeister Brenk berichtete, dass Anfang des Jahres ein ganz ähnliches Ansinnen für Werden abgeschmettert wurde: „Wir haben schon einen Verein vergrätzt. Die Sportvereine sind doch wichtig für unseren Bezirk.“ Gabriele Kipphardt betonte, man solle auf jeden Fall helfen. Doch ihr fehlten da eine genaue Kostenaufstellung und alternative Angebote. Auch solle der Zuschuss direkt an die Sport- und Bäderbetriebe überwiesen werden und nicht an den Verein. So sei das wohl auch gar nicht gemeint gewesen, fand Daniel Behmenburg: „Die Sport- und Bäderbetriebe bauen doch ohnehin das Gebäude. Eine vernünftige Küche wäre aber schon wichtig.“ Der FSV solle seinen Anteil auf jeden Fall leisten, auch wenn der wirkliche Endbetrag niedriger liege. Patrick Widmaier wunderte sich: „Wieso sollen wir Gelder geben? Ich finde es schräg, dass das so kurzfristig bei uns landet.“ Dennoch wurde mit deutlicher Mehrheit für die Bewilligung gestimmt.
Endlich wird abgerissen
Gabriele Kipphardt möchte die Verwaltung prüfen lassen, ob in Höhe der Straßenkreuzung Corneliusstraße / Graf-Zeppelin-Straße dauerhaft eine Bedarfsampel für Fußgänger installiert werden kann. Zurzeit gibt es dort im Rahmen der Straßenbauarbeiten eine Fußgängerampel: „In Fortsetzung des Fußweges zum Sengelmannsweg / zur Rheinstraße sowie zur Kleingartenanlage Brederbach würde eine Bedarfsampel den Weg in die Kettwiger Innenstadt und zum Gymnasium für Fußgänger erheblich erleichtern.“ Heike Lohmann gab zur Antwort: „Ich sehe nicht, dass da viele Menschen die Straße queren möchten.“ Das wollte Kipphardt so nicht stehen lassen: „Wir legen immer den schwächsten im Straßenverkehr die größten Bürden auf.“ Anna Leipprand ergänzte: „Das ist ja der Sinn der Bedarfsampel. Die wird nur genutzt, wenn Leute queren möchten.“ Der Prüfauftrag wurde einstimmig beschlossen.
Ganz zum Schluss berichtete Benjamin Brenk, dass es Neues gebe vom früheren Vereinsheim „Tümmler“ im Löwental. Da das Gebäude einsturzgefährdet ist, war aus Sicherheitsgründen sogar eine Absperrung von Parkplätzen erforderlich geworden. Ein Schandfleck. Aber Hanslothar Kranz hatte gute Nachrichten. Der schon so lange geforderte Abriss der Ruine soll in der zweiten Hälfte der Sommerferien erfolgen. Der Bezirksbürgermeister hat die Protokolle des zuständigen Bau- und Verkehrsausschusses gelesen und weiß daher, dass Kranz immer wieder nachgehakt hatte: „Dafür danke ich Dir, Hanslothar.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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