Wussten sie schon, dass…?

Möchten vereint gegen das Verkehrskonzept in seiner jetzigen Form vorgehen: Hanslothar Kranz, Rainer Ringhoff, Peter Bialas, Markus Brylka, Rita Bögershausen.
Foto: Henschke
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Bürgerinitiative „Fließend Werden“ und CDU Werden Seite an Seite gegen das Verkehrskonzept

„Wussten Sie schon, dass das geplante Verkehrsverlagerungskonzept für Werden auch Sie betrifft und unzählige negative Auswirkungen auf Sie als Werdener Bürger zukommen werden?“ Am Samstag stehen sie vor dem Rathaus und sagen: „Die Verwaltung plante von Anfang an anders, als die Politik wollte!“ Schwere Geschütze. CDU Werden und Bürgerinitiative „Fließend Werden“ halten sich in Sachen Verkehrskonzept nicht mehr mit Geplänkel auf.

Denn Fakt ist: Das Verkehrskonzept für Werden ist schon weit gediehen. In der Januar-Sitzung der BV IX stimmten 17 der 18 anwesenden Bezirksvertreter ihm „ohne Bedenken“ zu, baten die Verwaltung aber auch, zusätzlich etliche kritisierte Punkte in der Planung zu berücksichtigen. Hanslothar Kranz stimmte dagegen. Zwei Tage später beschloss der Bau- und Verkehrsausschuss das Konzept mit einer Gegenstimme - wieder Hanslothar Kranz. Nun werden weitere Anregungen aufgenommen und die Planungen bis zur Baureife entwickelt. Anfang 2017 soll der Ratsbeschluss folgen. Dies wollen die CDU Werden und Bürgerinitiative „Fließend Werden“ verhindern oder zumindest entscheidend hinauszögern. In einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten sie ihre Argumente vor. Hanslothar Kranz: „Wir von der CDU Werden stehen dem Konzept kritisch gegenüber. Es entspricht nicht dem ursprünglichen Ratsbeschluss der Reduzierung der Fahrten um 25 Prozent, verlagert nur, und zwar zu Lasten der Nebenstraßen, die teilweise deutlich höher belastet werden. Wir können nicht einfach einen Strich drunter machen, sondern müssen uns ernsthaft Gedanken machen über die Wohnquartiere. Die Menschen dort werden mit dem zusätzlichen Verkehr allein gelassen.“

„Was ist mit den Nebenstraßen?“

Vermessungsingenieur Peter Bialas arbeitete jahrzehntelang für die Stadt und sagt, er habe nach intensivem Studium gravierende Fehler im Konzept gefunden: „Es wurde nur die schmale Trasse der B224 beplant und hierfür die Kosten berechnet. Für die auch betroffenen Nebenstraßen in den Quartieren gibt es keine Aussagen über die Umweltverträglichkeit, keine Kostenaufstellungen. Von daher denken wir, dass die bisher genannte Summe von 6,35 Millionen Euro utopisch ist. Sie dürfte eher bei rund 10 Millionen Euro liegen. Die Verkehrsbelastung der Brückstraße sinkt, das ist richtig. Aber wenn die Propsteistraße weniger Durchfahrten bekommt, wie das Gutachten sagt, dann fahren die Autos eben durch die Heckstraße. Eng und verwinkelt. Von dort verteilen sie sich weiter. Zum Beispiel auf die Wigstraße, die deutlich mehr Fahrten bekommt und diese durch ihren schmalen Zuschnitt überhaupt nicht fassen kann. Den zu erwartenden Rückstau an der Ampel umfahren die Wagen, indem sie die Dückerstraße nehmen. Die Grafenstraße mit den vielen Schülern wird auch deutlich mehr belastet. Ähnliches gilt auf der anderen Seite. Die umgedrehte Bungertstraße führt zum Kastellgraben, über die Rittergasse geht es dann zur Laupendahler Landstraße. Das wird auch Staus geben, die Autofahrer, die den Klemensborn herunter kommen, werden auf den Wesselswerth ausweichen. Die Wohnquartiere werden in Zukunft extrem belastet. Das kann doch keiner wollen.“

„Das geht in die Hose“

Für die Bürgerinitiative beschreibt Diplom-Bauingenieur Rainer Ringhoff den tiefen Graben, den sie zukünftig durch das Abteistädtchen gezogen sieht: „Der Mittelpunkt Werdens ist doch unbestritten die alte Abtei mit Basilika und Folkwang-Universität. Dieser Bereich wird vom restlichen Werden förmlich abgetrennt. Das kann doch nicht Sinn von Stadtplanung sein. Gerade an der Kurve neben dem Brunnen wird es eng, da sind für drei Spuren an der kritischsten Stelle nur noch knapp elf Meter vorgesehen. Wenn da ein Bus hält, ein LKW vorbeifährt und ihm ein anderer entgegen kommt? Das geht in die Hose! Dann gibt es ‚Spiegelklatscher‘, denn so ein LKW braucht in der Kurve nun mal eine größere Spurbreite. Auch wurde eine leichte Verschiebung dieser Kurve vorgenommen, zulasten des Marktes. Um wie viele Quadratmeter wird der Platz dadurch überhaupt noch vergrößert?“ Ein weiterer Aspekt: „Der neu zu schaffende Werdener Markt soll auf 10 km/h geschwindigkeitsreduziert werden. Aber es bleibt eine Straße. Da hat das Auto Vorrang, Fußgänger müssen sehen, wo sie bleiben. Kein Zebrastreifen, keine Querungshilfe. Passanten sind auf ‚good will‘ der Autofahrer angewiesen und müssen sich durchkämpfen. Dann wird der Fußgängerübergang von der Heckstraße zur Bushaltestelle komplett wegfallen. Hier laufen zurzeit noch unzählige Schüler und die Menschen lang, die zur Basilika wollen. Die Abteistraße kann dann nur noch an einer Stelle überquert werden. Das reicht nicht aus.“

Gegenvorschläge

Die Kritiker sahen sich zunächst nur in der Pflicht, die Mängel aufzuzeigen: „Wir hatten keinen Auftrag, Gegenvorschläge zu unterbreiten. Auch wird man uns nie alle benötigten Unterlagen zur Verfügung stellen. Die uns gewährte Akteneinsicht zum Beispiel verlief in einem engen Zeitfenster, so schnell konnte man die Berge von Akten nicht sichten. Konkrete Kosten haben wir da nirgends gefunden. Drittens werden andere Menschen dafür sehr gut bezahlt, damit sie die richtige Lösung finden.“ Da aber das Konzept schon weit entwickelt ist und der politische Ablauf vor dem Abschluss steht, wurden doch Ideen eingereicht: „Wir sind keine Phantasten, wir sind keine Querulanten. Wir stellen uns die Zukunft Werdens nur anders vor. Seit 50 Jahren läuft es falsch. Doch nun ändert sich nichts! Es wird nur intern verlagert. So halten wir den Verkehr aus Velbert, Bredeney, Kettwig nicht ab. “ Aus ihrer Sicht „einfache Lösungen“ könnten deutlich Kosten sparen und wirklich etwas verbessern: Die Brückstraße sollte ab Mariengymnasium zur Immissionssenkung auf Tempo 30 gedrosselt und zur „Rushhour“ durch absolutes Halteverbot auf der rechten Seite an Wochentagen zwischen 6 und 9 Uhr zweispurig belassen werden. Ein Durchfahrtverbot für Schwerlastverkehr über 7,5 Tonnen erwirken, der zurzeit durch Werden rauscht, um die Mautstraße A44 zu umgehen. Dieser Verkehr soll weiträumig um Werden herum geführt werden. Eine Optimierung durch intelligente Ampelschaltungen. Sie reagieren auf Rushhour und Leerzeiten, verändern die Schaltzeiten. Das sorgt für eine Grüne Welle und vermeidet die vielen stehenden Autos, die besonders belasten. Der ADAC habe dazu bereits in verschiedenen Städten Modellversuche unternommen.

Infostand vorm Rathaus

Die Bürgerinitiative hat es sich auf die Fahnen geschrieben, zu informieren. Denn sie denkt, dass die Werdener Bürger schlicht und einfach überhaupt nicht wissen, was da genau geplant wird. Am Samstag werden sie ab 9.30 Uhr gemeinsam mit der CDU Werden vor dem Rathaus stehen, Fragen beantworten und ihre Kritik am Konzept erläutern. Der aktuelle Bebauungsplan ist einsehbar, Zahlen liegen vor und die Werdener können sich genau darüber informieren, was der Rat der Stadt Essen zu Beginn des nächsten Jahres als Baumaßnahme beschließen könnte: „Wussten Sie schon, dass…?“

Möchten vereint gegen das Verkehrskonzept in seiner jetzigen Form vorgehen: Hanslothar Kranz, Rainer Ringhoff, Peter Bialas, Markus Brylka, Rita Bögershausen.
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Dieser aktuelle Plan soll der Werdener Bevölkerung erläutert werden.
Grafik: Stadt Essen
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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