„Wir in Heidhausen meckern eben nicht nur rum“ Bürgerinitiative sprach mit Politikern und stellte ein ambitioniertes Konzept vor

Auch zum Joggen und Fahrradfahren geeignet - das als „Hundewiese“ bekannte Gelände in Heidhausen. Hier soll ein Übergangswohnheim für 200 Asylbewerber entstehen.       Foto: Archiv
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  • Auch zum Joggen und Fahrradfahren geeignet - das als „Hundewiese“ bekannte Gelände in Heidhausen. Hier soll ein Übergangswohnheim für 200 Asylbewerber entstehen. Foto: Archiv
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Ihre Position hatte sie bereits in einem Papier vorgelegt, nun lud die Bürgerinitiative Heidhausen zur geplanten Errichtung eines Asylbewerberheimes am Standort Jacobsallee / Barkhovenallee die Politik ein.

Die Ratsfrauen Martina Schürmann (CDU) und Dr. Elisabeth van Heesch-Orgass (BAL), Ratsherr Klaus Budde (FDP) und der stellvertretende Bezirksbürgermeister Reinhold Schulzki (SPD) zeigten sich nach einem anderthalbstündigen Gespräch voller Sachargumente überzeugt davon, dass diese Fläche, im Volksmund nur „Hundewiese“ genannt, wieder aus der Ratsvorlage heraus genommen werden müsse.

„Mitten in das Herz“

Der Standort ist aus Sicht der BI ungeeignet, weil er „mitten in das Herz“ einer kleinen dorfähnlichen Gemeinde in direkter Nachbarschaft zur Kita „St. Kamillus“ und zur unmittelbar angrenzenden Grundschule „an der Jacobsallee“ errichtet werden soll.
Thomas Teigelkamp, einer der BI-Sprecher, stellte klar: „Heidhausen hat sich noch nie beklagt, hilft den Flüchtlingen ohne Wenn und Aber. Die Integrationsfähigkeit eines Standortes lebt aber von einem stimmigen Verhältnis von Anwohnern und Asylbewerbern.
Die Heidhauser Bürgerschaft ist keinesfalls gegen Asylbewerberheime, was durch die Akzeptanz der errichteten Einrichtungen und die rege Unterstützung und Mitarbeit vielfach gezeigt wird. Jetzt jedoch einen vierten Standort mit geplant 200 Personen zusätzlich zu errichten, ist nicht mehr sozial verträglich, akzeptabel und integrationspolitisch annehmbar. Das würde nämlich bedeuten, dass der Stadtteil Heidhausen mit seinen gerade mal 6.400 Einwohnern 650 Asylbewerber unterbringen müsste. Daneben befinden sich weitere Unterkünfte für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge im Haus ‚Am Turm‘ sowie im Heinrich-Rabbich-Haus.“

11.630 Plätze schaffen

Ende 2015 waren in den Essener Flüchtlingsunterkünften 4.271 Menschen untergebracht. Der Auftrag lautet, 11.630 Unterkunftsplätze zu schaffen, das wären 2,02 Prozent, bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 576.691 Essenern.

Schulerweiterung

Barbara Bause stellte eine Erweiterung der Grundschule vor, mit vier Klassenzimmern und zwei Gruppenräumen einer Kita, plus dazu gehöriger Freifläche. Dafür werde ein großes Stück der „Hundewiese“ benötigt. Aus Elternsicht sei eine Erweiterung absolut notwendig und erforderlich. Das Konzept werde seit über einem Jahr mit engagierten Eltern geplant. Die diesbezügliche Eingabe der Schulpflegschaft wird am 23. Februar in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung IX eingebracht und beraten.
Cora Tschangizian von der BI: „Es spricht für die Initiative der Eltern, dass sie selbst Sponsoren suchen und lösungsorientiert vorgehen. Wir in Heidhausen meckern eben nicht nur rum, sondern tun etwas für unsere Kinder!“ Die Bürgerinitiative Heidhausen plant zunächst folgende Aktionen: Am Samstag, 13. Februar, um 12 Uhr Demonstration auf der Freifläche, am Samstag, 20. Februar, 10 Uhr Unterschriftenaktion vor dem Rathaus in Werden.

Politiker beeindruckt

Die Politiker zeigten sich beeindruckt. Klaus Budde hielt fest: „Vorbildliches bürgerliches Engagement. Das wäre Wahnsinn, wenn hier die Schulerweiterung verhindert würde. Aber es ist fünf vor Zwölf. Die Mühlen der Verwaltung mahlen langsam. Immer wieder legt sie uns bereits abgelehnte Flächen vor. Deswegen ist es wichtig, dass wir jetzt agieren und das festzurren.“
Dr. Elisabeth van Heesch-Orgass: „Was ich gut finde, ist, dass hier ein zwingendes Fachargument vorliegt. Dieser positive Ansatz zeichnet Heidhausen aus. Es geht um die Menschen, die zu uns kommen. Aber auch um die Menschen, die schon hier in einer gewachsenen Dorfgemeinschaft wohnen.“ Das fordere die Politik schon länger: „Es muss endlich ein Integrationskonzept auf den Tisch.“
Reinhold Schulzki lobte seine Heidhauser: „Toll, dass hier alternative Lösungsansätze gefunden und nicht primär diffuse Ängste bedient wurden. Der Einstieg ist super, jetzt dürfen wir es nicht zerreden, sondern müssen auf die Tube drücken. Heidhausen hilft: Die alltägliche und hier selbstverständliche Unterstützung für Flüchtlinge, die Suchthilfe in der ‚Fähre‘ oder im Kamillushaus, wenn man alles zusammennimmt, ist Heidhausen ein Vorbild. Die Kapazität dieses Stadtteils darf einfach nicht überfordert werden.“

„Hartes Stück Arbeit“

Martina Schürmann zeigte Verständnis für die Verwaltung, aber auch sie vermisst ein Konzept der Integration: „Davon habe ich noch nichts gesehen. Wir müssen bezüglich der Schulerweiterung kurzfristig Kontakt mit dem zuständigen Dezernenten Peter Renzel aufnehmen. Die Fläche muss noch vor der entscheidenden Ratssitzung am 24. Februar von der Liste genommen werden. Das wird aber ein hartes Stück Arbeit.“
Die Politiker wollen gemeinsam für die Sache werben, Klaus Budde sagte: „Es ist höchste Eisenbahn!“ Dr. Elisabeth van Heesch-Orgass hat durchaus Hoffnung: „Man spürt einen hervorragenden Konsens von Bürgern, Ratsmitgliedern und Bezirksvertretung.“

Auch zum Joggen und Fahrradfahren geeignet - das als „Hundewiese“ bekannte Gelände in Heidhausen. Hier soll ein Übergangswohnheim für 200 Asylbewerber entstehen.       Foto: Archiv
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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