Vor 90 Jahren wurden Stadt Werden und Gemeinde Werden-Land nach Essen eingemeindet
Wadden bliewt Wadden

So sah es in Werden ums Jahr 1900 aus. 
Repro: Henschke
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  • So sah es in Werden ums Jahr 1900 aus.
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Vor 90 Jahren wurden die Stadt Werden und die Gemeinde Werden-Land nach Essen eingemeindet. Der Abteistädter an sich mag sich heute noch nicht daran gewöhnen und sagt trotzig: „Wadden bliewt Wadden!“

Wer hier zum Einkaufen „in die Stadt“ geht, meint nämlich die Werdener Altstadt und nicht etwa die ferne City. Höchstens halbherzig waren die Bemühungen der Großstadt Essen und der Einheimischen, sich anzunähern. Immerhin wurden Ortsausschüsse gebildet. Sie sollten eine möglichst enge Verbindung schaffen und die örtlichen Interessen fördern. Die Ortsausschüsse durften im Interesse ihrer Bezirke Anträge stellen und Gutachten erstatten. Alles aber verbunden mit der Pflicht, Aufträge der Zentralverwaltung zu erledigen. Und hier kommt Hanslothar Kranz ins Spiel. Natürlich war er 1929 nicht dabei, da er erst sechs Jahre später geboren wurde. Doch nachdem er als Jugendvertreter dem Bürgerausschuss Werden beitrat, ist er seit 62 Jahren aktiv um die Gestaltung von Werden bemüht. Aus unzähligen Gesprächen mit damaligen Zeitzeugen ist dem langjährigen Bezirksvorsteher und -bürgermeister aber sehr wohl bewusst geworden, wie umstritten die Eingemeindung damals war.

Stolze Geschichte

Die Stadt Werden blickte auf eine stolze Geschichte zurück. Schon im Jahre 796 begann der Friesen-Missionar Liudger damit, durch Schenkung, Kauf oder Tausch an der Ruhr Land zu erwerben. Drei Jahre später gründete er auf einer erhöhten, also hochwassergeschützten Stelle (auf Althochdeutsch uuerid) ein „Eigenkloster“, das praktisch in Familienbesitz lag. Rund um diese Abtei entstand ein prosperierender Ort, der 974 das Markt- und Münzrecht sowie 1317 die Stadtrechte erhielt. Bürgermeister der Stadt Werden war seit 1904 Joseph Breuer, der 1928 einstimmig auf Lebenszeit gewählt wurde. Werden ging es finanziell gut. Die Steuersätze lagen erheblich unter denen der Stadt Essen, Gebühren für Straßenreinigung, Müllabfuhr und Kanalisation wurden gar nicht erst erhoben. Allerdings vermeldete Werden prozentual gesehen die höchste Zahl Erwerbsloser in ganz Preußen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wollte das benachbarte Essen sich ausbreiten. Schon 1901 begannen die Eingemeindungen, als Altendorf, Frohnhausen und Holsterhausen 66.000 Einwohner mitbrachten. Die Firma Krupp hatte Einfluss genommen, da nun ihre Werke komplett in Essen lagen, was erhebliche Steuervorteile brachte. Es folgten immer weitere Eingemeindungen. 

Der große Fisch

Erste Gerüchte über eine drohende Einverleibung Werdens verunsicherten die Bevölkerung, spätestens 1927 begann der Kampf um die
Selbstständigkeit. In Zeitschriften, mit Gutachten sowie bei
Kundgebungen lieferten sich die Gegner fortan erbitterte Schlachten.
Viele Abteistädter verglichen die Situation sogar mit der Besetzung
durch Preußen und Franzosen Anfang des 19. Jahrhunderts. Doch nichts half. Der große Fisch schluckte den zwar älteren, aber eben auch kleineren. Im August 1929 trat das preußische „Gesetz über die kommunale Neugliederung des rheinisch-westfälischen Industriegebiets“ in Kraft. Nun griff Essen endgültig über die Ruhr hinaus und Werden verlor sehr zum Unwillen der meisten seiner 12.500 Einwohner die Selbständigkeit. Auch Werden-Land wurde einverleibt. Die Gemeinde brachte zwar nur 4.000 Menschen, dafür aber über 2.000 Hektar Fläche mit ein. Der erste und einzige Bürgermeister von Werden-Land war Aloys Schaphaus. Die Bürgermeisterei Werden-Land hatte eine Zerreißung ihres Gebietes befürchtet und daher den Vorschlag ablehnt, sich mit der Stadt Werden zusammen zu schließen. Doch auch solch eine Verschmelzung hätte die Eingemeindung höchstens ein wenig aufgehalten.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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