Unsere Schule soll bleiben!

Die Ruhrtalschule hat steigende Schülerzahlen - doch das Aus droht!

Die Schüler frieren, es ist ganz schön frisch - doch für den Kampf um ihre Schule harren sie gerne für ein Foto in der Kälte aus. Schulleiter Ludger Dornebeck zeigt sich stolz: „Das ist unser 10er Hauptschulkurs Mathe - da sind schlaue Köpfe dabei!“ !

Dunkle Wolken dräuen über Fischlaken - und damit ist diesmal nicht das mickrige Novemberwetter gemeint. Der Schulentwicklungsplan hat sich für die an SchülerSchwund leidenden Essener Förderschulen einen besonderen Taschenspielertrick ausgedacht.
Da von den zehn Schulen gleich sieben unter der magischen Grenze von 144 Schülern liegen - was eigentlich eine sofortige Schließung bedeuten würde - muss Essen immer wieder „Duldungen“ bei der zuständigen Bezirksregierung beantragen. Damit soll jetzt - angeblich - Schluss sein und entsprechende Maßnahmen werden eingeleitet. Der Kniff soll sein, dass mehrere Schulen zu einem Verbund zusammengelegt werden, mit jeweils einer Hauptstelle und ein oder zwei Dependancen.
Dies würde diese „neue“ Schule über die 144 Schüler hieven und so den Fortbestand sichern. Soweit die Theorie. Doch der Beschluss, der im Januar 2013 dem Rat vorgelegt werden soll, liest sich anders: „Die Ruhrtalschule wird zum 31.07.2013 vollständig aufgelöst. Zur Sicherstellung eines wohnortnahen schulischen Angebotes wird am Standort der Ruhrtalschule eine Dependance der Theodor- Fliedner- Schule eingerichtet und, solange hierfür ein Bedürfnis besteht, vorübergehend fortgeführt.“
In der Bezirksvertretung sprachen die Ortspolitiker weit über eine Stunde über das brenzlige Thema. Hier schlugen Iris Fay vom Schulamt wenig versteckter Argwohn und komplettes Unverständnis entgegen. Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann fand die Situation offensichtlich bedrohlich und unverstehbar - so räumte er Schulleiter Dornebeck Rederecht ein. Eine seltene Maßnahme, die Betroffenen zu Wort kommen zu lassen.
Dornebeck verstand die Geste sehr wohl, referierte in unaufgeregter Weise über die Einbindung seiner Ruhrtalschule in den Essener Süden: „Mit der Maßnahme einer Dependance sind wir als Schulgemeinde nicht einverstanden, da unserer Meinung nach keine stichhaltigen Gründe vorliegen. Ein Gesamtkonzept liegt noch nicht vor und damit fehlt die notwendige Voraussetzung für Einzelentscheidungen, die aber jetzt schon gefällt werden sollen. Es ist notwendig, im Essener Süden die Ruhrtalschule zu stärken und diese als Hauptstelle auch für die Zukunft zu sichern!“

Seit 24 Jahren stabil

Dornebeck legte nach: „Wir sind seit 24 Jahren stabil und in einem gut funktionierenden Netzwerk mit einem Dutzend Grundschulen und enger Zusammenarbeit mit der Jonagemeinde. Das soll jetzt weggeschnitten werden!“
Dann kam ein bedeutungsschwerer Nachsatz: „Wir sind von allen Essener Förderschulen die einzige mit steigenden Schülerzahlen!“ Schon jetzt seien acht Neuzugänge avisiert und als einzügige Schule gebe man pro Jahr höchstens 12 bis 14 Schüler ab - der Aufwärtstrend halte also an.
Und dann Schließung? Immer wieder schüttelten die Politiker die Köpfe, denn immer wieder betonte Frau Fay: „Aufgrund der Gesetzeslage geht es nicht anders!“
Daniel Behmenburg blickte auf die Karte - alle anderen Förderschulen liegen im Essener Norden - und sagte: „Kurze Beine, kurze Wege sollte auch hier gelten!“ Ähnlich sah es Martina Schürmann: „Übereilt. Ein zumutbarer Zeitaufwand für den Schulweg muss gewährleistet sein.“ Peter Maas hatte sich vor Ort informiert: „Diese Schule hat Alleinstellungsmerkmal und ist im Bezirk voll integriert!“
Auch FDP-Ratsherr Andreas Hellmann, der im Schulausschuss sitzt, war zornig: „Die Landesregierung möchte die Einheitsschule. Deswegen kommen so traurige Lösungen wie diese auf den Tisch. Ähnlich wie bei den Hauptschulen läuft es auf Zumachen heraus!“
Diesen Ball nahm Dr. Frank Roeser auf und stellte als Jurist fest, dass „solange hierfür ein Bedürfnis besteht“ und „vorläufig“ eindeutig baldige Schließung meint.
Wenn doch die Ruhrtalschule steigende Zahlen verzeichne, so Michael Nellesen, könne diese doch die Hauptstelle bleiben und eine andere Schule mit- „gerettet“ werden? Auch hier erweckte Frau Fay langatmig und nebulös den Eindruck, dass eine unausgegorene Entscheidung mit Macht durchgedrückt werden soll.
Als dann noch auf Dr. Bonmanns Frage, was die Stadt denn durch die Maßnahmen spare, die verblüffende Antwort „nichts“ lautete, war endgültig Schluss mit lustig.
Bonmann war ungehalten: „Jetzt mal ganz ernsthaft - auf den Rücken der Schüler und ihrer Eltern soll die Eitelkeit der Bezirksregierung befriedigt werden? Das ist doch Quatsch! Ich verstehe nicht, was das Ganze soll.“
Spät kam die Vertreterin des Schulamtes zum Knackpunkt: „Es fehlen Sonderpädagogen!“ Das drängende Thema „Inklusion“ stelle die Schulen vor neue Herausforderungen, da gerieten Förderschulen immer mehr aufs Abstellgleis.
Einstimmig lehnte die Bezirksvertretung die Vorlage ab: „Die BV IX fordert die Verwaltung auf, die Ruhrtalschule als Vollschule zu erhalten!“
Ludger Dornebeck nahm diesen Zuspruch mit Freude zur Kenntnis: „Im gesamten Essener Süden schlägt uns eine Welle der Sympathie entgegen. Das tut uns echt gut!“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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