„Schadet der Integration“ CDU Heidhausen / Fischlaken zweifelt Vorschläge zur Flüchtlingsunterbringung an - Bürgerinitiative gründet sich
Die Stadt hat eine neue Strategie zur Unterbringung der Flüchtlinge. Neben den geplanten drei neuen Zeltdörfern in Dellwig, Frohnhausen und Burgaltendorf werden bis Ende des Jahres feste Bauten errichtet.
Die Stadt nutzt außerdem sechs kleinere Grundstücke für neue Unterkünfte, zum Beispiel die „Hundewiese“ in Heidhausen.
Das Gelände an der Barkhovenallee, direkt neben der Grundschule an der Jacobsallee gelegen, hat eine beachtliche Historie.
Einst beherbergte es den ersten Fußballplatz des TuS Werden-Land, später entstanden dort Baracken der Organisation Todt, die nach dem Krieg als Notunterkünfte genutzt wurden, da in Heidhausen noch nicht genügend Wohnraum zur Verfügung stand.
Wurden im Boden hohe Konzentrationen an schädlichen Stoffen gemessen? Ohne Bodenaushub aber schien das Areal zumindest als „Hundewiese“ geeignet.
Das Gebiet an der Jacobsallee war bei der ersten großen Flüchtlingswelle nach der Öffnung des „eisernen Vorhangs“ und aufgrund des Balkankrieges im Fokus für ein Asylbewerberheim, nach massiven Protesten und Unterschriftenaktionen wurde dann ein paar Meter weiter an der Barkhovenallee, direkt neben dem Kindergarten, gebaut. Dort gab es nämlich Baurecht, ursprünglich war an der Stelle ein Schwesterheim geplant gewesen.
Politiker irritiert
Bereits über die Stellungnahmen der Bezirksvertretung war deutlich sichtbar, dass sich die Politiker im Essener Süden deutlich irritiert zeigen über die vorgeschlagenen und zur Prüfung weitergereichten Standorte von potenziellen Flüchtlingseinrichtungen.
Nun meldet sich auch die CDU Heidhausen / Fischlaken zu Wort: „Wer es mit der Integration der hier ankommenden Flüchtlinge ernst meint, der kann beim besten Willen keine weiteren Einrichtungen auf Heidhauser oder Fischlaker Gebiet planen und umsetzen wollen“, sagt Yannick Lubisch, Vorsitzender der CDU in Heidhausen und Fischlaken.
„Der Bezirk IX, in dem sich unter anderem Werden, Heidhausen und Fischlaken wiederfinden, nimmt laut neusten Berechnungen 18,4 Prozent aller in Essen unterzubringenden Flüchtlinge auf und ist damit der stärkste Bezirk in Essen, Heidhausen und Fischlaken spielen hierbei die tragende Rolle.
Süden kann höhere Verantwortung tragen
Das ist gut so: Der Essener Süden kann es vertragen, eine höhere Verantwortung zu übernehmen als andere Gebiete in Essen. Angesichts dieser Zahlen ist es jedoch umso fragwürdiger, was die SPD dazu treibt, dem Süden unterlassene Hilfeleistung zu bescheinigen. Das riecht sehr nach Populismus zugunsten der eigenen Wähler, die die SPD im Norden vermutet.
Jedoch noch vor der tatsächlichen Ankunft aller bald hier wohnenden Menschen weitere Baumaßnahmen zu planen, die obendrein auch noch einen wesentlichen Teil zur Begründung des Titels ‚Grüne Hauptstadt Europas 2017‘, nämlich die Natur in Essen, bedrohen und zerstören, kann keine ernsthafte Option sein.
Auch der bereits vor einigen Jahren diskutierte Vorschlag, an der Barkhovenallee ein Heim für Geflüchtete zu errichten, sollte spätestens nach der Entscheidung für die sehr nahegelegene LVR-Klinik, welche ebenfalls bezogen wird, ad acta gelegt werden: Die integrative Kraft eines Standorts muss ebenso ein Ausschlusskriterium für einen Standort sein, wie die bereits bestehenden: ‚Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer‘ und ‚Entwässerung‘.
Denn die Einbindung der ankommenden Menschen in unsere Gesellschaft darf nicht erst bei ihrem Umzug in eine Wohnung starten. Integration muss bei Einreise beginnen!
Massenunterkünfte
Anstelle der Zersetzung unseres Stadtteils sollte lieber zum einen der Wohnungsleerstand, zum anderen aber auch die Option eines kommunalen Forums diskutiert werden, bei dem potenzielle Gastfamilien sich melden und Flüchtlinge bei sich aufnehmen können.
Gerade die letzte Option ist bei ansonsten vorbildlicher Aufklärung auf der Internetseite der Stadt Essen noch vergeblich zu suchen, obwohl dazu durchaus Vorschläge im Raum stehen.
Weitere Massenunterkünfte in Heidhausen / Fischlaken schaden der Arbeit der ehrenamtlich Engagierten und ihrem Ziel der Integration.“
Bürgerinitiative
In der vergangenen Woche hat sich in Heidhausen kurzfristig eine Bürger-Initiative gebildet: „Kurzfristig soll an der Freifläche Jacobsallee / Barkhovenallee eine Flüchtlingsunterkunft für rund 250 Menschen eingerichtet werden. In Heidhausen sind wir bisher mit dem Volkswald und den bald einziehenden Flüchtlingen in der ehemaligen LVR-Klinik mit Flüchtlingen bereits bedacht worden.“
Erste Gespräche mit Rat und Bezirksvertretern wurden geführt und Unterschriften-Aktionen geplant, auch eine Demo sowie weitere Gespräche mit Verantwortlichen, um die Probleme an diesem konkreten Standort darzustellen.
Cora Tschangizian ist eine der Mitgründerinnen der Bürgerinitiative: „Wir sind NICHT gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, auch Heidhauser Bürger haben aktiv bei „Werden hilft!“ Gesicht gezeigt. Aber so wie ein Rettungsboot nicht zu voll geladen werden kann, so kann man auch nicht eine kleine Nachbarschaft überschwemmen, und so fordern wir von der Stadt, die unterzubringenden Menschen in geeignetere Flächen beziehungsweise freistehende Immobilien zu führen. Den Standort Jacobsallee, der tatsächlich mitten in einem dicht bebauten Wohngebiet liegt und der gesäumt wird von einer Grundschule und einem Kindergarten, halten wir Anwohner wie Besucher von Schule und Kindergarten als absolut ungeeignet.“
Die Bürgerinitiative hat drei Werdener Ratsleute zu einem offenen Gespräch eingeladen. Martina Schürmann (CDU), Dr. Elisabeth van Heesch-Orgass (BAL) sowie Klaus Budde (FDP) werden sich den Fragen zur Flüchtlingsunterbringung stellen.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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