Reine Verschiebung der Belastung?

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Verkehrskonzept in der Bezirksvertretung vorgestellt

Die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung für den Ortskern Werden führten zu einem Verkehrsgutachten, bei dem das Ingenieurbüro Helmert aus Aachen in Kooperation mit den Planungsbüros BKR Essen und NTS Münster zusammen arbeitete. So wurden genaue Ortskenntnisse mit fundiertem Wissen in den jeweiligen Fachgebieten gebündelt.

Christoph Helmert und Michael Happe (BKR) stellten das Projekt in der Bezirksvertretung vor, sprachen von der Ausgangslage: „Die B224 in Werden ist ein Nadelöhr und hat zwar viel Durchgangsverkehr, aber auch einen hohen Anteil an hausgemachtem Quell- und Zielverkehr!“
Lösungsansätze wurden geprüft, die zu einer Reduzierung des Verkehrs im Ortskern Werden beitragen könnten. Eine Verlegung auf öffentliche Verkehrsmittel bringe nicht annähernd genug Entlastung, es müsse weitere Maßnahmen geben. So waren schon in der Vergangenheit Ortsumgehungen oder gar Tunnel diskutiert worden. Durch eine Neuaufteilung des Straßenraums und eine Änderung der Verkehrsführung möchten die Experten die Werdener Altstadt entlasten. Die hohen Schadstoffbelastungen in der Brückstraße, aber auch der Abteistraße, sollen durch flüssigeren Verkehr ohne nennenswerte Haltezeiten und Rückstau reduziert werden.

Die Brückstraße soll vom Durchgangsverkehr entlastet und der Verkehr der B 224 in der Abteistraße gebündelt werden. Die Brückstraße wird verkehrsberuhigt, die heutige Einbahnstraßenregelung umgedreht. Es entsteht mit der Änderung der Einbahnstraßenregelung ein „Altstadtring“ gegen den Uhrzeigersinn mit Heckstraße, Joseph-Breuer-Straße und Grafenstraße. Von Heidhausen kommend, kann man an der Deutschen Bank in diesen Ring einfahren.
Die Abteistraße verläuft zweispurig in Richtung Velbert, die Gegenfahrbahn ist kurzfristig einspurig und wird vor der Kreuzung Kastellplatz auf zwei Spuren aufgeweitet. An der Abteistraße erhalten alle Gehwege eine Mindestbreite von 2,5 Metern.
Die Bushaltestelle Werdener Markt bleibt bestehen. Um den Verkehr auf der Abteistraße nicht durch haltende Busse zu blockieren, wird Richtung Gustav-Heinemann-Brücke eine Busbucht eingebaut. In der Gegenfahrtrichtung hält der Bus auf der rechten Fahrbahn. Da es dort zweispurig ist, kann der Verkehr weiter fließen. Am Werdener Markt werden zwei Fußgängerampeln integriert. Überhaupt soll die Aufenthaltsqualität rund um den Ludgerusbrunnen deutlich aufgewertet werden, eventuell sogar mit einer Lärmschutzwand.
Natürlich gäbe es Gewinner und Verlierer. Während die Brückstraßenanwohner sich freuen könnten, müssten die Bewohner der Abteistraße mit deutlich höherem Verkehrsaufkommen rechnen. Hier setzte auch die Kritik von Ratsherr Hanslothar Kranz an: „In diesen Plänen steckt viel Arbeit drin. Aber wir müssen aufpassen, dass Werden nicht in zwei Teile zerfällt. Der glückliche Norden wird entlastet, das ist auch gut so – aber es darf nicht im Gegenzug einen unglücklichen Süden geben!“ Anwohner hätten sich bei ihm beschwert, das bedrücke ihn, denn sein Motto sei: „Wir müssen die Menschen mitnehmen. Sonst ist das nicht in Ordnung!“
Dies sei auch nicht gewollt, stellte Dr. Michael Bonmann klar, ein entsprechender Ausgleich für die Bewohner der Abteistraße müsse geschaffen werden. Hier gab auch Christoph Helmert zu, dass da nichts zu beschönigen wäre: „Aber es ist halt ein Abwägungsprozess!“
Martina Schürmann begrüßte grundsätzlich jede Entlastung der Brückstraße, fühlte sich aber beim Einbieger in die Heckstraße an die unselige Busspur erinnert, sah in der zusätzlichen Bushaltestelle an der unteren Abteistraße keinen Vorteil, sondern nur neue Behinderungen. Hier stellte Michael Happe fest, dass dies ein Wunsch der EVAG sei, obwohl es von der Haltestelle Markt bis zum S-Bahnhof nur 300 Meter seien.
Auch Daniel Behmenburg fand es gut, dass man sich Gedanken gemacht hatte, hatte aber Bedenken, dass die auf der Straße haltenden Busse bergaufwärts für Staus sorgen könnten. Auch machten sich die Geschäftsinhaber der Abteistraße große Sorgen über die Anlieferung. Michael Happe beruhigte, es gäbe deutlich mehr Geschäfte in der Brückstraße und Anlieferung sei sicherlich möglich, allerdings nur zu ganz bestimmten Zeiten außerhalb der „Rush Hour“.
Dr. Klaus Wetter begrüßte die zahlreich erschienen Bürger, darunter viele Anwohner, wollte aber die Kosten des Projektes wissen, monierte fehlende Schadstoff-Messwerte in der Abteistraße, fand eine bloße Verschiebung des Verkehrs „von links nach rechts“ wenig gewinnbringend.
Auch Dr. Frank Roeser vermutete hier eine bloße Verlagerung des Problems, wollte auch nach all‘ der unseligen Baustellenzeit wissen: „Wie lange dauert das? Und was kostet das?“ Hier konnten die Planer nur mit den Achseln zucken, wunderten sich sowieso, woher die kolportierten 3 Millionen Euro Gesamtkosten kämen, denn vor einer Entscheidung der Politik sei es unsinnig, genaue Berechnungen zu starten.
„Endlich. Wir befürworten eine Alternative, auch wenn sie nicht fehlerfrei ist!“ Peter Maas war klar, dass man sich die Situation in der Abteistraße, Stichworte Parkplätze und Anlieferung, noch einmal genau anschauen müsse. Doch der jetzige Zustand sei auf keinen Fall mehr tragbar.
Den geplanten Ortsbus fanden alle prima, die nun durchgehende, „schnelle“ 180 als Verbindung von Kupferdreh bis Werden kam besonders gut an. Die Umwelteinflüsse waren allen Politikern ein Dorn im Auge, denn die fehlenden Zahlen gerade für die Abteistraße stimmten unfroh: „Die Belastung war doch der Knackpunkt!“ Studien zur Schadstoffbelastung müssten sein, war einhelliges Votum. So schnell wie möglich, damit nicht noch weitere Verzögerungen entstünden, doch zunächst stünde die Bürgeranhörung auf dem Terminplan. Bezirksbürgermeister Dr. Bonmann schloss mit den Worten: „Ein abschließendes Urteil werden wir erst nach der Bürgerbeteiligung fällen können!“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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