Neues Jahr, alte Probleme: Arbeitskreis nimmt sich der B224 an
Feinstaub, Lärm und Verkehrschaos auf der B224. Ein Arbeitskreis, bestehend aus Lokalpolitikern und Bürgern, will fortan Entlastung für die Abteistadt erwirken.
Für die erste Sitzung in den Domstuben hatte sich Besuch angekündigt: Hartwig Steinbrink, Leiter des Umweltamtes, versorgte die Anwesenden mit Daten und Hintergrundinformationen, damit der Arbeitskreis über eine erste Diskussionsgrundlage verfügt.
Dabei bestätigte der Experte nur das, was alle Betroffenen schon geahnt hatten. Ob Brück-, Abtei- oder Ruhrtalstraße, auf allen wichtigen Verkehrsknotenpunkten werden die Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid „zum Teil deutlich überschritten“. Zu diesem Ergebnis komme zumindest das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), das sich auf Berechnungen und Stichprobenmessungen beruft. Eine dauerhafte Messvorrichtung, die gibt es in bislang Werden nicht.
„Welche Gefahren ergeben sich für den Bürger?“, will eine Gesprächsteilnehmerin wissen. Eine eindeutige Antwort kann Steinbrink nicht geben: „Konkrete Zahlen liegen uns nicht vor. Es werden jedoch Studien durchgeführt, die einen Zusammenhang von Feinstaubbelastung und einer erhöhten Mortalitätsrate durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen belegen wollen.“
Doch nicht nur Gifte lassen den Menschen erkranken, übermäßiger Lärm wirkt sich ebenso negativ auf die Gesundheit aus. Hiervon sind die Werdener ebenfalls betroffen, kein Wunder bei den rund 10.000 Fahrzeugen, die täglich über die Brückstraße rauschen. Auf der Ruhrtalstraße (9.000) und der Heidhauser Straße (8.250) ist die Belastung kaum geringer. An diesen neuralgischen Punkten sind – wiederum auf Grundlage angestellter Berechnungen – Durchschnittsbelastungen von 80 Dezibel am Tage und 70 Dezibel in der Nacht festgehalten. Damit würden Auslösewerte (70Dezibel/Tag und 60Dezibel/Nacht), die die Stadt im Rahmen der Lärmaktionsplanung alarmieren sollten, deutlich überschritten. „Aufgrund der Haushaltssituation waren wir nicht in der Lage, sämtliche Maßnahmen im Lärmaktionsplan zu realisieren“, berichtet Steinbrink. „Laut EU-Recht haben wir aber ein Anrecht auf lärmmindernde Maßnahmen“, will ein Betroffener aufklären. „Das ist nicht ganz richtig. Sie haben ein Anrecht auf die Planung von lärmmindernden Maßnahmen“, entgegnet der Fachmann.
Leise Hoffnung gibt es für die Werdener dennoch: Die Kommunen arbeiten derzeit an einer Verschärfung des regionalen Luftreinhalteplans, im Gespräch ist unter anderem die Ausweitung der Umweltzonen (siehe Extrabericht http://www.lokalkompass.de/essen-nord/politik/umweltzonen-und-laermaktionsplanung-schafft-ihre-ueberarbeitung-abhilfe-d37128.htm). In spätestens zwei Jahren muss die Stadt zudem einen neuen Lärmaktionsplan vorbereiten.
Solange will man in der Abteistadt nicht warten. So wird der Arbeitskreis prüfen, ob die betroffenen Straßen im Zuge der bald beginnenden Kanalbauarbeiten mit dem so genannten „lärmoptimierten Asphalt“ ausgestattet werden können.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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