Ministerpräsident Armin Laschet besuchte Werden / Gleiche Bildungschancen: "Eigentlich müssten wir die besten Schulen in die schwierigsten Stadtteile bringen" / Schüler für G 9

Die Schüler hatten eine Reihe von Fragen an den NRW-Ministerpräsidenten. | Foto: Bangert
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"Wer von Euch ist für G8?" - eine Handvoll Schüler meldet sich. Die Gegenprobe fällt überzeugender aus. Eine deutliche Mehrheit der Schüler am Werdener Mariengymnasium wäre für G9 - auch wenn die Gesetzesänderung für sie zu spät kommt.

"Dieses Ergebnis liegt im Landestrend", sagt Ministerpräsident (MP) Armin Laschet am Montagvormittag im Forum der Schule. Die Schüler hatten ihn zum Gespräch eingeladen. Schülermoderator Lennard Kelbch sitzt mit Laschet auf der Bühne und befragt den MP.
Als die Entscheidung für G8 2004/05 erfolgte, seien nahezu alle Politiker für die Verkürzung gewesen - "ich auch" - gibt Laschet zu. Allerdings sei die Vorbereitung der Verkürzung nicht optimal gewesen. Nachdem Eltern- und Lehrerverbände sich gegen G8 ausgesprochen hätten, habe die Landesregierung den Schulen nun ein Wahlrecht gegeben. "Es gibt wichtigere Dinge in der Bildungspolitik. Eigentlich müssten wir die besten Schulen in die schwierigsten Stadtteile bringen, um gleiche Bildungschancen zu schaffen." Möglicherweise müsste dazu auch der Lehrerschlüssel geändert werden, antwortet er auf die Frage nach den Bildungschancen.

Digitale Nachrüstung

Ja, er sei für die digitale Nachrüstung in der Schule, selbst wenn die Geräte bei der Installation nicht mehr die neusten seien -"Die Alternative wäre? Alles so zu lassen, wie es ist?" Natürliche müsse sich die Lebenswirklichkeit auch in der Schule widerspiegeln. "Allerdings sollte jeder die Rechtschreibung auch beherrschen, nicht nur googeln können."
Im Rahmen der Inklusion will der MP nicht komplett auf die bestehenden Förderschulen verzichten. Der Elternwille sei für ihn die Richtschnur.
Der Angriff auf einen jungen Kippa-Träger beschäftigt auch die Werdener Schüler. "Wir wollen keinen Antisemitismus in Deutschland. Aber es hat ihn in den vergangenen 70 Jahren immer gegeben." Nicht umsonst stünden jüdische Synagogen und andere Einrichtungen unter Polizeischutz. In den vergangenen Jahren brachten vor allem Flüchtlinge aus dem Nahen Osten zusätzliche antisemitische Tendenzen mit nach Deutschland. Sie seien aufgrund der Konfliktsituation mit Israel entsprechend erzogen worden. "Hier sind wir gefordert, ihnen zu zeigen, dass wir das nicht wollen."
Abschiebe- und Ankerzentren seien die Reaktion auf die Flüchtlingswelle. "Dort soll schnell entschieden werden, wer als Schutzbedürftiger nach Deutschland gekommen ist." Wer anerkannt sei, bleibe und könne dann in der entsprechende Kommune integriert werden. Das Kommunalwahlrecht für 16 Jährige befürwortet der MP. Bei den Wahlen zu Land- und Bundestag sowie das EU-Parlament hält der die Volljährigkeitsgrenze weiter für angebracht.
"Absolute Sicherheit gibt es nicht", sagt der MP zum Thema Innere Sicherheit. Sicherheit erreiche man durch ausreichend Personal. Entscheidend sei aber auch die Durchsetzung bestehender Gesetze. "Man muss auch den Willen haben, sie durchzusetzen", sagt Laschet mit Blick auf die Clan-Streitigkeiten auch in Essen. Natürlich müsse auch die Kommunikation der Polizei auf Länderebene verbessert werden, um einen weiteren Fall "Amri" zu verhindern. Inzwischen könnten Gefährder bis zu vier Wochen in Gewahrsam genommen werden. Zusätzlich suche eine Kommission nach Wegen, um unerkannte terroristische Taten wie im NSU-Fall künftig frühzeitig zu erkennen.
In Sachen Umwelt setzt Laschet auf Alternativen wie Elektrofahrzeuge und nicht auf Fahrverbote. "Wenn in Städten wie Köln oder Düsseldorf bis zu 30 Prozent der Stickoxide von Schiffsdieseln stammen, machen Fahrverbote auf der Straße wenig Sinn."
Auf die Abschlussfrage, was er den Schülern rät, meint der MP: "Lernt schön, aber denkt nicht, dass Schule alles ist. Engagiert Euch in Vereinen, Kirche, in der Schule oder auch der Politik", ruft er zu ehrenamtlichen Tätigkeiten auf.

Autor:

Lokalkompass Essen-Werden aus Essen-Werden

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