Das ehemalige Vereinsheim am Volkswald ist bis auf die Grundmauern abgebrannt
Mahnmal verfehlter Politik

Der Stellvertretende Bezirksbürgermeister Benjamin Brenk sieht sich den Schaden an. 
Foto: Henschke
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„Einfach nur traurig.“ Der Stellvertretende Bezirksbürgermeister Benjamin Brenk schaut auf die verkohlten Überreste des Vereinsheimes, welches der SC Werden-Heidhausen vor Jahrzehnten in mühevoller Eigenarbeit aufgebaut hatte. Mit viel Tatkraft wurde eine Stätte der Begegnung geschaffen, mit einem großen Jugendraum und einer Cafeteria. Die Heidhauser trafen sich hier.

Doch dann begann ein jäher Abstieg. Die Stadt Essen wollte Kosten sparen und legte 2006 das Einsparungskonzept „Masterplan Sport“ vor. Der Fußballplatz Am Volkswald sollte leergezogen werden, stattdessen aufgeforstet werden, eventuell mit einem kleinen Bolzplatz in der Mitte. Die Wirklichkeit sah anders aus. Nichts tat sich. Im Jahr 2012 feierte der SC auf dem im Jahre 1923 angelegten Fußballplatz noch sein 125-jähriges Bestehen. Am 6. Mai 2013 um 20.46 Uhr Ortszeit wurde die allerletzte Partie abgepfiffen.

Mögliche Nachnutzungen

Viele gute Ideen für eine Nachnutzung wurden in den Raum geworfen. Warum nicht eine Übungsstätte für Bogenschützen? Ein Fahrradpark? Eine Hundeschule? Tennisplätze? Das ehemalige Vereinsheim sollte in die Hände des Jugendwerkes der AWO übergehen, das vorher die Räumlichkeiten seiner Teestube am Werdener Schwimmbad hatte aufgeben müssen. Zukünftig sollte der Volkswald als Jugendtreff „My Space“ dienen. Ideale Räumlichkeiten wären es gewesen für junge Menschen, davor eine riesige Fläche zum sportlichen Austoben. Nicht realisiert, weil die Stadtverwaltung blockte. Enttäuscht musste das Jugendwerk der AWO auf Stadtteilarbeit mit Kindern und Jugendlichen verzichten, da sich keine anderen Räumlichkeiten fanden in Werden.

Später fand sich eine Nutzung. Zur Unterbringung geflüchteter Menschen diente eine große Zeltstadt, die aber längst schon wieder Geschichte ist. In jüngster Zeit ploppte das Thema „Volkswald“ wieder auf. Yannick Lubisch und Stephan Sülzer von der CDU Heidhausen-Fischlaken forderten eine Wald-Kita. Doch inzwischen wurde bekannt, dass die Stadtverwaltung sich nicht genug bemüht hatte, dem interessierten Träger solch einer waldnahen Einrichtung für Kinder entgegen zu kommen. Man habe den Eindruck gewonnen, dass in dieser Sache nicht alle städtischen Behörden am selben Strang zögen. Stattdessen wurde das Gelände als naturschutzrechtliche Kompensationsfläche vorgeschlagen, weil eine der vielen Baumaßnahmen in Heidhausen nicht genügend Abstand zum Wäldchen an der Barkhovenallee halten wird. Für die notwendige Ersatzaufforstung von 7.360 m² ist die gesamte Fläche des ehemaligen Sportplatzes in der Planung.

Zur Politik gefunden

Immer wieder hatten engagierte Heidhauser aller politischen Lager gemahnt, gefordert, sich beschwert. Nichts nutzte. Einer, den die Misere besonders umtrieb, ist der Stellvertretende Bezirksbürgermeister Benjamin Brenk. Der Sozialdemokrat gibt offen zu, dass ihn der Konflikt um die Anlage im Volkswald dazu anstachelte, in die Kommunalpolitik zu gehen. Er erinnert sich noch an die sagenumwobene Sitzung der Bezirksvertretung am 31. Oktober 2006, als der damalige Stadtdirektor Christian Hülsmann darauf drängte, Überkapazitäten im Sportbereich abzubauen. Sprich den Platz zu schließen und den Großverein SC Werden-Heidhausen mit seinen über 600 Mitgliedern, darunter sehr viele Kinder und Jugendliche aus Fischlaken und Heidhausen, ins Werdener Löwental umzusiedeln. Dort ist inzwischen ein Vorzeige-Sportpark entstanden, wie es zum Beispiel auch Oberbürgermeister Thomas Kufen noch im vergangenen September anmerkte.

Doch oben in Heidhausen nahm die Verwahrlosung zu. Spätestens seit Corona die jungen Menschen ihrer letzten Möglichkeit beraubte, sich zwanglos zu treffen, nahm der Vandalismus zu. Die Scherben zerschlagener Flaschen und ausgebrannte Joints sprachen Bände. Vor einigen Wochen musste die benachbarte Freiwillige Feuerwehr ausrücken, um einen Brand im Vereinsheim zu löschen. Diesmal gab es keine Rettung für das Holzgebäude. Mitten in der Nacht wurden Polizei und Feuerwehr alarmiert, der Brand professionell gelöscht und die verkohlten Überreste mit einem Bagger vom Brandherd weg gezogen. Später kontrollierte die Feuerwehr erneut, glücklicherweise waren keine Gutnester mehr auszumachen. Gut, dass die Wehr ihre Arbeit auch hier vorbildlich ausführte. Brandstiftung? Unbedachter Umgang mit offenem Feuer? Die Polizei wird ermitteln.

„Desinteresse der Stadt“

Es droht auch ein politisches Nachspiel, denn Benjamin Brenk möchte nun endgültig kein Blatt mehr vor den Mund nehmen: „Was für eine Sauerei. Aber mal ehrlich, wir haben es doch kommen sehen. Das hier ist ein Mahnmal für das Desinteresse der Stadt Essen und der Verwaltungsspitze unter Thomas Kufen.“ Brenk erinnert sich noch lebhaft an die historische BV-Sitzung, als über 2.000 Unterschriften zum Erhalt des Volkswaldes an den damaligen Bezirksbürgermeister Hanslothar Kranz übergeben wurden. Aber nun sei das Maß voll und er angefasst: „Ich bin hier quasi aufgewachsen, habe hier Freundschaften geschlossen, Geburtstage gefeiert. Es ist meine sportliche Heimat. Und nun solch ein Debakel.“ Er sei jetzt einfach nur traurig: „Wütend war ich früher mal, als Stadtdirektor Hülsmann unseren geliebten Platz aufgegeben hat.“ Die Nutzung durch Geflüchtete habe wenigstens noch Sinn gehabt, doch seit der Schließung des Zeltdorfes im Herbst 2017 habe sich die Stadt nicht mehr blicken lassen am Volkswald: „Wir Heidhauser wurden wieder einmal vergessen.“ Dabei hätten alle Ideen einer möglichen Nachfolgenutzung ihren Charme gehabt: „Alles wäre besser gewesen als der Zustand jetzt.“

Benjamin Brenk wäre nicht er selbst, wenn er nicht konstruktive Lösungen im Blick hätte. Er geht ein paar Meter weiter und zeigt auf eine geteerte Fläche. Hier haben junge Menschen sich einen Skaterpark aufgebaut, mit erstaunlichem Elan Schanzen und weitere Elemente selbst gemauert und einzementiert. Dazu eine Sitzecke eingerichtet mit einer Grillstelle, sogar ein Aschenbecher steht bereit. Brenk findet diese Eigeninitiative klasse: „Hier müssen wir ansetzen. Jetzt könnte ein ernsthafter Anfang gemacht werden. Hier sollten diejenigen durch erfahrene Sozialpädagogen begleitet werden, die Positives schaffen wollen.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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