BV hadert mit Architektur
Klötze und 08/15-Bauten
Ernüchtert bis empört nahm die Bezirksvertretung zur Kenntnis, welche Bauten das Ortsbild ergänzen. Evelyn Meyer, Leiterin der Bauaufsicht Süd, stellte genehmigte Projekte an der Forstmann-, Velberter- und Heidhauser Straße vor. Ästhetisch befriedigend schien auch sie keines der Gebäude zu finden.
Um schön oder hässlich ging es allerdings nicht. Ausschlaggebend war Paragraf 34 des Baugesetzbuchs. Der legt fest, dass sich Neubauten ins Ortsbild einfügen müssen. Zweck, Höhe und Nutzung der Grundstücksgröße sind zu beachten. Diese Kriterien sind erfüllt. Das war es dann aber auch.
An der Stelle des vernichteten Denkmals „Kaiser Friedrich“ an der Forstmannstraße 27 entsteht ein Gebäude mit neu Wohneinheiten, einer Tiefgarage und weiteren Pkw-Stellplätzen auf der Fläche des alten Trafo-Häuschens. Der Baukörper schließt links an den Gebäudebestand der Ludgerusstraße an und vollzieht den Verlauf der Rondells nach. Der Denkmalschutz nahm Einfluss auf einige Fassadendetails. „Das Gebäude passt nicht in die Gegend“, stellte Ursula Lötzer (Linke) mit Blick auf die Planskizze fest. Hans Joachim von Hesler-Wirtz (FDP/Bürgerlich Liberale Fraktion) ging noch weiter: „Das ist ein Schandmal!“ Er versteht nicht, dass ein „08/15-Bau“ die Lücke schließen soll, die sich seit dem Abriss des Jugendstil-Kleinods auftut. Patrick Widmaier, Vorsitzender der CDU-Fraktion, findet: „Es ist unheimlich bitter und fast eine Frechheit, was uns hier präsentiert wird.“ Angesichts dieser Entwicklung sei eine Denkmalschutz-Satzung für Werden dringend geboten.
Zwischen der Friedhofsgärtnerei und dem Olympia-Grill haben die Bauarbeiten bereits begonnen. An der Heidhauser Straße/Ecke Kathagen entstehen 26 Wohneinheiten mit ebenso vielen Stellplätzen in einer Tiefgarage, die über die Seitenstraße angefahren werden muss. Zur B 224 hin sind drei verglaste Eingangsbereiche in den Flachdach-Bau vorgesehen.
Noch im Genehmigungsverfahren steckt das Erweiterungs-Vorhaben für das Haus St. Augustinus in Heidhausen. An der Anzahl der Pflegeplätze werde sich nicht viel ändern, erläuterte Evelyn Meyer. „Der Neubau ist nötig, um gesetzliche Vorgaben für Einzelzimmer zu erfüllen.“ Klärungsdarf gibt es, weil sich das Planungsgebiet außerhalb der Baugrenzen befindet. Und auch in diesem Fall überzeugen die Vorstellungen der Bauträger und Planer die Bezirksvertreter ganz und gar nicht. „Wenn ich mir das so ansehe“, sinniert der SPD-Fraktionsvorsitzende Daniel Behmenburg, „frage ich mich, was aus dem Ehrgeiz des Architektenstandes geworden ist.“
Autor:Lokalkompass Essen-Werden aus Essen-Werden |
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