„Ich würde nicht alles auf Trump schieben“
Die CDU Heidhausen-Fischlaken empfing den Vorsitzenden der Jungen Union Paul Ziemiak
Der Dress-Code war nicht abgesprochen, überzeugte dennoch. Hellblau zierte sowohl die Hemden der beiden Bundestagsabgeordneten als auch des Vorsitzenden der CDU Heidhausen-Fischlaken.
Yannick Lubisch hatte zum Abend mit Paul Ziemiak eingeladen. Der 32-jährige Bundesvorsitzende der Jungen Union Deutschlands zeigte sich gut gelaunt, höchst engagiert und kein bisschen wie einer von „denen da oben“. Die Domstuben waren gut gefüllt und Lubisch zum Scherzen aufgelegt: „Willkommen im zweifellos schönsten Vorort von Heidhausen und Fischlaken.“
Paul Ziemiak sitzt im Bundestagsausschuss für Auswärtige Angelegenheiten und reist immer wieder in Krisengebiete. Gerade erst aus Jordanien zurückgekehrt, blieb Ziemiak seiner Linie treu und fand deutliche Worte: „Außenpolitik war noch nie einfach. Früher ging es um Krieg und Frieden, USA gegen Sowjetunion. Aber heute ist alles mit allem verbunden.“ Natürlich sei Assad ein Kriegsverbrecher: „Aber wie stellen wir uns in Syrien auf, solange Assad an der Macht ist? Wir werden es nicht schaffen, unser Wertesystem unverzüglich umzusetzen.“ Türkische Bomben auf kurdische Gebiete im Norden Syriens? Die Frage der Krim, welche Rolle spiele China? „Wir unterstützen mit dem Atomabkommen den Iran und exportieren gleichzeitig Waffen nach Saudi-Arabien? Spannende Zeiten.“
Tiefe Gräben?
Besonders die Flüchtlingsproblematik werde zur Nagelprobe. Tiefe Gräben zwischen Horst Seehofer und Angela Merkel? „Das Bild, das wir da abgegeben haben, war schon traurig und teilweise skandalös. Trump und Kim konnten sich einigen, aber CDU und CSU nicht?“ Wie erlebte Ziemiak den entscheidenden Tag mit Sitzungen der beiden Parteivorstände? „Wir haben in einem Saal gewartet auf Nachricht aus Bayern. Nachts um halb zwei sagte dann die Kanzlerin, dass es nun reiche und man jetzt ins Bett gehe. Die Union wäre fast auseinandergeflogen und vier Wochen später spricht keiner mehr davon. Wir müssen nun zeigen, dass wir uns eben nicht mit uns selbst beschäftigen, sondern dieses Land gestalten wollen.“ Dabei sei man bereits auf dem richtigen Weg: „Es ist ja nicht so, dass wir nichts getan haben. Das Türkeiabkommen, die Schließung der Balkanroute, Hilfen vor Ort.“ Moralische Diskussionen seien immer wichtig: „Aber wir müssen Entscheidungen treffen. Wer vor Krieg und Bomben flieht, soll Schutz erhalten, bis wieder Frieden ist in seinem Land. Wir müssen uns international engagieren, aber wir können nicht alle Probleme der Welt lösen. Wir können sie vor allem nicht in Deutschland lösen. Unsere Botschaft sollte sein: 2015 darf sich nicht wiederholen! Was muss jetzt weiter passieren? Da beinhaltet der Masterplan viel Gutes.“
Integration gescheitert?
Natürlich waren auch Mesut Özil und das ominöse Erdoğan-Foto ein Thema. Ist da Integration gescheitert? Paul Ziemiak wurde in Polen geboren und kam als Dreijähriger nach Iserlohn. Das Erste sei immer die Sprache und er zweisprachig aufgewachsen: „Wenn Ihr kein Deutsch lernt, werdet Ihr kein Teil dieser Gesellschaft. Aber es haben sich Stadtteile gebildet, wo es keinen Anpassungsdruck gibt. Und warum hängen an den Moscheen Türkeifahnen?“ Andererseits müsse die Botschaft lauten: „Wir freuen uns, wenn Ihr Teil unseres Landes werdet, aber verleugnet Eure Wurzeln nicht.“ Bei Donald Trump sei das Problem, dass alles auf ihn fokussiert sei: „Aber nicht alle Probleme mit der USA haben nur mit Trump zu tun. Auch eine Präsidentin Michelle Obama würde einfordern, zukünftig zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung zu investieren. Und diejenigen, die sich jetzt über die Handelszölle aufregen, protestierten vorher gegen das Freihandelsabkommen.“ Paul Ziemiak als Vorsitzender der Jungen Union wurde natürlich auch nach „jungen“ Themen gefragt: „Bestimmt nicht sexy, aber es wird das Hauptthema sein: Wie viel Rente bekommt meine Generation ab 2050 noch heraus?“
Wachablösung?
Grundlagenstreit in der CDU? Werte-Union gegen Union der Mitte? Das sei nur Profilierungssucht: „Ich halte das alles für albern.“ Wann erfolge die Wachablösung im Kanzleramt? Deutschland brauche dringend einen neuen Aufbruch, aber doch nicht mit einer „ewigen“ Kanzlerin? „Keiner kennt ihre Pläne. Die Frage ist, wie wir den Übergang hinbekommen, ohne uns zu zerlegen.“ Man müsse unaufgeregt analysieren: „Was war schlecht? Was war gut? Ich habe aber Angst, dass nur noch die durchkommen, die am lautesten brüllen. Wenn es uns nicht mehr gibt in dieser Form, hat Deutschland ein Problem.“ Yannick Lubisch schloss eine bewegte Diskussion: „Wir von der CDU Heidhausen-Fischlaken sind Paul Ziemiak sehr dankbar für seinen Besuch vor Ort. ‚Die da oben‘ haben das Ruhrgebiet also weiterhin auf dem Schirm. Ein erinnerungswürdiger Abend.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.