„Essen, Großstadt für Kinder“ In der Bezirksvertretung wurde vieles für Kinder und Jugendliche angestoßen

Duffy Duck freut sich schon, dass es bald neben ihm mit der Graffiti-Kunst weitergeht.
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„Essen, Großstadt für Kinder“!? Die Mitglieder der Bezirksvertretung mussten müde lächeln – denn wenn sie nicht großzügig unterstützen würden, käme da wenig.

Im Haushalt sind 25.000 Euro für die Sanierung der Mädchentoiletten der Fischlaker Schule eingeplant. Auf der Brehm soll gerade für Kinder die Spielwiese aufgewertet werden. Der Antrag der Ludgerusschule, zum hundertjährigen Jubiläum der Schule den Kindern zwei Klettergerüste für den verwaisten Schulhof zu schenken, dürfte nach anfänglichen Irritationen auch wohlwollende Zustimmung finden.

Trinktourismus

Aber auch die Jugendlichen standen im Fokus. Nicht ohne Grund war von „Trink-Tourismus“ die Rede, nächtlicher Ruhestörung aus Langweile und Übermut. Nicht zuletzt deswegen wurden nun mehrere lobenswerte Projekte angestoßen, die mithelfen sollen, die Jugendkultur in Werden „aufzupäppeln“, aber gleichzeitig in halbwegs geordnete Bahnen zu kanalisieren.
Während die Finanzierung für überregional bekannte Open Air im Löwental zumindest in diesem Jahr noch gewährleistet ist und am Pfingstmontag für Besucherströme meist junger, aber natürlich auch junggebliebener Menschen sorgen wird, war die Unterführung der Gustav-Heinemann-Brücke als Fortsetzung der schönen Uferpromenade vielen ein Dorn im Auge.

Freifläche für Sprayer

Das soll nun besser werden – durch Sprayerkunst! Das Jugendamt der Stadt Essen bietet unter dem Titel „Kreativ statt Destruktiv“ Freiflächen an, an denen sich Sprayer legal - nach vorheriger, zeitlich begrenzter, Genehmigung - betätigen dürfen. Solche Flächen gibt es mittlerweile in Altendorf, Altenessen, Borbeck, Frillendorf, Holsterhausen, Innenstadt, Kray, Kupferdreh und Rüttenscheid. Auch in Werden soll das Modell einer „Patenschaftswand“ umgesetzt werden. So besteht zukünftig in Werden für Jugendliche die Möglichkeit, sich in einem entkriminalisierten Raum zu betätigen.
Begeistert war Gerd Dubiel, Kulturbeauftragter des Jugendamtes, vom Engagement Werdener Bürger, die angeregt hatten, die zweite Hälfte der Stützwand unter der Gustav-Heinemann-Brücke ebenfalls mit Graffitis versehen zu lassen: „Toll, dass sich der Bürger- und Heimatverein als Partner für dieses Projekt eingesetzt hat!“
Flächenpate wird der Werdener Ulf Lorenz, ein erwachsener Sprayer, sein. Er ist auch mit dafür verantwortlich, dass die direkt umliegende Fläche, sollte es dort zu Besprühungen auf dem Boden oder außerhalb der erlaubten Fläche kommen, wieder gesäubert wird. Darüber hinaus werden auch die Mitarbeitenden des JuBB im Wesselswerth die Aktivitäten an der Fläche regelmäßig beobachten.
Die Motivwahl der Sprayer bleibt letztlich frei. Allerdings wird darauf geachtet, dass keine gewaltverherrlichenden oder pornografischen Motive auf der Wand hergestellt werden. Ulf Lorenz ist zuversichtlich: „Die Fläche wird besser aussehen als vorher und könnte eine qualitativ hochwertige Augenweide für die Werdener Bürger werden!“ Auch Ute König war angetan von dem mutigen Projekt: „Gute Idee, dass diese Schmuddelecke aus ihrem schlechten Image rauskommt. Die Promenade wird deutlich aufgewertet!“
Die BV hatte die Verwaltung aufgefordert, dem Bürgerschützenverein „Gut Ziel Essen-Werden-Heidhausen“ und dem Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt den ehemaligen Sportplatz „Am Volkswald“ bis zur Umsetzung eines zukünftigen Nutzungskonzeptes für das Grundstück zu verpachten.
Nun kam die Stellungnahme. Nachdem die Angelegenheit betriebsintern eingehend besprochen worden sei, wäre beiden Interessenten abgesagt worden, so Udo Smuzcinski aus der Verwaltung der Sport- und Bäderbetriebe: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass eine Überlassung derzeit weder befristet noch unbefristet möglich ist, da eine grundsätzliche Entscheidung über die Zukunft der ehemaligen Sportanlage (Vermarktung oder Übertragung in die Verwaltung der Immobilienwirtschaft bzw. von Grün und Gruga Essen) derzeit noch aussteht.“

Kein Platz für die Jugend?

Frank Bente, Geschäftsführer des Jugendwerkes der Arbeiterwohlfahrt, bekam Rederecht und hielt einen Appell für „seine“ Jugendlichen: „In Werden, Heidhausen und Fischlaken scheint kein Platz für die Jugend zu sein. Beschwerden, Konflikte auf der einen Seite und fehlende Angebote und Räume auf der anderen Seite beschreiben die Situation.“ Die Gestaltung der Brehminsel beteilige die Jugendlichen bisher nicht und die Realisierung eines Jugendclubs am Volkswald scheine nicht gewollt.
Enttäuschend, dass die Verwaltung das einstimmige Votum der BV ignoriere, die Stadt verzichte so auf Mieteinnahmen und lasse die Räumlichkeiten verkommen. Zudem stünden die 10.000 Euro, die für Jugendarbeit in Werden-Land bereit lägen, 2014 letztmalig zur Verfügung: „Wenn sich keine Räume finden, ist das Geld weg und wandert in andere, nördliche Stadtteile!“ Doch Frank Bente sah nicht nur Handlungsbedarf, sondern auch Handlungs-Möglichkeiten: „Letztlich entscheidet ja die Politik, nicht die Verwaltung.“

Situation am Volkswald ist „zum Heulen“

Die Politiker hatte Bente auf seiner Seite. Gerald Janke nannte es einen Skandal und Dr. Klaus Wetter fand es „zum Heulen“. Daniel Behmenburg war unzufrieden: „Wir hätten mindestens zwei, drei Jahre gewonnen! Doch diese Vorlage geht an der Sache vorbei!“
Auch Peter Maas zeigte sich ratlos: „Zwei gute Interessenten, die auch mit Zwischenlösungen einverstanden wären, garantierte Geldeinnahmen für die Stadt. Warum tut sich da nichts?“ Stephan Sülzer zeigte kein Verständnis: „Bei den ganzen Neubaugebieten in Heidhausen ist es dringend erforderlich, was für Jugendliche zu tun. Doch die Stadt lässt lieber alles verwahrlosen und kaputt gehen. Warum?“
Patrick Widmaier fand deutliche Worte: „Unverfrorenheit!“ Die Verwaltung müsse ihrer Verantwortung gerecht werden: „Eine sinnvolle Nutzung sofort!“ Vor Ort sei alles besprochen worden und dann sei „nix passiert - eine Dreistigkeit!“
Frank Bente „Die Politik ist der Souverän! Stellen Sie doch einen Antrag an den Sport- und Bäderausschuss, dann müsste die Verwaltung umsetzen.“ So geschehen, die Bezirksvertretung nimmt die Stellungnahme der Verwaltung „mit Bedauern“ zur Kenntnis und bittet den Sportausschuss, zugunsten der Jugendlichen zu entscheiden.

Runder Tisch

„Wo geht es weiter mit der Jugend?“ heißt die Frage, der das Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt gemeinsam mit der Ortspolitik und jungen Menschen aus dem Stadtteil nachgehen möchte und deswegen für Mittwoch, 19. Februar, ab 19 Uhr zum runden Tisch in das Jugend- und Bürgerzentrum im Wesselswerth lädt.

Duffy Duck freut sich schon, dass es bald neben ihm mit der Graffiti-Kunst weitergeht.
Der Volkswald in den 50er Jahren.
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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