Wegen Corona tagte der Bezirksvertretung IX diesmal im Essener Rathaus
Eine ganz besondere Sitzung
Die Riege der Bezirksbürgermeister ist wieder komplett. Amtsinhaber Benjamin Brenk (SPD) und sein 2. Stellvertreter Michael Nellessen (CDU) bekommen Unterstützung von Ludger Hicking-Göbels. Der Grüne wurde bei drei Gegenstimmen zum neuen 1. stellvertretenden Bezirksbürgermeister gewählt.
Der Werdener ist erst seit Februar BV-Mitglied, als er für Najibulla Admadsadah nachrückte. Bekannt wurde Hicking-Göbels als Sprecher der Heidhauser Bürgerinitiative, die für den Erhalt der Flächen an der Grünen Harfe kämpfte. Die Vereidigung beinhaltet eigentlich einen Handschlag zum Besiegeln, diesmal wurde die coronagerechte Alternative Ellenbogen an Ellenbogen bevorzugt. Auch der ungewohnte Tagungsraum war Corona geschuldet: Erstmals in ihrem 45-jährigen Bestehen tagte die Bezirksvertretung IX im Essener Rathaus. Die Verwaltungsbeauftragte Brigitte Harti hatte früh geschaltet und für die turnusmäßige Mai-Sitzung den großen Ratssaal gebucht. Die BV-Mitglieder wurden zu ihren Plätzen geführt, saßen auf Abstand. Bezirksbürgermeister Brenk begrüßte die Kollegen im weiten Rund, die Vertreter der Verwaltung, die zahlreich erschienenen Besucher auf der Tribüne: „Ich hoffe, dass alle gesund und munter sind.“ Dann wurde er ernst: „Ich bitte um Disziplin und Einhaltung der Regeln.“ Vor den Ortspolitikern lag eine umfangreiche Tagesordnung. Es wurde eine Marathonsitzung. Nicht alle blieben bis zum Schluss.
Kein Hotspot im Bezirk
Zunächst dankte Brenk der Verwaltung für ihre Arbeit in Coronazeiten: „Die eine oder andere Überstunde hat dafür gesorgt, dass wir Bürger in dieser Stadt gut aufgehoben sind.“ Die Leiterin des Gesundheitsamtes Juliane Böttcher machte aus ihrer Skepsis so mancher Entscheidung der Landesregierung gegenüber keinen Hehl: „Da wurde vieles von oben herunter gebrochen. Ich hätte Schulen und Kitas offen gelassen.“ Auch finde sie Abstriche ohne Symptomatik als kaum sinnvoll. Wenn es eine 2. Welle zu erwarten gebe, dann eher im Herbst oder Winter. Der Bezirk IX habe keinen Hotspot in einer Pflegeeinrichtung zu beklagen gehabt. Dann zitierte Böttcher den Stadtdirektor Peter Renzel: „Bei der nächsten Pandemie machen wir einiges anders.“ Für die Sport- und Bäderbetriebe erläuterte Harald Trotzki, dass die Sportvereine nicht im Stich gelassen würden. Bei der Stadt gebe es zwar kein spezielles Corona-Hilfsprogramm für Vereine: „Aber wir werden für die Monate der Coronapause die Nutzungsgebühren für Sportstätten zurückzahlen. Die EVN-Vereine erhalten ihre Zuschüsse aber in voller Höhe.“ Für den Juni erhoffe er sich Öffnungen der Hallenbäder und für Kontakt-Sportarten: „Aber da gibt es im Moment noch keine Freigabe.“ Sollte es an Desinfektionsmittel fehlen, sieht Trotzki kein Hindernis: „Gründliches Händewaschen mit Seife reicht aus.“
Mittelvergabe erfolgt
Die Verwaltungsbeauftragte Harti bekräftigte noch einmal, dass alle bisher von der BV beschlossenen Mittel auch vergeben werden können. Sie habe zu jeder einzelnen Maßnahme eine schriftliche Begründung erstellt: „Wir müssen die sachliche und zeitliche Unabweisbarkeit nachweisen. Das ist gelungen. Die Beschlüsse können also umgesetzt werden, die Fachbereiche arbeiten daran.“ Doris Knierim berichtete über ihre Arbeit als Seniorenbeauftragte des Bezirkes. Neben den regelmäßigen Sprechstunden im Kettwiger und im Werdener Rathaus nahm sie an zahlreichen Veranstaltungen teil und steht für telefonische Beratung bereit. Der Kulturbeauftragte Rolf Sachtleben verdeutlichte, dass von den 21 mit BV-Zuschüssen bedachten Kulturveranstaltungen leider 11 durch Corona ausgefallen seien. Viele könnten auch nicht verschoben werden. Man solle den Kulturschaffenden aber zumindest die bereits angefallenen Kosten für zum Beispiel Ankündigungsplakate erstatten.
Böses Blut
Böses Blut gab es bei der Vorstellung einiger Bauprojekte im Bezirk. Besonders in Bredeney werden immer wieder große Grundstücke mit bisher einzelnen Villen großflächig mit Wohnkomplexen zugebaut. Der frühere Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann ereiferte sich, dass sein Bredeney derart verschandelt werde. Die Verwaltung lasse hier den Bauträgern zu viel durchgehen und nutze da nicht ihre Möglichkeiten, betonte Ludger Hicking-Göbels. An der Kettwiger Schulstraße wird das 1953 erbaute Georg-Schriever-Haus abgerissen und durch einen viergeschossigen Baukörper ersetzt. An der Velberter Straße in Werden sollen Blumenladen, Wohnhaus und Gewächshäuser Platz machen für ein Objekt mit 16 Wohneinheiten und Tiefgarage.
Ärger gibt es auch am Naturschutzgebiet Untere Kettwiger Aue. Ein Bürger hatte gefordert, Ordnungsamt oder Polizei müssten regelmäßig Streife laufen. Dort seien nämlich Hundebesitzer mit freilaufenden Tieren, Spaziergänger, Angler und Mountainbiker zu beobachten. Im Sommer käme sicherlich noch Badebetrieb hinzu. Eigentlich sei das Gelände umfangreich eingezäunt, doch ein breiter Trampelpfad vom Ende der Hundewiese entlang der Ruhr zeuge von unerlaubtem Betreten. Gabriele Kipphardt bestätigte, dass dort Einzäunungen niedergetrampelt würden, die Polizei habe da aber keine Möglichkeiten. Es müssten informierende Schilder her. Daniel Behmenburg hatte festgestellt, dass entsprechende Verbotsschilder fehlen: „Es kann sich auch um Unwissenheit handeln. An dem Trampelpfad sind nämlich keinerlei Hinweise auf das Naturschutzgebiet zu finden. Da würde ich im Nachbesserung bitten.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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