Die Werdener „Unterwelt“

Arbeitskreis Kanalbau

Beim Arbeitskreis Kanalbau trafen Vertreter der Stadtwerke und Straßenplaner
auf Werdener Bürger, Geschäftsleute, Politiker. Auch Feuerwehr, Polizei und EVAG gaben Stellungnahmen ab. Allgemeiner Tenor: „So schlimm ist es (bisher) gar nicht!“ Ratsherr Hanslothar Kranz begrüßte die Anwesenden, dankte für das unaufgeregte Miteinander und die offenkundige Bereitschaft der Werdener, „für ein paar Wochen die Baustelle zu ertragen“.
Andreas Theisen, Leiter des Projektteams der Stadtwerke Essen: „Wir liegen innerhalb unseres Zeitrahmens“. Zwar hielt die Werdener „Unterwelt“ wieder zahlreiche Überraschungen parat, aber nennenswerte Probleme entstanden nicht. Es mussten Suchgrabungen nach falsch kartographierten Leitungen vorgenommen werden. In der Doppelpressgrube griff auch Stadtarchäologe Dr. Hopp ein, wie im geschichtsträchtigen Boden der Abteistadt nicht anders zu erwarten war. Doch die Bauleute mussten kaum „die Schüppe aus der Hand legen“, schnell wurden Fundstücke dokumentiert, dann konnte es weitergehen.
In der Heckstraße kommt man zeitlich nicht ganz hin, weil die umzulegenden Versorgungsleitungen Schwierigkeiten bereiteten. Hier muss die Kolonne eventuell für eine Woche an eine andere Baustelle abgezogen werden, da der Anschluss fehlt. „Mehr aber nicht“, versicherte Bauleiter Theisen, „dann sind die Leute wieder da!“
Auf die Frage von Anwohner Erich Reich, was denn nach Abschluss der Arbeiten mit dem zerstörten Straßenbelag geschehe, „Totalerneuerung oder doch nur Flickwerk?“, wurden die städtischen Vertreter betont vorsichtig. Klaus-Dieter Rademacher von „Straßenbau und Verkehrstechnik“, laut Hanslothar Kranz: „das ehemalige Tiefbauamt“, wollte nichts versprechen, sehe aber schon die Notwendigkeit für Kanal-begleitenden Straßenbau, sicherlich aber nicht über die gesamte Länge der Heckstraße: „Das hängt letztlich von unserem Budget ab. Wir haben nur begrenzte Mittel zur Verfügung, dürfen nur die notwendigsten Ausgaben tätigen. Deswegen möchte ihr hier keine falschen Hoffnungen machen.“ Sicherlich müsse ein neuer Deckenüberzug her, die zerbrochenen, unfallträchtigen Gehwegplatten ersetzt werden.
Das Baufeld am Klemensborn ist endgültig eingerichtet, der Rettungsverkehr ist gesichert. Hier ändert sich bis zum Abschluss des Vortriebes nichts mehr.

Keine Einbahnstraße

Um den sonst den Klemensborn herunter fahrenden Verkehr aus Heidhausen zu verflüssigen, war angedacht, die Straße An der Stadtmauer vorübergehend als Einbahnstraße auszuschildern. Daraus wird nichts, denn die Stellungnahme der Polizei ist unmissverständlich: „Einbahnstraßenverkehr führt zu höherer Geschwindigkeit!“ Das zu erwartende erhöhte Tempo in einer Straße ohne Gehwege, noch dazu mit einer unübersichtlichen Kuppe, spricht für die Beibehaltung des „bremsenden“ Gegenverkehrs.
An der verlegten Bushaltestelle konnten zwei Sitzbänke für ältere Menschen aufgestellt werden. Leider mussten an der Abteistraße der Längsparkstreifen gesperrt werden, was besonders die Geschäftsleute ärgere. Aber die Sperrung sei nötig, auch wenn manchmal kein Fortgang der Arbeiten geargwöhnt werde.
Immer noch tun sich viele, besonders auch ältere, Werdener schwer, den Fußgängerüberweg vor der Deutschen Bank zu meiden. Der Überweg an der Ecke Propsteistraße zur Basilika wird oft vermieden, um sich ein paar Meter Fußweg zu sparen. Immer wieder wurde beobachtet, dass selbst gehbehinderte Senioren versuchen, irgendwie doch ihren gewohnten Trampelpfad zu nutzen. Seniorenbeauftragter Ingo Kurbjuhn hofft inständig, „dass die Leute vernünftig werden, sonst passiert noch was!“
Der Lärm durch den Kompressor wurde bemängelt. Kranz: „Bürger haben mich in ihr Wohnzimmer eingeladen, da war es ganz schön laut!“ Wirklich, das für die Aufbringung des Spritzbetons an den Kanalwänden nötige Aggregat macht kräftig Krach, allerdings innerhalb der Richtlinien. Theisen: „Es gibt nicht zu beschönigen, es ist laut. Aber an einer Bundesstraße sind andere Lärmpegel zulässig als etwa in einer ruhigen Nebenstraße“. Zwei Wochen dauere es schon noch, dann „kommt das Ding weg“.

Noch zehn Jahre?

Der Kanalbau wird Werden noch einige Jahre im Griff halten. Auch nach 2012 muss noch Vieles erneuert werden. So rund fünf bis sechs Jahre werden die Arbeiten noch andauern, bis alle Leitungen wieder auf dem neuesten Stand sind. Ab Juni, spätestens Juli beginnen zum Beispiel die Arbeiten an der Huffmannstraße! Ab der Probsteistraße wird gebuddelt. Als Kombi-Maßnahme für Ver- und Entsorgung wird eine rund anderthalb Jahre andauernde Wanderbaustelle die Huffmannstraße einengen, Umleitungen der Buslinie 180 nötig machen. Bis zum Friedhof „und noch ein Stück weiter“ wird gegraben. Auch die Einbindungen an Neukircher Mühle und Dückerstraße sollen noch in diesem Jahr vorgenommen werden, bevor der Winter kommt. Denn eventuelle Ausfälle der Gasversorgung wären in der kalten Jahreszeit wenig angenehm. Die Stadtwerke werden zwar darauf achten, stets die Verkehrswege offen zu halten, wollen sich auch nicht „selbst im Wege stehen“. Doch paralleles Arbeiten wäre auch nötig, „sonst werden zehn Jahre draus!“ „Bitte nicht“ können die Werdener Bürger da nur hoffen…

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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