Die "Schonfrist" ist vorbei! Essener Krisenstab gibt Turnhallen für Flüchtlinge frei

Belegung in einer Velberter Turnhalle.
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Sozialdezernent Peter Renzel wird etwas geahnt haben, als am Freitag um 10 Uhr in seinem Büro der Anruf der Bezirksregierung Düsseldorf einging. Sofort bat Renzel den Ordnungsdezernenten Christian Kromberg, den Krisenstab einzuberufen!

Die Bezirksregierung fordert die Stadt Essen auf: „sofort und bis auf weiteres - zumindest bis Ende Februar 2016 - Unterbringungsmöglichkeiten für jeweils 300 geflüchtete Personen bereitzustellen. Das Kontingent ist spätestens bis Montag, 05.10.2015 bis 18:00 Uhr, bezugsfertig vorzuhalten.“
Da aber alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und auch die zurzeit entstehenden Zeltdörfer auf ehemaligen Fußballplätzen nicht ausreichen, ist die bisherige „Schonfrist“ vorbei. Auch in Essen wird ab sofort eine notfallmäßige Unterbringung in Turnhallen erforderlich!

Renzel: „Leider müssen wir jetzt also zum ersten Mal Menschen für eine längere Zeit in unseren Sporthallen unterbringen. Die Flüchtlinge werden in den Sporthallen Prinz-Friedrich-Straße in Kupferdreh und in Bredeney am Goethe-Gymnasium aufgenommen. Wir haben einfach keine anderen Möglichkeiten mehr, da wir ja tagtäglich ganz normal 35 Flüchtlinge zugewiesen bekommen. Im Laufe der Woche müssen wir dann weitere 100 Menschen unterbringen, hierfür wird die Sporthalle an der Klapperstraße in Überruhr hergerichtet.“ Die Halle an der Frohnhauser Raumerstraße steht ebenfalls bereit, hierfür sind auch noch Betten und die anderen notwendigen Möbel vorhanden.

Große Geste auf der Vereins-Homepage

An der Klapperstraße etwa spielen 23 Handballteams. Ersatzhallen können von der Stadt nicht angeboten werden. Die SG Überruhr hat sofort reagiert, eifrig telefoniert und einen Notfall-Trainingsplan in gleich acht verschiedenen Turnhallen aufgelegt, zum Beispiel der ETB Schwarz Weiss Essen hatte spontan Hallenzeiten zur Verfügung gestellt. Die Damen sind an der Tabellenspitze der Oberliga. Das für den 17. Oktober geplante Heimspiel gegen St. Tönis wird nun im Werdener Löwental ausgetragen.
Eine große Geste ist die Begrüßungsformel auf der Vereins-Homepage: „Die SGÜ heißt alle Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflüchtet sind, in Überruhr Willkommen. Wir hoffen, dass alle hier zur Ruhe kommen und Schutz finden!“
Auch in Bredeney gibt es Willkommensgrüße. Mit dem Umbau der Turnhalle der Goetheschule in eine Flüchtlingsunterkunft geht die Verantwortung für die Sporthalle an Stadt und Betreiber European Homecare über, sie ist für die Dauer der Nutzung nicht länger Schulgelände.
Die Goetheschule will sich dennoch aktiv beteiligen und betont: „Wir konnten mit großer Freude beobachten, dass schon die bloße Ankündigung der Hallenbelegung mit Flüchtlingen bei unseren Schülerinnen und Schülern großes Interesse an den Schicksalen der Menschen, die zu uns kommen, hervorruft. Auch ist der tatkräftige Wille vorhanden, an einer Willkommenskultur mitzuarbeiten und damit einen wichtigen Grundstein für die große gesellschaftliche Aufgabe der Integration zu legen.
Gleichzeitig gibt es Sorgen, vielleicht auch Ängste, und viele offene Fragen. Unser Schulmotto ‚Wir reden miteinander und kümmern uns‘ weist uns hier die Richtung.“

Eventuell müsste auf weitere Turnhallen zurück gegriffen werden, welche überhaupt noch in Frage kämen, wurde anhand von Brandschutz, Fluchtwegen und Sanitäranlagen definiert. Auf der Liste finden sich die Standorte Katzenbruchstraße, Pinxtenweg, Rosastraße, Schonnebeckhöfe, Lührmannwald, Im Löwental, Friedrich-Lange-Straße und Am Hallo. Doch hier stünden nicht einmal mehr Betten zur Verfügung, die Menschen müssten auf Turnmatten campieren.

Der Krisenstab soll schnell entscheiden

OB Reinhard Paß hatte ihn am 19. August einberufen, der Krisenstab tagt unter der Leitung von Ordnungsdezernent Christian Kromberg oder seinem Stellvertreter Sozialdezernent Peter Renzel und hat die Aufgabe, Massenobdachlosigkeit von Flüchtlingen zu verhindern.
Der Stab tritt, wenn nötig, zu jeder Tages- und Nachtzeit zusammen und trifft schnell notwendige Entscheidungen. Bezirksvertretungen, Ausschüsse oder auch der Rat der Stadt können in dieser akuten Notlage nicht mehr vorab informiert und beteiligt werden.

Belegung in einer Velberter Turnhalle.
Die Oberliga-Damen der SG Überruhr weichen nach Werden aus.
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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