Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt will gegen illegale Graffitis vorgehen
Ärger um „Schmierereien“
Graffitis haben in jüngster Zeit zugenommen im Essener Süden. Brückenpfeiler unter der Kettwiger Eisenbahnbrücke wurden „verziert“ und Stromkästen verstärkt Opfer von Vandalismus, zum Beispiel in der Werdener Altstadt.
Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt ist es leid und will gegen illegale Graffitis vorgehen: „Mich erreichen ständig neue Hilferufe. Wenn man mit offenen Augen durch unseren Bezirk geht, stellt man täglich neue Schmierereien fest. Letztlich ist das aber ein Gesamtessener Problem, das in diesem Ausmaß nicht mehr zu hinzunehmen ist.“
Auf frischer Tat
In der Maisitzung der Bezirksvertretung betonten Vertreter von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst zwar, dass es sich bei den illegalen Graffitis um Straftaten handele. Doch zur Anzeige gebracht würden sie in der Regel nicht. Zwar würden sie über die Mängelmelder-App der Stadt gemeldet, doch es sei wie mit dem „wilden“ Verrichten der Notdurft. Da sei es auch sehr schwer, jemanden „auf frischer Tat“ zu ertappen.
Gabriele Kipphardt ist davon überzeugt, dass diese Graffitis eine Zumutung für die Augen seien und „das Wohnumfeld negativ beeinträchtigen.“ Die wenig kunstvollen Werke unbekannter Sprayer sollten unbedingt entfernt werden. Schmutzecken lüden nämlich dazu ein, weiteren Schmutz abzuladen. Auch handle es sich keinesfalls um einen Dummejungenstreich, sondern um Sachbeschädigung, die nur mit erheblichen finanziellen Mitteln behoben werden könne: „Bei Schmierereien an Privateigentum sind die Eigentümer in der Pflicht und bei Klecksereien im öffentlichen Raum werden Steuergelder herangezogen, um sie zu entfernen.“ Besonders der empfindliche Ruhrsandstein sei ganz schlecht zu reinigen, da er beim Einsatz von Sandstrahlern leidet.
Hase und Igel?
Was tun? Die Bezirksbürgermeisterin telefoniert, sie mailt, sie nervt ihre Ansprechpartner und will wissen: „Was tun Sie dagegen? Wann handeln Sie?“ Oft sei es aber schwer, die Eigentumsverhältnisse zu klären. Nicht jeder Kasten sei ein Stromkasten. Viel zu oft werde sie vertröstet. Die Bahn habe ihr zum Beispiel mitgeteilt, dass es an Mitteln und Kapazitäten fehle, die Farbe zu entfernen. Bei der Westenergie habe man ihre Meldung entgegen genommen und eine zeitnahe Überstreichung der besprühten Kästen zugesagt. Die Unterführung hin zum Kettwiger Ruhrbogen wurde recht zügig gereinigt: „Kurz nachdem ich die Schmiererei gemeldet hatte, wurde für Abhilfe gesorgt.“ Doch nun komme sie sich vor wie beim Hase und Igel-Spiel: „Die neuen Schmierereien habe ich dokumentiert und den Verantwortlichen zukommen lassen. Vielleicht bestehen auch dieses Mal ausreichend Kapazitäten, um eine zeitnahe Säuberung vorzunehmen.“
Frust und Langeweile?
Gabriele Kipphardt hatte nachgehakt, da ihr einige der gesprühten Schriftzüge auf Fußballfans hinzuweisen schienen. Aus Gesprächen mit gut informierten Beobachtern der Szene nahm sie mit, dass die momentane Flut an Graffiti vor allem Langeweile und Frustration geschuldet sein, da durch die Pandemie keine Stadionbesuche möglich waren. Niemand reise mit Bus und Bahn aus Bergeborbeck bis nach Kettwig, um dort zu sprühen. Dies sei eher ortsansässigen Tätern zuzurechnen. Die fühlten sich offenbar angestachelt, wenn ihre „Kunstwerke“ übertüncht würden. Das könne sich dann hochschaukeln. Was die Bezirksbürgermeisterin nachdenklich stimmt: „Wir können diese Schmierereien doch nicht ignorieren. Das kann es nun wirklich nicht sein.“
Graffiti-Taskforce
In seiner Februarsitzung hatte der Stadtrat beschlossen, eine Graffiti-Taskforce zu gründen, die unverzügliche und fachkundige Entfernung von illegalem Graffiti gewährleisten soll. Hier gelte es zu prüfen, durch wen konkret die Maßnahmen erfolgen könnten, durch städtische Gesellschaften oder private Dienstleister. Auch müsse die Verwaltung prüfen, inwieweit nicht im städtischen Besitz befindliche Flächen von Straßen.NRW, Ruhrverband, Bahn oder Privateigentümern mit einbezogen werden könnten. Bei der Sicherstellung der benötigten Finanzen wird auch geprüft, ob Langzeitarbeitslose eingesetzt werden können. Auch sollen im gesamten Stadtgebiet zusätzliche Flächen für legale, kunstvolle Graffitis freigegeben werden, um so Schmierereien vorzubeugen. Gabriele Kipphardt möchte das nicht abwarten und bittet ihre Mitbürger jetzt schon um Achtsamkeit: „Vielleicht kann so auch die eine oder andere Schmiererei verhindert werden.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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