Wasser, Sonne, Strom! Ruhrverband spart Stromkosten – das kommt uns allen zugute

Vor der neuen Photovoltaikanlage an der Kettwiger Kläranlage stehen (von links) Birte Wöffen, Michael Wessel, Markus Rüdel vom Ruhrverband.
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  • Vor der neuen Photovoltaikanlage an der Kettwiger Kläranlage stehen (von links) Birte Wöffen, Michael Wessel, Markus Rüdel vom Ruhrverband.
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Die Ruhr ist „unser“ Fluss. Die Lebensader, die das Revier durchpulst - nicht umsonst „Ruhrgebiet“ genannt. Dieser Fluss entspringt im Sauerland, nahe Winterberg, 219 Kilometer später mündet er im Rhein.

Bei der Reinigung des Abwassers fallen pro Einwohner etwa 35 Kilowattstunden Strom pro Jahr an, etwa drei Prozent seines mittleren Stromverbrauchs gehen also auf die Reinigung seiner Abwässer.
Zuständig ist der Ruhrverband, die Kläranlage Kettwig gehört zum Regionalbereich West, der ist von den drei Verbänden der Wasserwirtschaftler flächenmäßig zwar der kleinste, führt aber mit einer Million rund die Hälfte der Anwohner des Ruhrverbandes als Kunden. Die größte Kläranlage ist in Duisburg zu bewundern, die Kettwiger ist eher in der Mittelklasse ansiedelt.
Nachdem, wie allerorten üblich, drei unwirtschaftlich gewordene Anlagen zu einer großen, effizienten zusammengelegt wurden, kommen die Abwässer der Kettwiger, Werdener, aber auch aus Heiligenhaus an der Mendener Straße zusammen und werden entsprechend aufgearbeitet. Das Brauchwasser von etwa 70.000 Menschen wird hier gereinigt, dazu kommen noch Abwässer aus der Industrieproduktion. Abwasserreinigung verbraucht viel Energie, nur die Straßenbeleuchtung ist ein noch größerer Faktor.
Markus Rüdel vom Ruhrverband strahlt: „Durch konsequente Einsparungen haben wir einen dauerhaften Rückgang unseres Stromverbrauches erreichen können. Weniger Stromeinkauf ist nötig, wir – und letztlich alle Abwassergebührenzahler - sparen so rund eine Millionen Euro im Jahr!“

Energiesparmaßnahmen

Durch vielfältige Maßnahmen hat der Ruhrverband in den letzten fünf Jahren seinen Verbrauch kontinuierlich gesenkt und konnte so eine dauerhafte Einsparung von 4,4 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzielen. Gleichzeitig ist es dem Ruhrverband gelungen, durch Eigenstromerzeugung weitere 1,1 Millionen Kilowattstunden pro Jahr zu gewinnen – eine zusätzliche Ersparnis! Zudem wird hier Umweltschonendes umgesetzt: die Verringerung des Energieeinsatzes bewirkt auch eine hohe CO2-Reduktion.
Der Ruhrverband nutzt seine Produktionsabläufe auf unterschiedliche Weise zur Stromerzeugung. Im Sauerland, der Region der Stauseen, ist natürlich Wasserkraft erste Wahl, zudem kann man die Ausbeute aus Faulgasbehältern noch steigern, indem man zusätzliche Fette, Küchen- und Speiseabfälle zur so genannten „Co-Vergärung“ gibt. Auch kann Biogas zum Heizen der Betriebsgebäude verwandt werden und Blockheizkraftwerke zur Verstromung antreiben. Doch gerade diese sind zum Teil 20 Jahre alt, haben 100.000 und mehr Betriebsstunden „in den Knochen“. Die Kraftwerke sind einfach verbraucht, es gibt auch Probleme, Ersatzteile zu bekommen.
So fiel der Fokus auf die Nutzung von Solarenergie. Nun wurden auf sechs Kläranlagen im Ruhreinzugsgebiet Photovoltaikanlagen errichtet, die zusammen einen jährlichen Stromertrag von nahezu 700 Megawattstunden bringen sollen. Hier kamen nur Anlagen in Betracht, die auch über entsprechende Aufstellflächen verfügen, wie zum Beispiel Kettwig.
Birte Wöffen berichtet über die technische Daten: „Im letzten April war die Ausschreibung, Anfang September begannen die Arbeiten, Anfang 2014 konnten wir die Anlage endgültig in Betrieb nehme – es wurden rund 410.000 Euro in 96 Module mit 3.000 Quadratmeter Fläche investiert, deren jährlicher Stromertrag voraussichtlich bei 220 Megawattstunden liegen wird. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Investition nach acht, neun Jahren armotisiert hat!“
Michael Wessel ist stellvertretender Leiter des Regionalbereichs West und stellt klar, dass der Ruhrverband nicht beabsichtigt, den in den Photovoltaikanlagen erzeugten Strom ins Stromnetz einzuspeisen: „Da die Einspeisungspreise stark gesunken sind, können neu errichtete Anlagen nur bei überwiegender Eigennutzung wirtschaftlich betrieben werden. Der Strom wird komplett vor Ort verbraucht. Da trifft es sich gut, dass so eine Kläranlage mittags besonders hohen Energieverbrauch hat, genau dann, wenn die Sonne besonders viel und besonders stark strahlt!“
Demnächst soll am benachbarten Leinpfad eine Infotafel für „Wissensdurstige“ aufgestellt werden.
Nutzung der Sonnenenergie in Deutschland? Die Zweifel des Betrachters werden umgehend ausgeräumt: Kaum beginnt die Führung über das Betriebsgelände, scheint die Sonne, was das Zeug hält. „Sehen Sie“, lächelt Markus Rüdel: „Die Sonne ist unsere Freundin!“ Und der Stromzähler rattert…

Vor der neuen Photovoltaikanlage an der Kettwiger Kläranlage stehen (von links) Birte Wöffen, Michael Wessel, Markus Rüdel vom Ruhrverband.
So sieht die Anlage aus der Luft aus - Kettwiger Sonne inklusive!
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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