Stimmen rund um den geplanten Verkauf des Steinbruchs
Den Uhu im Blick
Der Deutsche Alpenverein kontert die Vorwürfe des NABU, mit dem im Heidhauser Steinbruch geplanten Klettergebiet würde der dort brütende Uhu vertrieben. Schon 2013 seien erste Gespräche mit dem Umweltamt geführt worden. Auch Eigentümer und Teile der örtlichen Politik nehmen Stellung.
Dem Ruhrverband gehört das umstrittene Grundstück an der Laupendahler Landstraße. Der öffentlich-rechtliche Wasserverband ist sich der brisanten Lage bewusst. Man werde genau überlegen, was man mit dem früheren Trocknungs- und Zwischenlager für Schlämme der benachbarten, aber bereits 2005 aufgegeben Kläranlage tun werde. Sprecher Markus Rüdel betonte aber, dass entgegen anderslautender Nachrichten noch überhaupt keine Entscheidung gefallen sei. Weder für noch gegen den Deutschen Alpenverein: „Es besteht weiterhin die Absicht, dieses 35.000 m² große Gelände mit der Felswand zu veräußern. Wir haben mehrere Optionen, um zu verkaufen. Die werden derzeit geprüft, dabei haben wir den Naturschutz natürlich im Blick. In den nächsten ein bis zwei Monaten wird ein Verkauf getätigt werden. Dafür möchten wir die beste Lösung finden.“
Naturschutz hat Priorität
Benjamin Heemann und Björn Lohmann von der Essener Sektion des Deutschen Alpenvereins hielten fest, dass hier ein Missverständnis vorliege. Der DAV beabsichtige nach wie vor den Erwerb des seitens des Ruhrverbandes zum Verkauf stehenden Steinbruchgeländes. Es handele sich um einen der wenigen zum Klettern geeigneten Steinbrüche des Ruhrgebietes. Doch niemand wolle dem Uhu in die Quere kommen: „Im Gegenteil beabsichtigen wir mit unserem Vorhaben auch, den Uhu künftig besser zu schützen, als das heute der Fall ist. Naturschutz hat für uns klare Priorität, steht aber nachweislich aus anderen Klettergebieten nicht zwangsläufig im Widerspruch zu einer klettersportlichen und umweltpädagogischen Nutzung. Hier einen zwingenden Widerspruch zu konstruieren, wäre unseriös.“ In Regionen wie zum Beispiel der Fränkischen Schweiz gingen Vogelschutz und umweltverträgliches Klettern seit vielen Jahren Hand in Hand.
Kletterverbote
Um Störungen zu vermeiden, solle das Gelände ab Ende Januar zunächst bis zur Feststellung des gewählten Brutplatzes gänzlich ungenutzt bleiben. Nach erfolgter Brutplatzwahl bleibe dann der vom Uhu gewählte östliche oder westliche Steinbruch weiterhin gesperrt, während die nicht zur Brut genutzte Steinbruchwand zur Nutzung freigegeben werden könne. Eine entsprechende Absperrung sei problemlos einzurichten, da die beiden Steinbrüche voneinander getrennt und nur durch einen schmalen Trampelpfad miteinander verbunden sein. Zudem verfügten beide Steinbrüche über einen eigenen Zugang. Nach dem Ausfliegen des Uhu-Nachwuchses etwa 15 Wochen nach Brutbeginn könne auch der bis dahin gesperrte Steinbruchbereich zur klettersportlichen Nutzung freigegeben werden.
Umweltpädagogik
Eine Nutzung durch den DAV verhindere auch, dass im Steinbruch weiterhin von Unbefugten ohne Rücksicht auf den Vogelschutz geklettert und gefeiert werde. Darüber hinaus biete der Steinbruch ein gutes Arbeitsfeld für die Umweltpädagogik: Geplant sein unter anderem die Anlage zweier Teiche als Laichgewässer für Amphibien, die Anbringung von Fledermauskästen und Insektenhotels sowie die Pflege der Einflugschneise des Uhus zu den Felsvorsprüngen, ohne die der Vogel dort nicht brüten würde. Der Uhu sei zwar sensibel in der Brutzeit, ansonsten aber flexibel und arrangiere sich sogar mit laufendem Abbaubetrieb in Steinbrüchen, sofern dieser nicht in ihren unmittelbaren Brutbereich eindringe. Björn Lohmann betonte aber auch: „Wenn wir das nicht so hin kriegen, dass der Uhu sich weiterhin wohlfühlt, dann machen wir das nicht.“
Naturschutzgebiet?
Auch Teile der örtlichen Politik meldeten sich zu Wort. Für die Junge Union stellte Bezirksvorsitzender Elias Hahn klar, dass man den Uhu schützen wolle und eine umweltfreundliche Nutzung im Sinne Aller sei. Er selbst kenne den Steinbruch durch seinen langjährigen Einsatz beim NABU, für den er seit dem 11. Lebensjahr aktiv sei. Altbürgermeister Hanslothar Kranz (CDU) berichtete von Gesprächen mit am Kauf des Geländes interessierten Bürgern, die dafür sorgen wollten, dass der Uhu in Ruhe gelassen werde. Auch der 1. Stellvertretende Bezirksbürgermeister Ludger Hicking-Göbel (Grüne) weiß von solchen Bemühungen: „Es gibt ein Kaufangebot einer sehr engagierten Privatperson. Mit der Intention, hier ein Naturschutzgebiet ausweisen zu lassen und mit Hilfe des NABU zu pflegen, auch alle Sicherungskosten zu übernehmen.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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