Im Mariengymnasium wurde das Votum zur Entwicklung der Propsteipfarrei St. Ludgerus vorgestellt
„Wir dürfen jetzt einfach mal durchatmen“
Es ist vollbracht, das Votum zur Entwicklung der Propsteipfarrei St. Ludgerus wurde im Bischöflichen Generalvikariat vorgestellt. Propst Jürgen Schmidt war erleichtert: „Wir dürfen jetzt einfach mal durchatmen.“
Im Mariengymnasium wurden den Gemeindemitgliedern die Pläne zur zukünftigen Ausgestaltung der Pfarrei erläutert. Das Forum war so gefüllt wie selten, der Propst freute sich: „Schön, dass Sie in so großer Zahl erschienen sind. Das zeigt eine erste Frucht des Zusammenwachsens in der Gemeinde.“ In der 40 Seiten starken Broschüre „Zusammen wachsen“ geht es um die Zukunft: die Erwartungshaltung war dementsprechend groß. Die Publikation wusste zu überzeugen, doch Misstöne blieben nicht aus. Einige Fischlaker mahnten immer wieder an, ein möglicher Erhalt einer sanierten und multifunktional umgebauten Kirche Christi Himmelfahrt sei nicht berücksichtigt worden. Als ihnen die Antwort nicht ausreichte, verließen Einige sogar den Saal. Propst Schmidt zeigte sich betroffen und vereinbarte unverzüglich ein Treffen: „Die Vorschläge sind in der Tat von Architekten überprüft worden. Das möchte ich in einem klärenden Gespräch noch einmal verdeutlichen.“
Weiterhin überall Präsenz zeigen
Im Votum werden die pastoralen, wirtschaftlichen und personellen Perspektiven erörtert. Einen breiten Raum nehmen darin die angestrebten Werte der Pfarrei St. Ludgerus ein. Wesentliche Elemente: Auf beiden Seiten der Ruhr soll weiterhin Präsenz gezeigt und trotz veränderter Bedingungen an allen bisherigen Standorten kirchliches Leben erkennbar bleiben. Allerdings könne es nicht ohne Kompromisse gehen. Man müsse neue Wege gehen, Halt und Heimat im Glauben schlössen Aufbruch und Bewegung nicht aus. Maria Hagedorn-Post berichtete über den zweijährigen Findungsprozess, der mit hohem ehrenamtlichen Engagement verbunden war. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene sollten wieder für den Glauben begeistert werden: „Unsere jungen Leute waren unheimlich kreativ. Da haben wir ein ganz tolles Potenzial.“ Dr. Michael Weyand nannte Fakten und Zahlen. Wenn nichts unternommen werde, wüchse bis 2030 ein Defizit von 5,5 Millionen Euro an. Da müsse gegengesteuert und gespart werden. Rückläufige Katholikenzahl, die Bildung von Rücklagen zur Bauvorsorge in Höhe von 200.000 Euro jährlich, weniger werdende Priester und die stetig sinkenden Finanzmittel ließen kaum eine andere Wahl. Die Kosten müssen reduziert werden: „Wir müssen auch unser Raumangebot straffen. Es wird nicht ohne Aufgabe einzelner Gebäude gehen.“ In Bezug auf den Immobilienbestand wurden aber bewusst Spielräume gelassen mit jeweils alternativen Vorschlägen, die von Erhalt über befristete Nutzung oder einen Weiterbetrieb durch Dritte bis hin zur Aufgabe eines Gebäudes gehen.
In neuer Leidenschaft entflammen
Man müsse nichts überstürzen, für die Umsetzung blieben zwölf Jahre Zeit. Die Entscheidung des Bischofs wird in etwa drei Monaten erwartet. Dann müssen die einzelnen Maßnahmen konkretisiert und ein Zeitplan aufgestellt werden. Ansgar Rebbelmund von der Pfarreiprofil-Gruppe betonte: „Es geht doch nicht nur um Einsparungen. Wir wollen die Qualität des Gemeindelebens verbessern. Keiner möchte sich zurückziehen und verbrannte Erde hinterlassen. Wir wollen die Kinderbetreuung ausbauen, die Büchereien erhalten, die Jugendarbeit fördern. Die Ökumene soll gestärkt werden, wir schaffen niederschwellige öffentliche Treffpunkte auch für Menschen, die der Kirche nicht so nahe stehen.“ Die Weite einer Pfarrei und die Nähe zu den Menschen schlössen einander nicht aus. Pater Dr. Jörg Gabriel hielt fest, was auch ihn bewegt: „Es sind Entscheidungen gefallen, die weh tun.“ Doch in seinem abschließenden Abendlob rückte der Kamillianer das eigentliche Ziel des Entwicklungsprozesses wieder in den Fokus und bat dafür um göttlichen Beistand: „Herr, entflamme uns in neuer Leidenschaft für Dich.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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