Im Mariengymnasium war Amtseinführung der neuen Schuldezernentin des Bistums
„Unsere Schulen sind auch Kirchen-Orte“
Der Anlass ein freudiger, das Ambiente angemessen. Im Forum des Mariengymnasiums sind die Damen elegant und die Herren im feinen Zwirn erschienen.
Derzeit besuchen etwa 7.500 Schülerinnen und Schüler im Bistum Essen Schulen in katholischer Trägerschaft. Das Bistum führt die neue Leiterin des Dezernates für Schule und Hochschule nun auch offiziell und vor allem feierlich ins Amt ein. Die gebürtige Düsseldorferin Eva Lingen war hauptamtliche Geschäftsführerin des Verbandes der NRW-Privatschulen und zuletzt Landesgeschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes. Doch bevor Gastgeberin Dr. Christiane Schmidt, Generalvikar Klaus Pfeffer und Eva Lingen sprechen, zeigt sich das Mariengymnasium von der musikalischen Seite. Vorbei ist es mit der Beschaulichkeit: Die Bigband der Schule rollt los mit „Ain't No Other Man“ von Christina Aguilera. Die Bläsersektion treibt den Sound nach vorn, dazu bietet die Sängerin eine beeindruckende Rockröhre. Das knallt und der Saal muss sich erst ein wenig erholen.
Was ist wirklich wichtig?
Christiane Schmidt begrüßt: „Wir haben uns sehr gefreut, dass wir stellvertretend für alle Schulen diese Einführung begleiten dürfen.“ Der Dezernentin ruft sie zu: „Ihnen wünsche ich, dass Sie die Stunden genießen und noch lange davon zehren können.“
Klaus Pfeffer hat der musikalische Einstieg gefallen: „Es geht hier um die jungen Menschen, für die unsere Schulen ja da sind. Da müssen nun wirklich keine staatstragenden Violinen-Klänge her. Da darf es gerne so richtig loslegen. Das weckt doch die Neugier.“ Bildung sei ein Schlüssel zum Leben: „Es ist wichtig, dass Schule nicht nur Sache des Staates ist. Die Vielfalt der Träger macht es aus und bereichert unser Bildungssystem. Wir wollen das einbringen, was uns als Christen auszeichnet: Was ist wirklich wichtig? Was bieten wir jungen Menschen als ‚Lebensgrund‘ an? Auch unsere Schulen sind nicht das Paradies, aber es wirkt schon ein anderer Geist, ein besonderes Miteinander.“ Dabei drohe gewiss keine missionarische Vereinnahmung: „Unsere Schulen sind in ihrer Vielfalt ein Schatz. Sie sind auch Kirchen-Orte. Es sind Orte, um Kindern und Jugendlichen zu dienen. Hören wir der jungen Generation zu!“
Eigenwillige Bildungsdebatte
Der Oberstufenchor gibt eine Antwort mit dem Gospel „Open up my heart“. Bewegend und mit viel Enthusiasmus vorgetragen, nimmt man den jungen Sängern durchaus ab, dass sie „ready for the greatest love of all” sind. Szenenwechsel: Ein Sofa und ein Sessel. Dazu vier junge Menschen. Kathi, Kim, Fred und Paul sprechen in einem Sketch frei von der Leber weg über ihre Vorstellung von moderner Bildung: „Was bedeutet Schule für uns?“ Das ist lustig, selbstironisch, kalkuliert frech. Ob man das Gelernte überhaupt fürs spätere Leben brauche? Besonders Latein? Die Schulleiterin lacht. In der Schule erlebe man als Mitschüler Streber, Durchgedrehte und Sport-Asse. Aber eines ist klar: „Eine Klassengemeinschaft hält zusammen.“ Am Ende dieser eigenwilligen Bildungsdebatte zieht Paul das Resümee: „Alles in allem ist Schule ein Privileg für uns.“ Im Auditorium ist man sich einig: Das war eine „voll gute“ Rede. Erheiternd und zugleich motivierend. Der Chor legt nach mit „A million dreams“ und lädt ein zum Nachdenken. Werden diesen jungen Menschen ihre Träume noch ausgetrieben oder dürfen sie ihre Welt selbst gestalten?
„Sowas erlebt man nicht alle Tage“
Eva Lingen ist tief bewegt und überwältigt: „Ich durfte ja schon bei den Proben zuhören. Da kämpfte ich bereits mit den Tränen. Sowas erlebt man nicht alle Tage.“ Das Ruhrbistum sei das Sozialbistum. Ein tiefes soziales Gewissen habe sie hierher geführt: „Ein neues Amt, eine neue Verantwortung.“ Schule und Kirche stünden vor gewaltigen Herausforderungen, auch vor der einer sicheren finanziellen Basis. Die bleibend hohe Nachfrage sei das beste Pfund der katholischen Schulen. Um jungen Menschen den Weg zum Evangelium zu bahnen, benötige sie Hilfe und Unterstützung: „Für eine Weile bleibe ich Theologie-Greenhorn eine Anfängerin.“ Sie wolle das Bewährte schätzen und schützen, aber auch fortschreiben. Kleine Änderungen seien bereits vorgenommen. Sie stehe für offene und lebendige Kommunikationsstruktur, das gemeinsame Ziel vor Augen. Eine Dezernentin sei doch im Grunde eine Dirigentin, sagt Eva Lingen: „Die ist ohne ihr Orchester, ohne ihren Chor auch allein. Ein bisschen Demut ist gefragt. Die bringe ich mit.“ Besagter Chor und die Band entern die Bühne und lassen brasilianische Klänge flattern. Mit fetzigem Saxophon-Solo und furiosem Finale versprüht ihr „Mas que nada“ gute Laune. Eva Lingen strahlt. So darf das gerne weitergehen.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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