Seit 25 Jahren kocht Petra Arntz für die Jona-Kinder
Lecker und gesund
Gute und gesunde Ernährung ist auch für die Kinder im Jona-Familienzentrum wichtig. Seit 25 Jahren sorgt Köchin Petra Arntz dafür, dass jeden Mittag ein leckeres Essen frisch auf den Tisch kommt.
Mittags weht dann leckerer Küchenduft durch die Räume der Kita. Auch heute kocht Petra Arntz wieder für Kinder und Personal über 80 Mittagessen. Sandra Mintrop kommt vorbei. Auch sie steht für beeindruckende und wohltuende Kontinuität, begann hier 1990 mit einem Praktikum und leitet das Haus mittlerweile. Echt schon 30 Jahre her? Wirklich wahr? Die Chefin lächelt: „Ich zähle das immer in Laternenfesten.“ Das diesjährige muss leider ausfallen. Nicht nur Sandra Mintrop und die Kinder trauern dem hinterher: „Ein Feuer auf dem Vorplatz, Lieder singen, dazu gibt es leckeren Grünkohleintopf. Die Eltern hatten sich schon so drauf gefreut.“ Die eigene Küche für eine Kita sei ein Luxus und ein gewichtiges Argument im Entscheidungsprozess: „Die Eltern lieben es, dass hier vor Ort frisch gekocht wird. Und die Kinder sind begeistert vom Essen. Ich finde es toll, dass Petra die Kinder teil haben lässt und ihnen zum Beispiel die verschiedenen Lebensmittel erklärt. Ich kann mir das hier gar nicht vorstellen ohne sie. Wir sind ein Superteam.“ Petra Arntz lächelt: „Ich kann hier vieles mitbestimmen. Die Zusammenarbeit mit Sandra und Pfarrer Baltes passt einfach. Das hat man heute nirgendwo mehr, dass man derart selbstständig und frei arbeiten kann.“
Ein Blick zurück
Ein Blick 25 Jahre zurück: „Ich hatte zwei Töchter hier in der Kita. Und eine ist sogar wiedergekommen.“ Tochter Carolin arbeitet jetzt ebenfalls im Jona-Familienzentrum. Sie studierte „Elementarpädagogik“ in Bochum und kümmert sich um die Kinder der neugeschaffenen gelben Gruppe. 1995 wurde Köchin Ilse Timmer krank und musste vertreten werden. Petra Arntz dachte sich: „Ich habe schon für 200 Leute gekocht, da werde ich auch 20 schaffen.“ Es war ein Kinderspiel und im Oktober folgte die Festanstellung. Zunächst als Teilzeitkraft: „Das passte. Carolin war damals drei und Ann Kathrin sechs Jahre alt.“ Später wurde es eine volle Stelle. Erst wurde für 20 Kinder gekocht, bald schon für 40 hungrige Mäuler. Die ursprüngliche Miniküche war eher ein Schlauch. Bis das Ordnungsamt sich einschaltete und auf deutlich höhere Standards pochte. Im Jahr 2008 wurde umgebaut. Eine Wand wurde durchbrochen und die Küche erweitert um einen angrenzenden Kellerbereich von rund 50 Quadratmetern: „Und dann haben wir so richtig losgelegt. Mittlerweile werden wir behandelt wie ein gewerblicher Betrieb. Wir bekamen also Arbeitskleidung, eine eigene Umkleide, ein eigene Toilette mit Waschbecken. Professionelle Küchengeräte. Wenn ich zum Beispiel Reibekuchen für 80 Mann brate, dann brauche ich das auch.“ Petra Arntz arbeitet zusammen mit ihrer Küchenhilfe Eva. Die hat’s nicht weit zum Arbeitsplatz, sie wohnt nämlich direkt nebenan in der Jona-WoGe. Sechs Frauen und vier Männer leben dort in ihren eigenen Wohnungen innerhalb einer Hausgemeinschaft. Zehn liebenswerte Menschen mit Beeinträchtigungen, geistigen und manchmal auch körperlichen Behinderungen. Drei Bewohner dieser Wohngemeinschaft arbeiten im Jona-Familienzentrum.
Zucchini- und Möhrenpuffer
Den Einkauf kann man inzwischen nicht mehr eben schnell erledigen: „Das wird angeliefert von Metzger, Großmarkt und Handel.“ Der Speisezettel orientiert sich an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: „Also gibt es je einmal in der Woche Fleisch und Fisch, ansonsten wird vegetarisch gekocht. Einmal in der Woche steht ein Vollwertgericht auf dem Plan, natürlich auch ein Eis.“ Unverträglichkeiten wollen beachtet sein bei Lactose, Fructose oder Gluten, eventuell religiös bedingt kein Schweinefleisch: „Aber das ist halt mein Beruf, ich bin Diätassistentin.“ Gestern gab es Brokkoli/Blumenkohl-Auflauf, heute Thunfisch-Baguettes und morgen Graupensuppe. Jahreszeitlich angepasst wird gekocht: In Herbst und Winter Käsespätzle, jede Menge Kohleintöpfe, zweimal gibt es Reibekuchen. Zucchini- und Möhrenpuffer sind das ganze Jahr über sehr beliebt. Für die ganz Kleinen gibt es Eintöpfe und Gemüsezubereitung: „Unsere Jüngsten möchten ganz schnell essen wie die Großen und sind dann auch gute Esser.“ Das Essen kommt nicht alles auf einmal auf den Tisch: „Was einmal raus ist aus der Küche, darf ich nicht mehr verwenden.“ Unter Corona-Bedingungen müssen die Erzieherinnen portionieren. Ansonsten nehmen sich die Kinder aber selbst und lernen so einzuschätzen, was sie wirklich verdrücken können. Ein Nachschlag ist kein Problem. Ein Wunschmenü gibt es, wenn eines der Kinder Geburtstag hat: zum Beispiel Currywursttopf mit Pommes. Petra Arntz liebt Experimente, wie zuletzt das orientalische Linsencurry. In ihrer Überzeugungsarbeit gibt die Köchin nicht so schnell auf: „Erst wenn ein Gericht dreimal nicht angenommen wurde, dann wird es endgültig gestrichen.“
Gute Laune
Wenn Petra Arntz von jungen Erwachsenen stürmisch begrüßt wird und die sich als frühere Kita-Kinder entpuppen, dann gibt es ein freudiges Wiedererkennen. Kinders, wie schnell die Zeit vergeht. Jetzt wird die 57-Jährige doch ein wenig nachdenklich: „Zehn Jährchen habe ich noch. Es macht immer noch Spaß. Ich kann morgens noch so schlechte Laune haben. Aber wenn ich durchs Tor komme und die Kinder sich an mich hängen, dann ist die Laune wieder gut.“ Die Kleinen haben einen Kniff herausbekommen, wie sie frühzeitig erfahren können, was es denn nachher Leckeres auf den Teller geben wird. Petra Arntz zeigt in der Küche auf einen unscheinbaren Lichtschacht: „Der endet oben im Garten. Da stehen dann die Kinder und brüllen runter, was es denn gibt. Und ich brülle das dann zurück.“ Stille Post geht irgendwie anders…
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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