Laura Hassel ist neue Jugendbeauftragte in St. Ludgerus
Ein Sprachrohr sein
Als Laura Hassel von der Stellenausschreibung einer Jugendbeauftragten der Propsteigemeinde St. Ludgerus erfuhr, hatte sie nur einen Gedanken: „Das ist voll mein Ding. Jugend ist die Zukunft der Kirche.“
Ihre Familie gehöre zwar nicht zu den klassischen Kirchgängern, doch sie sei mit der katholischen Jugendarbeit der Gemeinde St. Michael aufgewachsen: „Ich weiß somit, was junge Menschen durch Gemeinschaft erreichen können. Sonst hätte ich nicht zur Kirche gefunden.“ Laura Hassel wohnt mittlerweile in Oberhausen, ist aber immer noch aktiv in ihrer Dellwiger Heimatgemeinde. Ebenfalls ehrenamtlich ihr Engagement im Vorstand der katholischen jungen Gemeinde (KjG) des Diözesanverbandes Essen. Ein politischer Jugendverbund mit 37 Ortsverbänden und 2.000 Mitgliedern.
Friedensdienst in den USA
Nach dem Abitur auf dem Don Bosco Gymnasium leistete Laura Hassel 2016 Friedensdienst in den USA. Ein Jahr lang, wortwörtlich auf den Straßen von San Francisco: „Wir haben dort mit obdachlosen Männern und Frauen gearbeitet, die sich in der Kirche St. Boniface tagsüber ausruhen und auf den Bänken schlafen dürfen.“ Diese prägende Erfahrung hat Laura Hassel endgültig dazu gebracht, ein Studium der sozialen Arbeit aufzunehmen. Mit dem Bachelor-Abschluss in der Tasche schrieb sie sich ein für ein Fernstudium in Angewandter Theologie, möchte Seelsorgerin werden. Die 25-Jährige sieht Kirche als Wegbegleitung für junge Menschen: „Das Angebot muss attraktiver werden und einen Grund bieten, zur Kirche zu kommen. Einfach mal abschalten und das machen, worauf ich Bock habe. Einfach mal ich sein…“
Herzlich aufgenommen
Gespräche mit Propst Jürgen Schmidt und Mitgliedern der kirchlichen Gremien hätten ihr Mut gemacht: „Das war sehr bereichernd, wir haben viel über die Strukturen der von der Fläche her riesengroßen Pfarrei geredet.“ Jürgen Schmidt weist derweil auf das gute Miteinander hin: „Die Stelle wird finanziert durch den Innovationsfonds des Bistums Essen und die großzügige Unterstützung der Fördervereine in unserer Pfarrei.“ Der Propst verweist auf positive Entwicklungen: „Leiterinnen und Leiter aus den vier Gemeinden unserer Pfarrei treffen sich seit längerem zu einem Runden Tisch der Jugend. Dieses beeindruckende Engagement macht deutlich, wie das Zusammenwachsen der Pfarrei unkompliziert und zukunftsorientiert gelingen kann. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass unsere neue Jugendbeauftragte Laura Hassel bereits nach wenigen Wochen an diesem Tisch ihren Platz gefunden hat. Sie wurde herzlich aufgenommen und hat schon erste Akzente gesetzt.“
Vertrauen aufbauen
In der Tat kann Laura Hassel nach den ersten Wochen im neuen Job strahlen: „Wir haben die herausfordernde Situation bisher gut gemeistert. Wir warten nicht darauf, dass der Lockdown endet, sondern legen jetzt schon los. Ich habe mich bereits online getroffen mit der Gemeindejugend.“ Zum Beispiel könne ein digitaler Kennenlernen-Abend mit allen Jugendleitern dabei helfen, das Eis endgültig brechen: „Aufgezogen als eine Art Pub-Quiz.“ Vertrauen soll aufgebaut werden: „Ich möchte herausfinden, was die Jugendlichen von mir erwarten.“ Obwohl Jugendarbeit von der Begegnung lebe und sich daher eigentlich schlecht mit Corona vertrüge, könnten die Beteiligten recht gut damit umgehen: „Wir resignieren nicht und bleiben im Austausch. Mit viel Leidenschaft und Herzblut.“ So gehe es aktuell um die Frage: „Wie können wir Spiritualität digital erfahrbar machen für Jugendliche und junge Erwachsene?“ Das Pastoralteam trifft sich ebenfalls digital und Laura Hassel strahlt: „Mit den neuen Arbeitskollegen verstehe ich mich gut.“
Innovative Vorreiter
Das Bistum Essen zählt in fast jeder seiner 42 Pfarreien Jugendbeauftrage, nur drei Stellen sind vorübergehend unbesetzt. Die Strukturen sind vielfältig: Von den 60 mit der Koordination von Jugendarbeit Beauftragen sind etliche Pfarrer, Kaplane, Gemeindereferentinnen, auch gibt es Teams von Ehrenamtlichen. Ein neuer Trend werde in den Voten zu den überall angestoßenen Pfarreientwicklungsprozessen (PEP) deutlich, so Bistum-Sprecher Thomas Rünker. Die immer wichtiger werdenden Belange der Jugend und ihre Koordination sollen verstärkt wahrgenommen werden durch den Einsatz hauptamtlicher Kräfte. Als Seiteneinsteiger kommen sie eben nicht aus den bestehenden Seelsorgeteams. Eigens wurden Finanzen umgeschichtet, um diese neuartigen Wirkungsfelder zu ermöglichen. Drei Pfarreien sind innovative Vorreiter: Sie finden sich in Bochum Innenstadt und Wattenscheid, jetzt auch im Essener Süden. Auch andere Pfarreien im Bistum Essen denken inzwischen intensiv nach über hauptamtliche Jugendbeauftragte.
Gemeinsames Erleben
Die neu geschaffene Stelle der Jugendbeauftragten von St. Ludgerus ist auf zwei Jahre befristet, die 30-Stunden-Woche kann flexibel gehandhabt werden. Wie die Arbeit letztlich konkret aussehen wird, ist noch nicht endgültig fixiert: „Es gibt noch keine Erfahrungswerte. Wir alle können da nun dran wachsen und dazu lernen. Ich freue mich drauf.“ Laura Hassel möchte ein Sprachrohr der Jugend in St. Ludgerus sein: „Im Pastoralteam die Stimme der Jugend sein. Ansprechpartnerin sein für die Jugendlichen und ihnen Unterstützung leisten.“ Sie werde Angebote machen und mit den jungen Christen über deren Bedürfnisse reden. Ein großes Anliegen sei dabei die Vernetzung der einzelnen Jugendgruppen. Das sei übrigens auch Inhalt ihrer Bachelor-Arbeit gewesen: „Da ging es um Freundschaften in Gemeinschaften. Gemeinsames Erleben verbindet Menschen: Zusammen schaffen wir was.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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