Die Werdener Post soll durch einen Neubau ersetzt werden
Der Innenstadt Leben einhauchen

Die Fassade der Post zur Hufergasse soll erhalten bleiben. 
Foto: Henschke
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Der Ausschuss für Stadtentwicklung hat dem Verkauf einer städtischen Liegenschaft in Werden zugestimmt. Die frühere Parkpalette grenzt an das Gelände der alten Post. Die Entscheidung muss noch vom Rat der Stadt abgesegnet werden.

Die Hufergasse ist zwar nur 175 Meter lang, doch gleich fünf Häuser stehen unter Denkmalschutz und dazu noch ein Stück der alten Werdener Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert. Das Romanische Haus ist sogar noch älter. Nicht unter Denkmalschutz steht das über hundert Jahre alte Postgebäude am Ende der Hufergasse. Gebäude und Betriebshof gehören seit 20 Jahren den Gebrüdern Giesen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Eigentümer hier gerne einen Lebensmitteldiscounter etablieren möchten. Horst Giesen erläutert, was geplant ist: „Der Hauptmieter Deutsche Post AG möchte das Gebäude ganz leerziehen. Nun sind wir in Verhandlungen für einen Neubau.“ Das Gebäude steht teils leer, seit im April 2018 die Postbank ihre Schalter schloss. Gleichzeitig öffnete schräg gegenüber die Postpartnerfiliale „BaMu Post und Bürobedarf“ ihre Pforten. Neben der verwaisten Schalterhalle sowie Räumen für Postfächer und Briefverteilung findet sich hier eine private Musikschule. Seit 15 Jahren wird dort rund 250 Schülern professioneller Gesangs- und Instrumentalunterricht erteilt.

Die Fassade bleibt stehen

Nun soll das Haus abgerissen werden. Das ruft Werdener Bürger auf den Plan. Es häufen sich Stimmen, die Parallelen zum Abriss des Jugendstilhauses Kaiser Friedrich ziehen und Denkmalschutz einfordern. So ahnt Rainer Ringhoff „eine weitere städtebauliche Verfehlung“ und argwöhnt, das alte erhaltenswürdige Gebäude werde für eine „Renditekiste“ abgerissen: „Andere Städte bewahren alte Bauten insbesondere in Kernbereichen und Essen reißt erst mal ab.“ Was Horst Giesen zu einem engagierten Appell veranlasst, dem Projekt eine Chance zu geben. Renditen sein bei den auch durch die Topographie verursachten hohen Baukosten so schnell nicht zu erwarten. Vielmehr betont Giesen seinen Wunsch, der Werdener Innenstadt wieder mehr Leben einzuhauchen. Es habe breite Zustimmung gegeben in den politischen Gremien und auch die örtliche Händlerschaft stehe hinter dem Projekt. Ein Lebensmittelhandel kombiniert mit einer Wohnbebauung vorzugsweise für Studenten oder Senioren soll realisiert werden. Die öffentlichen Stellplätze würden weiterhin allen Nutzern zugänglich bleiben. Zusätzlich sollen Fahrrad-Abstellplätze und E-Ladesäulen geschaffen werden. Horst Giesen weist darauf hin, dass er Werdener in der dritten Generation sei und seine Familie im Abteistädtchen wohne. Die Fassade der Post zur Hufergasse hin solle daher stehenbleiben und noch verschönert werden. Und der Neubau selbst werde gewiss kein seelenloser „Flachmann“. Giesen deutet an, dass hier architektonisch ansehnlich gebaut werde.

Ausbau der Nahversorgung

Ratsfrau Martina Schürmann (CDU) erinnert sich noch ganz genau an den Aufschrei im Juni 2016, als die der Post gegenüber gelegene Aldi-Filiale aus Platzgründen und wegen zu geringer Zahl an Stellplätzen geschlossen wurde. Besonders für viele ältere Werdener Bürger war damit ein fußläufig zu erreichendes Angebot weggefallen. Schürmann wundert sich: Nun habe ein Discounter Interesse am Standort und wieder gebe es einen Aufschrei. Viele Mitbürger seien aber nicht so mobil, dass sie einen der Supermärkte an der B 224 aufsuchen könnten: „Ein Ausbau der Nahversorgung ist daher meiner Meinung nach notwendig.“ Die Bezirksvertretung habe sich mehrfach mit dem Thema befasst und dem Vorhaben schließlich mehrheitlich zugestimmt. In dem noch kommenden Genehmigungsverfahren werde für die Bürger sicherlich Gelegenheit sein, ihre Meinungen und Anregungen einzubringen. Die Ratsfrau erinnert auch an den gescheiterten Versuch, in Werden Denkmalschutz mit Hilfe einer Bereichsatzung zu ermöglichen: „Die sich daraus ergebenden Pflichten waren und sind nicht beliebt. Seit etwa zwei Jahren werbe ich für eine Denkmalschutz-Bereichssatzung.“ Neben einigen wenigen Unterstützern habe ihr das Thema aber vor allem erheblichen Widerstand eingebracht.

Gewinn für den Ortskern

Für den Werdener Werbering äußerte sich Geschäftsführer Peter Allmang: „Der Komplex steht seit mehreren Jahren überwiegend leer. Der Wegzug eines Lebensmittel-Discounters aus dem Ortskern wurde von der Werdener Bevölkerung und auch von Einzelhandel und Gastronomie sehr bedauert. Hatte doch der Filialist für erhebliche Frequenz und Belebung im Stadtteil beigetragen.“ Dass nunmehr die Möglichkeit bestehe, ein weiteres fußläufiges Einkaufsangebot anzubieten und damit wieder einen solchen „Frequenzbringer" anzusiedeln, könne doch nur begrüßt werden. Horst Giesen habe dem Werbering-Vorsitzenden Benjamin Neubert und Allmang selbst die Zusage gegeben, die historische Fassade zu erhalten und das Stadtbild an der Hufergasse optisch noch aufzuwerten. Natürlich sei es bedauerlich, dass wohl einige Parkplätze wegfallen würden. Aber das hier dringend benötigte Wohnungen direkt im Zentrum geschaffen würden, sei ein weiterer Pluspunkt: „Wenn eine ansprechende, städtebaulich attraktive Architektur der Neubauten erfolgt, ist das Vorhaben in der Gesamtbetrachtung ein enormer Gewinn für den Werdener Ortskern.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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