„Wusste nicht, wo man anfängt“
„Endlich“ ist Barbara Schröder fast am Ziel - zwei Skulpturen von Roger Löcherbach für Werden
Der Fischlaker Künstler Roger Löcherbach prägt und bereichert mit seinem urwüchsigen, kräftigen Stil die Werdener Kunstszene, ist spätestens seit dem Schachtzeichen zur Kulturhauptstadt 2010 im Abteistädtchen auch einem breiteren Publikum bekannt. Auf der Grünfläche des Platzes der Werdener Feintuchwerke werden bald zwei seiner großen Holzskulpturen ihre neue Heimat finden.
Barbara Schröder ist Urheberin und höchst hartnäckige Antreiberin des Projektes, mehr Kunst in den Werdener Alltag zu integrieren. Sie schaut sich um, die Stelle ist gut gewählt: Direkt an der B224, der Basilika, den Krankenhäusern, dem großen Parkplatz, dem Markt, auch der Folkwang-Universität gelegen, geradezu ideal: „Hier sind immer Leute.“ Zentraler geht nicht. Höchstens noch vorm Rathaus, dort waren die damals frisch erschaffenen Figuren auch beim KunstTag 2013 zu bewundern. „Herold“ ist aus einer Fischlaker Eiche gesägt, fast vier Meter hoch, er trägt ein vergoldetes Horn. Auf dem Schoß hält die sitzende „Musica“ ebenfalls ein Horn. Diese Skulptur wurde aus einer Riesen-Kirsche „herausgeschält“ und ist an die drei Meter hoch.
Öffentliche Kunst
Barbara Schröder und ihr Gatte Lutz umgeben sie sich gern mit Kunst, im Haus an der Heckstraße oder im Garten, sind natürlich auch stolze Besitzer eines „Löcherbachs“. Sie stießen vor rund zehn Jahre auf das Werk des Holzkünstlers, der mit der Kettensäge ausdrucksstarke Skulpturen erschafft. Sie erinnert sich: „Ich war ganz naiv und wusste nicht, wo man anfängt. Beim Schachtzeichen war Herr Löcherbach zugegen, auch Hanslothar Kranz, den habe ich dann angesprochen. Schnell waren wir uns einig, haben den Künstler damit beauftragt, sich Gedanken über Skulpturen für Werden zu machen und erste Zeichnungen anzufertigen. Wir haben keinen weiteren Einfluss genommen und dies ist das Ergebnis.“
Der Münsteraner und der Kettwiger Skulpturenpark gaben den Anstoß, fürs beschauliche Werden mehr öffentliche Kunst zu initiieren: „Hier ist Kunst oft in Wohnungen und Hinterhöfen versteckt.“ Barbara Schröder packte den langen Weg „durch die Instanzen“ an, mit dem Geschichts- und Kulturvereins Werden wurde ein kunstaffiner Partner gefunden, Vorsitzender Heinz-Josef Bresser zeigt sich begeistert von dem Projekt und regte unter anderem eine Besichtigung des Löcherbach-Ateliers in Fischlaken an. Die Jury „Kunst im öffentlichen Raum“ empfahl den Künstler, seine Werke und vor allem den Standort, die Bezirksvertretung sprach von einer wünschenswerten Aufwertung der Wiese an der B224 und erteilte die Genehmigung.
Spenden
Die Ahlener „Theodor F.Leifeld“-Stiftung spendete eine größere Summe, die Allbaustiftung gab etwas dazu, Barbara Schröder sammelte privat kleinere Beträge. Beim „Fest der Sinne“ hatte sie vis-à-vis des Gymnasiums einen „Kunst- und Krempelmarkt“ organisiert, unter anderem mit Original-Zeichnungen und einer kleinen Skulptur von Roger Löcherbach. Mit gutem Erfolg: „Wir konnten sagenhafte 2.500 Euro für die Skulpturen sammeln!“ Nun ist der Kauf der beiden Figuren gesichert, nur noch das Fundament und der Transport müssen finanziert werden, es fehlen noch etwa 2.000 Euro: „Die bekommen wir auch noch zusammen!“ Die Bezirksvertretung überlegt, sich eventuell 2017 mit einem Zuschuss zu beteiligen. Roger Löcherbach wird die Skulpturen vor dem Aufstellen noch neu versiegeln, doch Barbara Schröder findet gerade den Aspekt der Verwitterung spannend: „Ich finde es interessant, wie sich Holz verändert, etwa nachdunkelt.“ Folgekosten für etwaige spätere Reparaturen fallen nicht an, Löcherbach hat sich zur kostenlosen Restauration verpflichtet.
Positive Reaktionen
Barbara Schröder lächelt: „Ich habe fast nur positive Reaktionen bekommen, die Leute fragen mich schon, wann die Beiden endlich aufgestellt werden.“ Doch gut Ding will Weile haben, auch und gerade bei einer Zusammenarbeit mit Behörden, die sich absichern müssen. Aufgeben kam für den Kunstfan nicht in Frage: „Wenn man so viel Arbeit reingesteckt hat, ist der Ehrgeiz angestachelt.“ Zurzeit liegen die Verträge mit der Städtischen Immobilienwirtschaft zur Begutachtung aus versicherungstechnischer Sicht beim Fachamt, ein Statiker berechnet das Fundament, welches zur Sicherung der Standfestigkeit gelegt wird. Dann kann die von so langer Hand geplante Aufstellung der beiden neuen „Hingucker“ für Werden endlich stattfinden.
Werdener Skulpturenpark?
Ob die beiden Baumriesen die Keimzelle für einen Werdener Skulpturenpark sein könnten? Immerhin wurden jüngst auf der Brehminsel die beiden Steintore „Für die Ankommenden“ der Künstlerin Maria Nordmann restauriert und so wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gespült, ein Anfang wäre also gemacht? Barbara Schröder lacht: „Eigentlich bin ich mit der Aufstellung fertig, würde mich gerne auch anderen Projekten widmen. Aber wer weiß? Jedenfalls ist es jedem überlassen, seine Vorstellungen einzubringen und selbst so eine Idee umzusetzen...“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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