Was ist dran am Zank um die „Ruhrperlen“?
Gehören die „Essener Ruhrperlen“ der Vergangenheit an? Die Wellen der Empörung schlugen hoch in den vergangenen Tagen. Was war passiert? Erst vor einigen Monaten ging die Homepage „Essener Ruhrperlen“ an den Start, die die Stadtteile Kettwig, Werden, Bredeney, Heidhausen, Fischlaken und Schuir stadtteilübergreifend attraktiv im Netz präsentieren soll...
Und darum geht es: Nicht nur der Werdener Bürger- und Heimatverein, der unter anderem die „Ruhrperlen“im Netz ins Leben gerufen hat, arbeitet mit diesem Namen, sondern auch die Mülheimer Marketing- und Tourismus GmbH (MST). Wer den Namen zuerst führte? Irrelevant, denn die MST ließ sich den Namen 2008 schützen. „Wir haben die Wortmarke „Ruhrperlen“ am 12. September 2008 beim Deutschen Marken- und Patentamt schützen lassen, um neben den erheblichen finanziellen Investitionen auch das geistige Eigentum dauerhaft zu schützen. In den Folgejahren wurden erhebliche Marketinganstrengungen unternommen, um die Marke „Ruhrperlen“ zu etablieren. Allein hierfür wurde bisher ein mittlerer fünfstelliger Betrag investiert“, erklärt Marc Baloniak von MST.
Gab es denn nicht die Möglichkeit, eine Einigung herbei zu führen? „Selbstverständlich, es gab mehrere Telefonate und einen Termin in der vergangenen Woche sowie einen Einigungsvorschlag. Darauf erfolgte keine Reaktion. Dass vertrauliche Informationen an die Presse weitergeben wurden, ist für die Suche nach einer für beide Seiten akzeptablen Lösung nicht sehr hilfreich. Wir sind natürlich auch weiterhin an einer einvernehmlichen Lösung interessiert, und für den Werdener Bürger- und Heimatverein dazu auch zukünftig ansprechbar. Wir haben höchsten Respekt vor dem Engagement ehrenamtlich strukturierter Vereine, die freiwillig einen wichtigen Beitrag zu Schärfung des touristischen Profils des Ruhrtals leisten. Dennoch muss klar sein, dass eine Vermarktung touristischer Angebote durch den Werdener Bürger- und Heimatverein unter dem markenrechtlich geschützten Begriff „Ruhrperlen“ der Zustimmung der Rechteinhaberin bedarf.“
Vertrauliche Informationen
Dr. Dietmar Rudert vom Werdener Bürger- und Heimatverein ist immer noch geschockt: „Wir möchten ja mit Mülheim zusammen arbeiten, wie mit allen anderen Nachbarstädten. Doch das möchte man dort wohl nicht!“ Denn fair und auf Augenhöhe behandelt sehen sich die Werdener in diesem Konflikt nicht: „Wir mussten uns in diesem besagten Gespräch so einiges anhören. Formaljuristisch hat Mülheim wohl recht, aber freundschaftliches Miteinander sieht anders aus!“
Weitere Gesprächsbereitschaft signalisieren sie schon, die Ehrenamtlichen vom Heimatverein. Doch das Vertrauen scheint zerstört. Immer wieder schüttelt Dr. Rudert den Kopf: „Eine Marketingsgesellschaft gegen einen kleinen Verein? Wo sollen wir denn 10.000 oder gar 30.000 Euro herholen?“
Das Vertrauen scheint zerstört
Diese Summen standen als Zahlungen an MST im Raum, den Abteistädtern verging Hören und Sehen. Dabei wird der Begriff der „Perle an der Ruhr“ - übrigens nicht nur in Werden - schon seit einer halben Ewigkeit verwendet, deswegen sah der Verein auch keinen Anlass, den Namen „Ruhrperlen“ zu schützen. In ihrer Not wandten sich die Werdener an die Medien, die Politik sprang auch schon auf den Zug auf.
Was wird jetzt? Dr. Dietmar Rudert ist jedenfalls schwer frustriert: „Wir haben die Internetseite vom Netz genommen, sammeln das Werbematerial wieder ein. Die schönen Hinweisschilder mit dem QR-Code kommen auch weg. Und letztlich werden wir den Namen ändern. Wir haben da schon Ideen!“
Autor:Julia Colmsee aus Essen-Süd |
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