Theaterkritik: Pater Brown ermittelt im Theater im Rathaus
In den letzten 20 Jahren gaben sich große Schauspieler mit berühmten Namen die Klinke in die Hand im Theater im Rathaus. Doch zum Geburtstag gibt sich die einzige Bühne in einem Rathaus bescheiden und dokumentiert seine Verbundenheit mit der Essener-Heimat.
Dem einzigen „Essener Ensemblemitglied“ sollte es vorbehalten sein, 20 Jahre nach der Eröffnung des Theater im Rathaus die Hauptrolle zu spielen: Thomas Glup.
Und der schlüpfte an diesen Abend in eines seiner Lieblingskleidungsstücke und ging in der Soutane auf Mörderjagd. „Ein Fall für Pater Brown“ stand auf dem Jubiläumsspielplan. Glup tritt in große Fußstapfen, war es doch Heinz Rühmann, der den kriminalistisch veranlagten Geistlichen in Deutschland berühmt machte . Glup macht bei seiner Interpretation der Figur keinen Hehl daraus, dass er Rühmann verehrt, aber er schaffte es, seinen Pater Brown zu einem, nein, seinem Original zu machen. Ohne direkte Publikumsansprache gibt es halt keinen echten Glup-Abend. Besonders lustig wird es, wenn Glup improvisiert - auch das ist typisch und fügte sich in der Premiere wunderbar ins Stück ein. Mitautor und Regisseur Jan Bodinus inszenierte den Pater Brown ganz klassisch mit dem Charme des ländlichen Englands in den 1950er Jahren. Beata Kornatowska schaffte ein Bühnenbild, dass einen förmlich den Staub der Zeit atmen ließ. Im liebevoll gestalteten Pfarrhaus standen die Türen für alle offen - wie Pater Brown betonte. Auch das Publikum konnte sich als eingeladen betrachten.
Natürlich ist ein Mordfall keine One-Man-Show und so wurde Thomas Glup von einem charmanten Ensemble getragen und unterstützt.
Julia Leinweber als Sophie ist einfach entzückend und die Haushälterin Mrs. Miller alias Bettina Dornheim trotzt dieser gewissen Haushälterinnen-Kratzbürstigkeit liebenswert.
Matthias Bega verleiht dem Inspektor gekonnt eine gewisse Columbo-Attitüde. Nur der Scharfsinn fehlt ihm, doch dazu gibt es ja Pater Brown. Nicht zu vergessen sind Birgit Anders, Konrad Domann und Tim Niebuhr, doch man darf sich kein Urteil bilden, bis die Schuld bewiesen ist - es soll ja nicht verraten werden, wer der Mörder ist. Ermitteln Sie mit!
Bis 11. September und 18. bis 25. Oktober im Theater im Rathaus.
Karten: 0201/2455555.
Autor:Melanie Berg aus Essen-Süd |
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