Ruhrtriennale 2014 belegt: Einstellung zur Arbeit ist museumsreif

Videostill - Eine Einstellung zur Arbeit
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Die Ruhrtriennale – International Festival of the Arts - zeigt ab Samstag, 16. August um 12 Uhr im Essener Museum Folkwang, dass Eine Einstellung zur Arbeit ins Museum gehört.

Detlef Gericke-Schönhagen vom Goethe-Institut Boston, USA, sagt, er habe es zunächst nicht zu hoffen gewagt, dass es so weit kommt. Aber auch Heiner Goebbels, Leiter der Ruhrtriennale 2014, bestätigt es und ist auch noch überglücklich darüber: Eine Einstellung zur Arbeit ist im Museum!

Wie kam es dazu?
Für ihr Projekt Eine Einstellung zur Arbeit reisten Antje Ehmann und Harun Farocki über drei Jahre in internationale Metropolen, um mit lokalen Filmemachern Kurzfilme zu realisieren. Die Aufgabe lautete: Mit einer einzigen Kameraeinstellung in maximal 2 Minuten das Thema ›Arbeit‹ zu behandeln.
Von den Bewerbern wurden weltweit 400 vielversprechende Arrivierte und Neulinge, zumeist Filmstudenten, ausgewählt, an 2- bis 3-wöchigen Workshops mit Antje Ehmann und Harun Farocki teilzunehmen. Beschränkungen mussten her, um die Fülle und Beliebigkeit der Bilder zu begrenzen.
Die Vorgabe lautete also: Thema Arbeit, 1 bis 2 Minuten Video, kein Schnitt.
Die 450 so entstandenen Filme aus zehn Städten von fünf Kontinenten sind alle im Netzkatalog zum Werk veröffentlicht.

Die Filme zeigen bezahlte und unbezahlte, materielle und immaterielle, traditionsreiche und gänzlich neue, industrielle sowie vor- und postindustrielle Formen von Arbeit.

Ein "Best of" von 60 Filmen wurde für die räumlich begrenzte Präsentation im Museum ausgewählt.
Heiner Goebbels sagt dazu, die für den Museumsraum konzipierte Ausstellung verstehe sich nicht als einzige geschlossene Erzählung, sondern als eine Art Laboratorium, in dem sich der Zuschauer seinen eigenen Film montieren kann.

Im Halbdunkel des Museums hängen 10 Bildschirme, geordnet, mit Sichtachsen und Parallelen.
Und das Auge sucht und findet Parallelen - oder Ergänzungen - oder Widersprüchliches.
Hier der Edelsteinfasser, dort die archaische Erdarbeit. Mal der riesige Schuhladen, dann das Gnu, dessen Hufe neu beschlagen werden. Der Koch im Restaurant - oder der asiatische Ausbeiner mit der auf Futter wartenden Katze. Die Baletttänzerin beim Warmmachen - oder auf dem Bildschirm nebenan der schwitzende Bauarbeiter. Arbeiten bei Wassermangel - oder Unterwasser-Reinigungsarbeiten oder eine Open-Air-Reinigung ....

Filmstationen sind Bangalore, Indien / Boston, USA / Buenos Aires, Argentinien / Kairo, Ägypten / Hangzou, China / Hanoi, Vietnam / Johannesburg, Süd Afrika / Lodz, Polen / Rio de Janeiro, Brasilien und Tel Aviv, Israel.

Der vor 14 Tagen im Alter von 70 Jahren unerwartet früh verstorbene Filmemacher Harun Farocki
hat an der Berliner Film- und Fernsehakademie studiert und ab 1966 mit den Mitteln des Films politische, soziale und kulturelle Themen analysiert. Er hat den Blick der Kamera von der distanzierten Einstellung gelöst und die Filmperspektive demokratisch bis zum Betrachter geholt.

Die von der Harun Farocki Filmproduktion und dem Goethe-Institut Boston produzierte Videoarbeit Eine Einstellung zur Arbeit will die Augen dafür öffnen, welche Arbeitsvorgänge für Filmemacher eine Herausforderung sein könnten.

Eine weitere Installation von Farocki und seiner Frau Antje Ehmann "Arbeiter verlassen ihren Arbeitsplatz in 10 Städten", kann als aktualisiertes Remake des berühmten Lumière-Films vom Ende des 19. Jh. gesehen werden. Sie zeigt, wie Arbeiter in Städten weltweit ihren Arbeitsplatz verlassen. Hier folgen Ehmann und Farocki der Philosophie der frühen Filmer "Jedes Detail der bewegten Welt ist es wert, festgehalten zu werden".

Die Künstlergespräche im Museum Folkwang - tumbletalks 2014 - übernehmen für Eine Einstellung zur Arbeit am 24. August 2014, 12 Uhr, Freunde und Weggefährten der Künstler, nämlich der Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher Kasper König und der Autor Diedrich Diederichsen.

ab 16. August, 12 Uhr, Museum Folkwang, Essen
Antje Ehmann / Harun Farocki: Eine Einstellung zur Arbeit
Laufzeit: bis 28. September (Öffnungszeiten des Museums)

24. August, 12 Uhr, tumbletalk 2
Kasper König / Diedrich Diederichsen zu Harun Farocki

Ticket-Hotline - +49(0)221/280 210, www.ruhrtriennale.de

Autor:

Dorothea Weissbach aus Oberhausen

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