Mit kritischem Blick ins "Freudenhaus"
„Das ist für beide Seiten eine fruchtbare Angelegenheit“, ist Markus Beutner-Schirp, Intendant des Theater Freudenhaus, sicher. Die beiden Seiten sind die Schüler der Literaturkurse der Frida-Levy-Gesamtschule und auf der anderen Seite die kleine Bühne an der Westfalenstraße.
Schon seit einiger Zeit gibt es eine Kooperation zwischen Bildungsstätte und Revier-Bühne - diese wurde im vergangenen Schuljahr aber gehörig erweitert. „Wir haben schon einige Gastspiele in der Schule hinter uns und die Schüler der Theater-AG sollen auch irgendwann hier im Theater Freudenhaus proben. Für den Literaturkurs gab‘s nun ein ganz neues Angebot. Wir haben die ersten Theater-Scouts gesucht“, so Beutner-Schirp. Und: Mit Saskia Teuber und Fabian Kranjc wurden diese auch schnell gefunden!
Die heutigen Zwölfklässler waren zu Beginn der Kooperation „sehr gespannt“. Saskia Teuber: „Wir wurden ganz lieb begrüßt und durften schon hinter die Kulissen schauen. Der ist schon spannend, der Theateralltag.“
Auch Fabian Kranjc blickte seinen künftigen Aufgaben mit Spannung entgegen. „Wir haben jetzt Stücke ausgewählt und sollen unsere Eindrücke dann im Literaturkurs schildern. Ich hoffe, wir geben unseren Mitschülern die richtigen Tipps.“
Denn im besten Fall sollen die, durch die Berichte der Scouts, zum Theaterbesuch animiert werden. „Natürlich ist es für uns eine großartige Chance, mehr junge Leute für unsere Arbeit zu begeistern“, so der Freudenhaus-Intendant.
Angesehen haben sich die Scouts übrigens „Budenzauber“, die legendären „Freunde der italienischen Oper“, „WC Geflüster“ und „Wat‘n Glück, dat ich keine Arbeit kenn‘“.
Und die Rechnung? Die ging zum Schuljahresende für beide Seiten auf: „Unsere Scouts waren von allen Theater-Abenden begeistert und haben uns auch, wie geplant, wichtiges Feedback darüber gegeben, was an den Stücken für die junge Generation interessant und was eher unwichtig ist. Wichtig und interessant war für unser Theater u.a. die Tatsache, dass ein ‚Klassiker‘ wie ‚Freunde der italienischen Oper‘ auch von diesem jungen Publikum geschätzt wird. Damit hat sich meine persönliche Einschätzung bestätigt, dass gute Ruhrgebietskomödien wirklich ‚generationenübergreifend‘ funktionieren. Andererseits wurde nach dem Gastspiel von ‚Budenzauber‘ in der Frida Levy-Gesamtschule deutlich, dass z.B. ein Thema wie das ‚Büdchensterben‘ von der Schülergeneration nicht mehr als so relevant für ihre Lebensrealität empfunden wird. Dass es ergo auch eine Form von ‚Ruhrgebietskultur‘ gibt, die eher „Nostalgie“ ist, war bei der Themensetzung für das neue Stück ‚Pott sei Dank!‘ ein zentraler Gedanke“, so Beutner-Schirp.
Neben Gastspiel und Feedback-Gesprächen freut den Intendaten vor allem, dass die Schüler neugierig geworden sind: „Nach unserem Gastspiel in der Schule haben zahlreiche Schüler ihr Interesse darüber bekundet, dass sie sich gerne eine weitere Produktion unseres Hauses anschauen würden.“
Die erfolgreiche Kooperation wird übrigens fortgesetzt: Ein Gastspiel ist fürs neue Schuljahr bereits geplant. „Freunde der italienischen Oper“ wird in der Schule gespielt und zwei neue Theater-Scouts werden gesucht.
Und: Der Gedanke, die Theater-AG im „Freudenhaus“ proben zu lassen, ist auch nicht verworfen!
Autor:Mareike Schulz aus Essen-Steele |
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