Rosmari Trilling und Georg von Glasow in kunstwerden mit der Ausstellung „Pietra, forma e luce“
Marmorbilder stehn und sehn mich an
Schon Goethe fragte: „Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach. Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, und Marmorbilder stehn und sehn mich an…“
Unzählige Generationen deutscher Künstler zog es wie magisch ins Land, wo ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht. Auch Rosmari Trilling und Georg von Glasow ließen sich von Italien inspirieren, sogen dessen unglaubliches Licht in sich auf. Bei kunstwerden ist nun auch ein Stück vom Süden zu finden. Dafür wagt man sich mal wieder an eine Doppelausstellung. Petra Steinhardt hat gesichtet, entschieden, darüber mit beiden Künstlern intensive Gespräche geführt und so manche Diskussion, dabei keine Kompromisse zugelassen. Wie sie nun steht und hängt, ist die Ausstellung genau richtig. Sie lebt von Kontrasten vordergründig materieller Art, wenig scheinen Fotografie und behauener Stein miteinander zu tun zu haben. Und doch gehen hier diese so unterschiedlichen „Werkstoffe“ eine geheimnisvolle Symbiose ein. Ihnen gemeinsam ist die Faszination für Licht und Form.
Faszination Stein
Das Bergdorf Azzano liegt in der Nähe von Pietrasanta - was übersetzt Heiliger Stein bedeutet - und bietet eine Sommerakademie mit den Schwerpunkten Malen, Zeichnen und natürlich Bildhauerei. In den nahegelegenen Steinbrüchen am Monte Altissimo bauen die Menschen nämlich seit Jahrhunderten den König der Steine ab. Bereits Michelangelo hat hier im Auftrag der Medici Vorkommen erschlossen. Und Rosmari Trilling strahlt, wenn sie sagt: „Marmor ist mein Ding. Ich mag ihn gerne bearbeiten.“ Anders als der eher körnige Sandstein gibt Marmor erst nach intensivem Ringen sein Geheimnis frei und betört mit schmeichelnder Schönheit. Grob behauene und glatt polierte Flächen bieten eine gekonnte Verschmelzung von visuellem und taktilem Reiz. Die Künstlerin war immer fasziniert von Steinen, ob früher in Norwegen, ob bei ihrem ersten Bildhauerkurs 1999 in Avignon. Seitdem zog es sie immer wieder nach Azzano, auch arbeitet sie in der Kettwiger Bildhauerwerkstatt „Freischlag“. Dort reizt sie das freie und doch gemeinschaftliche Schaffen: „Ich arbeite gerne mit anderen zusammen. Ich finde immer toll, was die machen und denke dann: Das schaffe ich nie.“ Hier stellt Rosmari Trilling ihr Licht doch ein wenig unter den Scheffel. Mit abstrakter Stele aus Rotem Travertin, gerade in ihrem Minimalismus anrührenden Marmorköpfen, nahezu transparenten Fischen aus Alabaster und einem grandiosen Engelsflügel aus ligurischem Port‘ Oro bietet sich eine erstaunliche Breite. Aus ihrem Werk spricht eine tiefe Faszination für den und Liebe zum Werkstoff Stein.
Analoge Fotografie
Georg von Glasow setzt sich seit Anfang der 1990er Jahre intensiv mit der analogen Fotografie auseinander und arbeitet auf seinen Fotoreisen vorzugsweise mit Mittel- und Großformaten in schwarz-weiß. Er nutzt ganz bewusst alte Techniken, ganz klassisch mit Filmrolle, entwickelt im eigenen Fotolabor, wo Bromsilbergelatineabzüge entstehen. Er spürt den Dingen nach, die scheinbar im Abseits liegen. Oft gewinnt eine vielsagende Abwesenheit die Oberhand. So sind es nicht selten menschenleere Landschaften, die sein Interesse wecken und sensibel Stimmungen einfangen lassen. So schafft es von Glasow auch im von Reizen überbordenden Italien, mit seiner Kamera nicht nur reflexartig die unzähligen großartigen Kunstwerke zu bannen. Gezielt tritt er diesen einen Schritt zur Seite und sucht die etwas anderen Sujets. Das darf dann eine desperate Weggabelung irgendwo im Nirgendwo der Po-Ebene sein oder der wie leergefegt daliegende Domplatz im apulischen Hafenstädtchen Trani. Hier türmen sich die Marmorwände in Carrara, dort faltet sich eine Gardine im Spiel von Lichteinfall und Schattenwurf. Die in Italien zwischen 2002 und 2007 entstandenen Fotografien zeigen Steine. Oft sind sie symbolhaft aufgeladen: Ein Taufstein, eine Kaimauer, ein Kreuzgang.
Bis zum 3. April
Die Doppelausstellung von Rosmari Trilling und Georg von Glasow „Pietra, forma e luce“ in den Räumen des Vereins Kunstwerden, Ruhrtalstraße 19, bietet dem geneigten Betrachter einen imaginären Spielraum, der viel Platz lässt für Assoziationen. Die Ausstellung läuft bis zum 3. April und ist zu den Öffnungszeiten freitags von 20 bis 24 Uhr, sonntags von 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung zu erleben.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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