Die Ausstellung „Flussgeschichte(n)“ im Stadtmuseum Hattingen
Leben im Tal der Ruhr
Der Werdener Peter Bankmann ist „Ruhri“ aus Passion. Aus seinem Buch über das Ruhrtal „Burgen, Schleusen und Oasen“ ist nun eine Ausstellung geworden. Das im Ortsteil Blankenstein gelegene Stadtmuseum Hattingen präsentiert ab dem 2. Juni die „Flussgeschichte(n)“.
In der bis zum 29. August laufenden Ausstellung sind auch Werdener Objekte und Themen zu sehen. Zur Eröffnung konnte es nur eine digitale Einführung geben. Man hofft aber, dass bald wieder Museumsbesuche möglich sind. Zu entdecken ist eine Ausstellung über die Ruhr, über ihr Tal und die schöne Natur, über einen ganz besonderen Menschenschlag und prägende Köpfe, über schweißtreibende Arbeit und technische Glanzleistungen, aber auch über Freizeitvergnügungen.
Peter Bankmann lebt in Fischlaken, dem wohl ältesten Dorf an der Ruhr, ist Mitbegründer und 1. Vorsitzender des Vereins „Freundeskreis Gartenhaus Dingerkus“. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit historischen Themen zur Stadt Essen und der ehemaligen Stadt und Abtei Werden sowie mit dem Ruhrtal. Dazu gibt es Veröffentlichungen und Vorträge.
Rasante Veränderungen
Das Leben im Tal der Ruhr hat seine Wurzeln in der Zeit Karls des Großen. Ab dem 9. Jahrhundert entstanden erste Klöster und Kirchen, im Mittelalter folgten Burgen und Adelssitze. Bereits fürs 16. Jahrhundert sind die Anfänge des Bergbaus und der Metallverarbeitung dokumentiert. Mit der Industrialisierung an der Schwelle zum 19. Jahrhundert veränderte sich die spannende Flusslandschaft rasant. Bergbau, Ruhrschifffahrt und Eisenbahn waren die Motoren des Wandels und aus dem reißenden Gebirgsfluss wurde ein gezähmter Industriestrom, eingezwängt durch Wehre, Mühlen, Schleusen und Stauseen. Das Leben im Pott bedeutete harte Maloche, aber auch, sonntags mit Kind und Kegel ins Grüne, an die Ruhr zu pilgern. Ihr Tal ist inzwischen DAS Naherholungsgebiet eines der größten Ballungsräume Europas.
Schöne Details
Das Hattinger Stadtmuseum bietet ideale Räumlichkeiten für eine kleine, aber feine Schau. Bankmann hatte Kontakt aufgenommen zu Museumsleiterin Gudrun Schwarzer-Jourgens, die auch sofort anbiss. Viel Bildmaterial ist zu sehen, wertvolle Schiffsmodelle, Postkarten, Bücher, Geschichten zum Nachblättern. Peter Bankmann strahlt: „Es ist alles da, nur vieles in Vergessenheit geraten.“ Die mit einer Gestalterin konzipierte Schau enthält viele schöne Details. So kann der Ausstellungsbesucher ein wenig verweilen im stilisierten Biergarten, der dem legendären oben auf dem Werdener Pastoratsberg nachempfunden wurde. Am Boden mäandriert eine blaue Schlange als Nachbildung der 219 Kilometer langen Ruhr und „durchfließt“ eine Nachbildung der Fußgängerbrücke, die einst die Herdecker Villa des Schraubenfabrikanten Wilhelm Funke mit dem „Mäuseturm“ auf dem anderen Ruhrufer verband. Das detailgetreue Modell einer Kohlenaake ist zu betrachten, dahinter leuchtet ein Foto der Holzskulptur, die Künstler Roger Löcherbach auf dem Brehm schuf: Ein Aakebas mit seinem Stecken.
Besuch bald möglich
Der Eintritt ist frei, das gilt auch für die Dauerausstellung, die in die Geschichte der Stadt Hattingen und ihres Umlandes einführt. Bald wird auch ein Besuch möglich sein. Da aber zunächst keine Besucherinnen und Besucher ins Museum kommen konnten, hatte sich Museumsleiterin Gudrun Schwarzer-Jourgens eine Corona-konforme Alternative überlegt: ein Video mit Bürgermeister Dirk Glaser, Peter Bankmann und Walter Ollenik vom Förderverein gab einen ersten Vorgeschmack auf die Ausstellung. Das Video ist auf www.stadtmuseum.hattingen.de anzuschauen. Dort sind auch weitere Infos sowie die Öffnungszeiten zu finden.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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