Konkret-lustvoller Spannungsbogen - Ausstellung „Ursula Hirsch“ eröffnet am Sonntag in kunstwerden

Ursula Hirsch mit den Arbeiten "Sans Tête", "Eintier" und "Zweitier".
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  • Ursula Hirsch mit den Arbeiten "Sans Tête", "Eintier" und "Zweitier".
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Ab Sonntag sind in den Räumen von „kunstwerden“ Arbeiten der Mülheimer Künstlerin Ursula Hirsch zu sehen. Unter dem Titel „Konkret-lustvoll“ öffnet sich dem Betrachter eine kunstvolle Welt.

Konstruktivistische Arbeiten von 1969 in strenger Formensprache bis hin zu jüngsten, verspielten Werken, die „La Bête“, „La Créature, „Blauhaar“ oder „Rotnase“ heißen. Höchst unterschiedliche Materialien, Abstrakte Malerei, Grafiken, Reliefs in Edelstahl, Radierungen, Collagen sowie Plastiken: Ursula Hirsch wollte und ließ sich nie festlegen, festzurren. Ihre offene Haltung den Mitmenschen und der Natur, den spirituellen Anfängen der Riten und Religionen gegenüber halfen ihr, stets neue Kraft zu schöpfen und aussagekräftige Werke zu schaffen.

Sanft überredet

Zuletzt beteiligte sie sich gerne in kleinerem Umfang mit Beiträgen an Themen-Ausstellungen, scheute den kräftezehrenden Aufwand einer großen Einzel-Ausstellung, die letzten dieser Art in Mülheim an der Ruhr und Essen liegen schon lange zurück: „Eigentlich wollte ich das nicht mehr. Doch dann haben mich Gabriele und Petra sanft überredet. Und es ist toll geworden, ich brauchte mich um fast nichts kümmern. Herrlich!“

Ein vitales Werk

Die Mülheimer Künstlerin Gabriele Klages als Kuratorin dieser so spannenden Einzelpräsentation kennt Ursula Hirsch und fühlte, dass es mal wieder Zeit wurde für eine große Ausstellung: „Ein vitales Werk - das gezeigt werden sollte - und so tun wir es jetzt und laden ein, Ursula Hirsch ebenso neu wie wieder zu entdecken.“ Mit leuchtenden Augen berichtet Klages, wie sie mit Petra Steinhardt vom Museum Folkwang in den Mülheimer Räumen der Künstlerin ins Archiv steigen und unzählige Schätze entdecken durfte: „Immer wieder Neues kam zum Vorschein, ein so umfassendes und abwechslungsreiches Werk verblüffte und begeisterte!“

Atemberaubendes Werkschaffen

In der Tat, Ursula Hirsch ist eine Künstlerin, die auf ein atemberaubendes, 60-jähriges Werkschaffen zurück blicken darf, organisiert sich als aktives Mitglied im „Ruhrländischen Künstlerbund“ und in der „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Künstler“. Doch die 85-Jährige ist weit davon entfernt, sich als „Grande Dame der Mülheimer Kunstszene“ oder gar „künstlerische Autorität“ zu inszenieren.

Neugierig

Sie verblüfft den Gesprächspartner mit ihrer höchst vitalen, oft geradezu kindlich-neugierigen Art, hier ist eine Künstlerin zu erleben, die einerseits dankbar ist, dass ihr so mannigfaltige Talente in die Wiege gelegt wurden, andererseits mit jedem neuen Werk kämpft, bis es zur ihrer Zufriedenheit stimmig ist.
Ursula Hirsch über diesen oft langwierigen Prozess: „Es gibt kein Rezept. Ich beschäftige mich viel mit meinen Arbeiten. Dennoch bin ich am Ende immer wieder überrascht. Ich weiß oft gar nicht, wieso ich genau so arbeite, das kommt irgendwie. Vielleicht ist das so, es kommt zu uns!“ Bevor aber die Gefahr droht, ins irgendwie nebulöse Spirituelle abzudriften, holt Ursula Hirsch sich und den Betrachter der Bilder wieder auf den Boden der Tatsachen mit erfrischenden Erkenntnissen: „Das Bild sagt zu mir: Hey, ich bin noch nicht fertig! Probier‘ doch noch mal! Und irgendwann sagt das Bild: So, jetzt ist aber Schluss!“

Klare Formensprache

Auch gibt sie gerne zu, dass sie nach Jahrzehnten der Befassung mit der klaren Formensprache, die ihre Werke ausstrahlen und Tiefe geben, erst wieder zu ihren Ursprüngen zurück finden musste: „Ich musste das freie Zeichnen erst wieder erlernen. Mir war nach der Arbeit mit Zirkel und Lineal die Leichtigkeit der Hand abhanden gekommen!“

Ewig jung

Irgendwie schafft es die ewig-junge Ursula Hirsch mit ihrer verschmitzten, höchst erfrischenden Erscheinung, die Jahre wegzuwischen. 1947 begann sie eine künstlerische Ausbildung in München und Essen und anschließend eine Glasmalerlehre in Bonn. Sie spezialisierte sich auf sakrale Glasfenster, 1958 folgte die Meisterprüfung. Unzählige Werke sind im Ruhrgebiet zu bestaunen, aber auch in Südfrankreich. Dort entstanden in einer kleine Kapelle in der Wildnis der Cévennes Fenster, für die sie sogar einen Orden der Republik Frankreich verliehen bekam: Ursula Hirsch ist ein „Chevalier de l‘Ordre des Arts et des Lettres“. Auch gestaltete sie den Kreuzweg im Zisterzienserinnenkloster Mülheim-Saarn.
Sie war bis zu seinem Tod 1978 mit dem Bauhaus-Künstler Werner Graeff verheiratet. Eine wertvolle, bereichernde Partnerschaft, in der sie ihre Eigenständigkeit und künstlerische Produktivität selbstständig ausleben konnte.

Konsequente Fortentwicklung

Der in dieser Art wohl einmalige Spannungsbogen von minimalistischen und konstruktiven Arbeiten bis hin zu den heutigen, höchst humorvollen, figurativ-abstrakten Werken zeigt eine konsequente Fortentwicklung der frühen künstlerischen Ansätze, die es Ursula Hirsch ermöglicht, noch immer ihre Kunstwerke zu schaffen, die hochmodern und sehr zeitgemäß sind.

Eröffnung

Zur Eröffnung am Sonntag, 22. März, um 15 Uhr, hat sich Ursula Hirsch liebe Freunde eingeladen. Maria Neumann vom Theater an der Ruhr liest Gedichte von Nicolas Born, dazu liefert der Bassklarinettist und Saxophonist Eckart Koltermann aus Herne selbst komponierte Neue Musik.

Ausstellung

Die Ausstellung wird am Sonntag, 22. März, um 15 Uhr eröffnet und läuft bis zum 24. April. Am Sonntag, 12. April, gibt es um 16 Uhr ein Gespräch mit der Künstlerin.
„Ursula Hirsch, konkret-lustvoll“ in den Räumen von kunstwerden, Ruhrtalstraße 19a, TOR 2, 45239 Essen.
Öffnungszeiten sind freitags 20 bis 24 Uhr und sonntags 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.

Ursula Hirsch mit den Arbeiten "Sans Tête", "Eintier" und "Zweitier".
Ursula Hirsch mit ihrer konstruktivistischen Arbeit "FLAG 5"  von 1969.
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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