Isenbügeler feiern ihren traditionellen Blotschenball seit 1804
Sie klackern und klopfen, die Blotschen an den Füßen der Kids der „grünen“ Adolf-Clarenbach-Schule. Während gerade die Kids aus den vierten Klassen quasi schon alte Hasen sind, sind die gerade die Erstklässler richtig aufgeregt vor ihrem Auftritt. Kein Wunder, einen Holzschuhtanz führt man eben nicht alle Tage auf. Eine der Newcomerinnen in den Holzschuhen ist Salome (6). Sie ist erst vor wenigen Wochen eingeschult worden. Eigentlich ist sie ein echter Tanzprofi, allerdings nur in normalen Schuhen. „Die Blotschen sind wesentlich schwerer, damit darin nicht so rutscht, ziehen wir dicke Stoppersocken an“. Geprobt haben die Kids ihren Tanz zuvor im Sportunterricht. Die Choreographie sitzt mittlerweile bei Salome perfekt. Dennoch ist sie aufgeregt. „Ich hoffe, dass wir alle im Takt bleiben. Denn die Holzschuhe tragen wir ja für die Klackergeräusche. Das ist lustig. Aber es hört sich nur richtig gut an, wenn wir synchron bleiben“.
Die Blotschen sind in der Regel eine Leihgabe, nur wenige Kinder bringen ihre eigenen mit. „Wir haben davon in allen Größen genug“ weiß Lilli (9), die als Viertklässlerin schon ein alter Hase ist. „Wir leihen sie uns immer von der Schule“, ekelig findet sie das nicht, in den Schuhen von Anderen zu tanzen, denn „wir haben ja dicke Socken an.“ Diese „Stinkesocken“, wie ein anderer Junge seine dicken Pluschstrümpfe nennt, ziehen sich nun alle Kids noch schnell über, als Schutz vor dem harten Holz, aber auch, damit die Schuhe nicht so rutschen, immerhin marschieren die Kids vom Hof ihrer Grundschule in das Festzelt ein, da müssen sie schon so einige Meter in ihren Blotschen zurücklegen.
Derweil erfreuen sich die Kids der Grundschule an ihrem Blotschentanz, mit einer ganz besonderen Musik. Denn da der Computer, nach „einigen Jahrhunderten das erste Mal durch den Klimawandel kapituliert“, wie Franz-Josef Artz, Vorsitzender des Isenbügeler Bürgervereins, der Veranstalter des Traditionsfestes ist, moderiert, nimmt Kindergärtnerin Gabi Gelder kurzerhand selbst das Mikro in die Hand und singt live, ohne Musik. Das Publikum im rappelvollen Festzelt dankt es ihr mit einem tosenden Applaus. Dann marschieren die Grundschulkids ein, jedes mit einer Sonnenblume in der Hand. Salome schaut angespannt von der liebevoll herbstlich dekorierten Bühne auf das Publikum. Dann sind alle Kids sortiert, der erste Tanz beginnt und sobald die Musik erklingt, ist sie ganz in ihrem Element und die Anspannung vergessen. Vor dem Festzelt steht Grundschüler Julian. Er macht bei den Tänzen nicht mit. Warum, dass weiß er eigentlich auch nicht genau. „Aber ich feiere jedes Jahr gerne hier, es gibt immer so leckere Süßigkeiten.“ Dazu trägt er ein Halstuch mit einer „Brosche“ in Form eines Blotschen mit seinem Namen eingebrannt. „Die habe ich als Erinnerung vergangenes Jahr bekommen“, erinnert sich der Junge und wirft erst einmal einen Blick auf das rege Treiben im Festsaal. Nicht undankbar, dass er das ganze Spektakel als Zuschauer genießen darf.
Die traditionellen Tänze sind ein Highlight des Blotschenballs, der stets Freitags mit einer Rocknacht beginnt, dieses Mal mit den Bands „Bryan 69“ und „Mottek“ . Am Samstag gibt es im Festzelt stets eine Disco für alle Tanzfreunde. Der Sonntag steht stets im Zeichen der Familie. Nach den Blotschentänzen sorgen musikalisch „das Duo“ und französische Akkordeonmusik für Unterhaltung. Neben der Kirmesunterhaltung und der Glückslotterie war auch ein echter Holzschuhmacher mit dabei. Den Blotschenball feiern die Isenbügeler übrigens schon seit 1804.
Autor:Isabel Nosbers aus Essen-Werden |
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