Interview mit Norbert Bauer zum Ruhr-Atoll

Das U-Boot, der Eisberg, Kabakov und das Teehaus - diese vier Inseln ziehen eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Mitten auf dem Wasser, sind sie trotzdem ganz nah - und zu betreten. Ein ganz besonderes Erlebnis im Kulturhauptstadtjahr.

Der Konzept-Künstler Norbert Bauer hat sieben Jahre für die Verwirklichung seiner Idee des Ruhr-Atolls gekämpft und gearbeitet. Kurz vor dem Endes des Projektes sprach er mit dem Werden Kurier.

Endspurt beim Ruhr-Atoll...
„Ja. Am 10. Oktober ist Schluss mit dem Bootsverleih. Danach werden die Inseln in den Hafen an Haus Scheppen gebracht. Dort können sie zumindest drei Monate über den Winter bleiben.“

Was passiert dann mit den Inseln?
„Wir versuchen sie zu verkaufen. Es gibt auch erste Anfragen von Museen. Das Ostasiatische Museum in Köln interessiert sich beispielsweise für die Teehaus-Insel. Und Hamburg und Hannover wollen die Kabakov-Insel als Leihgabe. Einen Rückbau möchte ich verhindern. Wir haben mit dem Ruhr-Atoll 100.000 Besucher angelockt, die Tretboote wurden 30.000 Mal ausgeliehen. Das ist ein riesiger Erfolg. Wir sind eines der erfolgreichsten Projekte der Kulturhauptstadt!“

Das klingt sehr zufrieden?
„Nein, nicht wirklich! Trotz des Erfolges haben wir ein sechsstelliges Defizit. Der Kostenapparat ist riesengroß und es fehlt leider an Unterstützung“
Inwiefern?
„Ich bin von anderen Projekten ein größeres Engagement des direkten Umfeldes gewöhnt. Aber aus Werden kam ja gar nichts. Ich bin fassungslos, dass wir so ignoriert worden sind. Da ist nicht ein Cent geflossen und dabei haben wir mit dem Projekt Werden viele Besucher beschert. Das hat mich sehr enttäuscht. Um so mehr freue ich mich über die Sachspenden, die es wenigstens gab. “

Und wer kommt jetzt für das Defizit auf, Hauptsponsor RWE?
„Nein, das wollen wir alleine schaffen. Es gibt ja Sachwerte. Wir wollen die Modelle und die Inseln verkaufen. Außerdem haben wir einen Sponsor für einen Katalog gewinnen können. Der wird im Buchhandel vertrieben und bringt auch Geld in die Kasse.“

Das heißt, Sie sind aber noch eine ganze Weile mit dem Ruhr-Atoll beschäftigt...
„Ja, es muss alles noch abgewickelt werden. Die Halle hier im Tor 2 haben wir bis Ende des Jahres, so lange können hier auch noch Veranstaltungen durchgeführt werden. Im Anschluss brauche ich zur Lagerung neue Räumlichkeiten oder bestenfalls habe ich alles bis dahin verkauft.“

Wie enttäuscht sind Sie, dass der Rettungsring doch nicht kam?
„Es steckte viel Arbeit drin, deshalb ist es schon schade, aber als wir die technischen Voraussetzungen und die Finanzierung hatten, konnten wir einfach nicht mehr den Wasserspiegel der Ruhr absenken. Es ist tragisch, aber es ging einfach nicht.“

Und die Äpfel?
„Das ist unglaublich, dass ein Kunstwerk, welches gar nicht zustande kam, eine solche Aufmerksamkeit bekam. Aber das hat uns und den Künstler sehr gefreut.“

Hatten Sie eine Art Lieblingsteilprojekt?
„Kabakov, ganz klar! So ein Kunstwerk darf man auch nicht zurückbauen und somit zerstören. Das muss erhalten bleiben. Der Adelschlag ist natürlich die Signatur des Künstlers. Er war so zufrieden mit der Umsetzung, er war als er hier war sehr begeistert.“

Und haben Sie denn auch schon neue Projekte im Auge?
„Zunächst freue ich mich darauf, die Rolle des Geschäftsführers nicht mehr zu spielen. Ich bin Künstler und habe seit vier Jahren nur Management betrieben, statt selber etwas zu schaffen. Es wird Zeit, dorthin zurück zu kehren. Ich habe im Kreis Recklinghausen ein Tunnelprojekt angenommen. Außerdem möchte ich gerne in der Stadt Görlitz das Brückenprojekt umsetzen. Das wäre ein großer Wunsch von mir.

Autor:

Melanie Berg aus Essen-Süd

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